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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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erwachendem Interesse. »Dann ist die Botschaft wohl wichtig, was?«
    Erik nickte knapp. »Äußerst wichtig.«
    »Und vertraulich?«
    »Absolut.«
    »Tja …« Plötzlich packte der Soldat Erik hart am Arm und zog ihn mit einem Ruck näher. »Dann mußt du dich nach Britford bemühen, Bürschchen, da findest du Tostig, den verfluchten, mörderischen Bastard, der seit gestern nicht mehr Earl of Northumbria ist!«
    Eriks Magen verkrampfte sich. »Dann … dann nehme ich an, daß meine Botschaft sich erledigt hat.«
    »Die Entscheidung wollen wir Earl Morcar überlassen. Ich bin sicher, er ist brennend daran interessiert zu hören, was die Godwinsons aushecken.«
    »Morcar?« fragte Erik ungläubig, für einen Moment überwog seine Verblüffung seine Furcht. »Der Bruder des Earl of Mercia?«
    »Genau der. Er ist leider noch nicht in York, um sich deine interessante Botschaft anzuhören, aber wir werden dich hier sicher verwahren, bis er kommt.« Er drehte Erik den Arm auf den Rücken und stieß ihm die Faust zwischen die Schulterblätter. »Vorwärts.«
    Plötzlich spürte der Wachoffizier ein Brennen wie von einem Nadelstich in der Nierengegend.
    »Laßt ihn los«, sagte Hyld leise, fast höflich. »Es ist Euer eigener Dolch, den Ihr spürt, Captain. Laßt ihn los, oder ich ramme ihn rein bis zum Heft, ich schwör’s bei Gott.«
    Der bärtige, breitschultrige Captain stand wie vom Donner gerührt. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas eine Mädchenstimme sagen hören. In seiner Verblüffung folgte er dem Befehl und ließ den jungen Dänen los. Dann tastete er mit der Rechten nach seinem Dolch. Er war tatsächlich verschwunden. Das kleine Luder mußte ihn ihm ausder Scheide am Gürtel gestohlen haben, ohne daß er das geringste gemerkt hatte.
    »Hyld …«, begann Erik unsicher, aber sie fiel ihm ins Wort: »Komm her. Stell dich neben mich, nimm meinen freien Arm, und dann schlendern wir alle drei zum Tor, so als wäre alles in bester Ordnung. Lächelt, Captain.« Sie bohrte den Dolch ein bißchen tiefer durch den festen Wollstoff seines Mantels und das Leinengewand darunter, und der Captain fuhr fast unmerklich zusammen. »Lächelt«, wiederholte sie.
    Er spürte ein kleines, warmes Rinnsal den Rücken hinablaufen. Und er lächelte.
    Langsam, als habe der allgemeine Müßiggang sie angesteckt, spazierten sie zum Tor, Erik und Hyld Arm in Arm, der Captain dicht neben ihnen, das Lächeln wie festgeleimt auf seinen Zügen.
    »Sagt der Wache, Ihr begleitet uns zum Sheriff«, befahl Erik leise. Sein Magen war immer noch wie verknotet, er versuchte, die Augen überall gleichzeitig zu haben, aber er hatte die Fassung wiedergefunden. »Dann kommt Ihr mit uns bis zum Münster, und dort lassen wir Euch gehen.« Er sah über Hylds Schulter und bauschte ihren Umhang kurz auf, so daß er sich über ihren Ellbogen legte und die Hand mit dem Dolch verdeckte.
    Der Wachsoldat am Tor war nicht gerade nüchtern, aber dennoch erweckte die seltsame Prozession seinen Argwohn. »Alles in Ordnung, Captain?« erkundigte er sich unsicher.
    »Was soll die dämliche Frage?« fuhr der Captain ihn an. »Natürlich. Ich begleite diesen jungen Mann hier zum Sheriff der Stadt, ich bin in spätestens einer Stunde zurück. Und bis dahin will ich, daß hier wieder Ordnung herrscht, ist das klar?«
    Der Soldat nickte erschrocken und straffte seine Haltung. »Ja, Captain.«
     
    Brav wie ein Lamm geleitete der Wachoffizier sie durch die belebten Straßen. Nachdem sie den Innenhof der Halle und damit die unmittelbare Gefahrenzone verlassen hatten, war Erik wieder hinreichend Herr seines Verstandes, um zu erkennen, daß sich ihm hier eine einmalige Gelegenheit bot.
    »Seit wann ist Morcar Earl of Northumbria?« fragte er.
    Der Captain antwortete nicht gleich, und als Hyld mit fest zusammengebissenenZähnen am Dolchgriff ruckte, machte er einen kleinen Satz und sagte hastig: »Er hat noch nicht offiziell angenommen. Er will Northumbria, doch noch berät er mit seinem Bruder, ob er sich gegen den König und die Godwinsons wird halten können.«
    »Und Tostig war abwesend, als er entmachtet wurde, ja?«
    »Wie meistens«, brummte der Mann. »Er kann froh sein, daß er nicht hier war. Die Thanes und die Truppen, die den Aufstand anführten, waren außer Rand und Band vor Zorn.«
    »Warum?« fragte Hyld.
    Der Captain versuchte, sie über seine Schulter anzusehen. »Weil Tostig drei angesehene Thanes hat ermorden lassen, um an ihre Ländereien zu kommen.

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