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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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zwei Plätze freigeworden waren. »Was ist passiert?« fragte Cædmon.
    »Ich nahm an, das wüßtest du. Oder hat eine Stimme dir im Traum gesagt, du solltest mal herkommen und nach dem Rechten sehen?« »Nein, Guthric. Er kam auf dem Weg nach York zu Hause vorbei und sagte, es gebe Ärger im Vexin, und der König habe Lanfranc Nachricht gesandt, er solle alle verfügbaren Männer nach Rouen schicken. Das ist alles, was ich weiß. Ich bin sofort mit zwanzig meiner Männer aufgebrochen. Also?«
    »Hugh Estevel und Ralph Mauvoisin, zwei französische Ritter, die zu den Besatzungstruppen von Mantes gehören, haben mit ihren Horden mehrfach die Grenze überschritten und sind in der Normandie eingefallen. In der Gegend von Évreux und Pacy haben sie das Land verwüstet, Bauern und Vieh abgeschlachtet und so weiter. Danach haben sie sich ins Vexin zurückgezogen, aber der König ist nicht gewillt, sich diese Beleidigung kommentarlos gefallen zu lassen.«
    »Und dafür stellt er ein Heer auf?« fragte Cædmon verständnislos. »Weil Philip von Frankreich über die Grenze gespuckt hat?«
    »Philip von Frankreich? Oder Prinz Robert?« entgegnete Eadwig vielsagend.
    Cædmon nickte versonnen. Nach dem erneuten Zerwürfnis mit König William vor vier Jahren war sein ältester Sohn in aller Offenheit an den Hof nach Paris gegangen, und seither war immer schwer zu sagen, ob es Philip oder Robert oder beide zusammen waren, die Williams Macht zu schmälern oder ihn zu provozieren versuchten – bislang erfolglos.
    Eadwig verschränkte die Arme. »Zehn Jahre hält Philip jetzt das Vexin besetzt. Ich dachte, William hätte sich längst damit abgefunden. Aber offenbar habe ich mich geirrt.«
    »Du solltest ihn besser kennen. Mit so etwas findet er sich niemals ab. Er war nur in diesen zehn Jahren immer von so vielen Seiten bedrängt,daß er sich nie darum kümmern konnte. Aber es bleibt eine Tatsache, daß das Vexin ihm ebenso lehnspflichtig ist wie dem König von Frankreich. Sein Vater hat Philips Vater zu seinem rechtmäßigen Thron verholfen und zum Dank das halbe Vexin erhalten. Die Normannen haben es nicht erobert, verstehst du, es war eine Gabe für treue Dienste. Das ist ein Prinzip, an das William unerschütterlich glaubt, darum beleidigt diese Sache ihn so.«
    »Das ist mir neu«, entgegnete Eadwig überrascht. »Ich glaube auch nicht, daß Rufus es weiß.«
    »Ihr müßt ja auch nicht alles wissen«, erwiderte Cædmon grinsend, wurde aber gleich wieder ernst. »Trotzdem ist es merkwürdig. Wie viele Männer hat er wohl?«
    Eadwig zuckte mit den Schultern. »Hier auf der Burg wenigstens vierhundert. Draußen vor der Stadt ist ein Zeltlager, aber ich weiß nicht, wie viele dort sind.«
    »Ich bin daran vorbeigekommen. Ich würde schätzen, drei- bis viertausend.«
    »Du meine Güte … Das ist ein Erobererheer!«
    Cædmon nickte. »Da könntest du durchaus recht haben.«
     
    Er fand den König in düsterer Stimmung.
    »Das wurde ja wohl auch langsam Zeit!«
    »Ich bitte um Verzeihung, Sire, aber die Nachricht, daß Ihr mich zu sprechen wünscht, hat mich gerade erst erreicht.«
    »Ja. Ich hätte diesem Schwachkopf von Diener sagen sollen, daß er Euch vermutlich bei diesem verfluchten Verräter Godwinson findet.« Cædmon verzichtete darauf, ihn daran zu erinnern, daß Wulfnoth Godwinson kein Verräter war, oder ihm zu erklären, daß es auf der Burg derzeit drunter und drüber ging, so daß es durchaus Stunden dauern konnte, jemanden zu finden. Statt dessen sagte er gar nichts, und der König beendete das Schweigen mit einem ungeduldigen Wink und den Worten: »Wie dem auch sein mag. Erhebt Euch und erweist uns die Ehre, an unseren Beratungen teilzunehmen.«
    Cædmon stand auf und nickte den Prinzen und Kommandanten zu, die sich in Williams Gemach eingefunden hatten.
    »Cædmon.« Rufus saß scheinbar entspannt zurückgelehnt in einem der Sessel und lächelte. »Gut, daß du gekommen bist. Wie viele Männer bringst du?«
    »Zwanzig.«
    »Wir hörten, ihr hattet einen schweren Winter«, bemerkte der jüngere der Prinzen. »Alles in Ordnung in Helmsby?«
    »Nicht jetzt, Henry!« fuhr sein Vater ihm über den Mund. »Seid Ihr über die Situation im Bilde, Thane?«
    Cædmon nickte und faßte zusammen, was Eadwig ihm berichtet hatte. »Ja, so ist es«, grollte William. »Ich habe Philip von Frankreich eine Botschaft geschickt, mit der ich Anspruch auf das gesamte Vexin erhebe. Eben ist einer seiner Ritter mit der Antwort

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