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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sich und stellte fest, daß sich das wüste Stimmengewirr aus mehr nordischen als englischen Wortfetzen zusammensetzte. Sie war nicht verwundert. Mochten die westsächsischen Könige Nordengland auch zurückerobert haben, hatten die dänischen Kaufleute York doch niemals aufgegeben, und in ihren Herzen fühlten viele Leute in Northumbria sich immer noch dänisch.
    Erik hielt an und fragte einen der Ochsentreiber in seiner Sprache nach dem Weg. Der Mann antwortete ebenfalls auf dänisch und wies nach Nordosten, wo sich ein Kirchturm aus dem Häusergewirr erhob. Erik nickte und dankte ihm. Dann nahm er wieder ihre Hand. »Komm, Hyld. Wir haben es beinah geschafft. Es ist nicht mehr weit.«
     
    Sie hatten zwei Wochen gebraucht, drei Tage allein, um das Moor zu durchqueren. Der alte Gorm, zu dem Guthric sie geschickt hatte, war krank gewesen, darum hatte seine Enkelin sie geführt, ein stilles, zierliches dunkles Mädchen, jünger als Hyld. Anfangs war Hyld voller Argwohn gewesen. Das alte Volk war spärlich geworden in England, und es hieß, sie seien sonderbare Menschen und den Angelsachsen nicht wohlgesinnt. Doch das Mädchen führte sie sicher durch Sümpfe und Treibsand, so daß ihnen nichts Schlimmeres widerfuhr, als von Kopf bis Fuß von Mücken zerstochen zu werden.
    Nachdem sie sich von ihrer stillen Führerin verabschiedet hatten, waren sie Richtung Humber gezogen. Sie reisten stetig nach Norden, und die Nächte wurden kälter. Manchmal litten sie Hunger, denn sie mußten sparsam mit ihrem Geld umgehen und Erik, stellte Hyld halb belustigt, halb entsetzt fest, hatte nicht die leiseste Ahnung, wie man jagte. Also hatte sie sich eine notdürftige Schleuder geknüpft und wenigstens dann und wann einen Hasen oder eine Taube erlegt, dankbar, daßCædmon sich die Mühe gemacht hatte, ihr den Umgang mit dieser Jagdwaffe beizubringen, obwohl sie ein Mädchen war. Sie litt nach wie vor an Morgenübelkeit, und Erik war in ständiger Sorge, daß die Reise zu anstrengend für sie sein könnte, aber sie waren ohne größere Mißgeschicke und vor allem ohne die geringsten Anzeichen von Verfolgung nach York gekommen.
    »Und wie geht es nun weiter?« fragte sie, als sie nach rechts in eine kaum weniger belebte Straße einbogen, die zu der großen Kirche führte. Auf einer breiten Holzbrücke überquerten sie einen Fluß, der mitten durch die Stadt zu fließen schien.
    »Der Ouse«, bemerkte Erik.
    Hyld sah ihn ungläubig von der Seite an. »Aber unser Fluß zu Hause heißt Ouse!«
    Er hob lächelnd die Schultern. »Dieser auch. Die große Klosterkirche dort drüben ist St. Peter. Aber die Leute nennen sie das Münster. Dort hält sonntags der Erzbischof das Hochamt.«
    »Warst du schon einmal hier?« fragte sie neugierig.
    Er nickte. »Aber nur kurz. Ich kenne die Stadt kaum.«
    Auf der anderen Seite der Brücke blieb Hyld stehen und nahm entschlossen seinen Arm. »Wohin gehen wir, Erik?«
    Er sah auf sie hinab. »Du weißt es doch längst, oder?«
    »Du willst zu Earl Tostig? Harold Godwinsons Bruder?«
    Er lächelte, nahm ihre Hand, und sie schlenderten weiter. »Ich habe mich gewundert, daß du nicht eher davon angefangen hast.«
    »Wirklich?«
    »Hast du Angst, mein Vorhaben könnte ein so abscheulicher Akt des Hochverrats sein, daß du nicht bei mir bleiben kannst? Und dann wüßtest du nicht, wohin mit dir und dem Balg, das du trägst?«
    Sie seufzte. »So ist es.«
    Er legte den Arm um ihre Schulter. »Sei unbesorgt. Ich überbringe nur eine Botschaft.«
    »Ein Angebot«, mutmaßte sie düster. »Wenn Harold Godwinson seinen Bruder fallenläßt und die Thanes von Northumbria sich erheben, bietet Harald Hårderåde Tostig Männer und Waffen, wenn Tostig im Gegenzug Haralds Thronanspruch unterstützt. Ist es nicht so?«
    Erik warf ihr einen anerkennenden Blick zu. »Und du willst behaupten, du verstehst nichts von Politik?«
    Hyld blieb wieder stehen. »Warum schickt dein König Harald Hårderådenicht einfach einen offiziellen Gesandten zu Tostig? Warum ausgerechnet dich? Warum die Heimlichtuerei?«
    Erik nickte. »Ja, er wird Tostig Gesandte schicken. Hat es vielleicht längst getan. Ich war hier, um herauszufinden, wann der beste Zeitpunkt dafür ist. Wie Tostig und Harold Godwinson wirklich zueinander stehen. Wie sie zum König stehen. All diese Dinge.«
    Sie zog eine säuerliche Miene. »Und um das zu tun, hast du meinen Vater und Harold Godwinson bei jeder Gelegenheit belauscht, wenn der Earl nach Helmsby kam. Das

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