Das zweite Vaterland
Montrose, die einzige Ueberlebende vom »Dorcas«, gefunden hatte, und zweitens, weil diese Insel, die Neue Schweiz, einen vorzüglichen Zufluchtshafen im Indischen Ocean darbot. Da der ältere Zermatt, der sie jetzt, als der erste, der sie betreten hatte, thatsächlich besaß, sie Großbritannien anzubieten wünschte, versprach Lieutenant Littlestone die hierbei nöthigen Schritte zu thun und ihm seiner Zeit die Einwilligung der britischen Regierung zu melden.
Es war hiernach anzunehmen, daß die »Licorne« zum Zwecke der Besitzergreifung hierher zurückkehren werde. Die Corvette sollte dann auch Fritz, Franz und Jenny Montrose wieder mitbringen und in Capstadt James Wolston, dessen Schwester Doll und dessen Frau und Kind an Bord nehmen. Was Fritz betraf, sollte dieser mit Zustimmung seiner Eltern die für seine Verheirathung – eine Ehe, die Oberst Montrose sicherlich mit Freude begrüßen würde – nöthigen Papiere gleich mitnehmen, und man gab sich sogar der Hoffnung hin, daß der Oberst die jungen Ehegatten nach der Neuen Schweiz begleiten werde.
In dieser Weise war also alles besprochen. Immerhin würde es eine schmerzliche, herzbrechende Trennung werden, wenn die Mitglieder der Familie Zermatt sich für eine, doch nicht gar so kurze Zeit trennen mußten. Mit der Rückkehr Fritzens, Franzens, Jennys, ihres Vaters und vielleicht gar einiger Colonisten, die sich diesen zu folgen entschlossen hätten, zog dann das Glück wieder hier ein, ein Glück, das nichts mehr stören sollte und das das weitere Aufblühen der Colonie jedenfalls fördern mußte.
Jetzt wurden sofort die nöthigen Vorbereitungen in Angriff genommen. Noch wenige Tage, und die »Licorne« würde bereit sein, die Einbuchtung der östlichen Küste zu verlassen, die nach ihr getauft worden war. Sofort nach vollendeter Auftakelung sollte die englische Corvette auslaufen und nach dem Cap der Guten Hoffnung segeln.
Jenny wollte natürlich einige suchen, die sie eigenhändig auf dem Rauchenden Felsen angefertigt hatte, mitnehmen oder vielmehr dem Oberst Montrose mitbringen. Jeder Gegenstand erinnerte sie ja an das Leben, das sie in mehr als zweijähriger Verwaistheit so muthig ertragen hatte. Fritz bekümmerte sich auch um diese Gegenstände, die er gleich einem Schatze behüten wollte.
Der ältere Zermatt übergab seinen Söhnen allerlei, was einen Handelswerth hatte und auf den Märkten Englands voraussichtlich verkauft werden konnte, darunter Perlen, die in großer Menge aufgefischt worden waren und einen hohen Werth repräsentirten, Korallen, die man an den Eilanden und längs der Nautilusbai gesammelt hatte, und Vanilleschoten, mit denen mehrere Säcke gefüllt wurden.
Mit dem durch den Verkauf dieser verschiedenen Dinge erlangten Gelde sollte Fritz allerlei einkaufen, was für die Colonie gebraucht würde, einen Vorrath, der auf dem ersten Schiffe verfrachtet werden sollte, das die Colonisten für ihre Rückfahrt gewählt hätten. Diese Waaren bildeten übrigens eine so bedeutende Ladung, daß sie ein Fahrzeug von mehreren hundert Tonnen zu ihrer Ueberführung beanspruchten.
Andererseits schloß Zermatt mit dem Lieutenant Littlestone auch verschiedene Tauschgeschäfte ab. Er verschaffte sich dadurch mehrere Fäßchen Wein und Branntwein, Kleidungsstücke, Wäsche und Schießbedarf, darunter ein Dutzend Tönnchen Pulver nebst Gewehrkugeln, Blei und Geschosse. Konnte die Neue Schweiz auch die gewöhnlichen Bedürfnisse ihrer Bewohner befriedigen, so war es doch räthlich, mit allem wohlversorgt zu sein, was die Benützung der Feuerwaffen sicherte. Das machte sich nicht allein wegen der Jagd nöthig, sondern auch in Hinblick auf die Vertheidigung für den – wenn auch wenig wahrscheinlichen – Fall eines Ueberfalles der Colonisten durch Seeräuber oder durch wilde Eingeborene, wenn es solche in der noch unbekannten Berggegend im südlichen Theile der Insel gab. Gleichzeitig übernahm es der Commandant der »Licorne«, den Angehörigen der früher umgekommenen Passagiere die Werthsachen zuzustellen, die von dem gescheiterten »Landlord« noch geborgen worden waren. Neben baarem Gelde im Betrage von mehreren tausend Piastern befanden sich darunter Halsbänder, Spangen, Ringe, goldene und silberne Uhren, kurz, eine ganze Sammlung kostbarer, wenn auch oft unnützer Dinge. Abgesehen von ihrem Geldwerthe, mußten diese Gegenstände für die Verwandten der Verunglückten doch auch als Andenken von hohem Werthe sein.
Ein Tagebuch, das der
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