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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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doch, was Herr und Frau Zermatt für ihre zwei Söhne gethan hatten, das mußte ja geschehen, und Jenny hatte ja die Verpflichtung, ihren Vater aufzusuchen; Fritz aber mußte wiederum die begleiten, die seine Gattin werden und deren Hand er vom Oberst Montrose erbitten sollte. Franz endlich lag es ob, Doll nach dem Cap der Guten Hoffnung zu begleiten, sie James Wolston zu übergeben und bei der Rückkehr der »Licorne« beide, nebst Suzan und deren Kinde, ihren Eltern zuzuführen. Der ältere Zermatt hielt sich übrigens auch für verpflichtet, so viele Colonisten hierherzuziehen, als die Ertragsfähigkeit der Neuen Schweiz aufzunehmen gestattete.
    Ja… alle hatten klug und weise gehandelt. Wer hätte denn voraussehen können, daß die Corvette von dieser Fahrt nicht zurückkehren sollte, und daß man darauf verzichten müßte, sie jemals wieder erscheinen zu sehen?
    Und dennoch konnte man wohl fragen, ob denn wirklich alles unrettbar verloren sei. Die Verzögerung der »Licorne« konnte ja auch durch andere Ursachen als durch einen totalen Schiffbruch veranlaßt sein; vielleicht hatte sie schon länger in Europa liegen bleiben müssen und konnte man ihrem Erscheinen jenseit des Caps im Osten oder des Caps der Getäuschten Hoffnung doch noch entgegensehen; vielleicht tauchten ihre hohen Segel recht bald am Horizonte auf und flatterte ihr langer Wimpel grüßend am Top des Großmastes.
    In der zweiten Januarwoche dieses traurigen Jahres war es gewesen, als der ältere Zermatt eine Flottille von Piroguen in dem Augenblick entdeckte, als sie die Spitze des Caps im Osten umschiffte und der Rettungsbucht zusteuerte. Ueber die Thatsache selbst brauchte man nicht zu staunen, denn nachdem Jack vorher in die Hände von Wilden gefallen war, mußten diese wissen, daß die Insel selbst bewohnt war.
    Wie dem aber auch sein mochte, jedenfalls mußten die von der Fluth getragenen Piroguen vor Ablauf von zwei Stunden die Mündung des Schakalbaches erreicht haben. Wahrscheinlich brachten die Boote gegen hundert Mann, denn jedenfalls hatte sich die ganze, an der Insel gelandete Bande an dieser Fahrt betheiligt, und wie hätte man einer so großen Zahl einen ernsthaften Widerstand leisten können? Was war nun zu thun? Sollten die Insassen Felsenheims nach Falkenhorst, dem Prospect-Hill, nach Zuckertop oder gar nach der Einsiedelei Eberfurt fliehen? Würden die beiden Familien dann mehr in Sicherheit sein? Hatten die Eindringlinge überhaupt erst auf die reichen Gefilde des Gelobten Landes den Fuß gesetzt, so durchstreiften sie diese gewiß auch bald in ihrem ganzen Umfange. Sollten die Bewohner von Felsenheim also vielleicht eine mehr verborgene Zufluchtstätte in den unbekannten Theilen der Insel suchen, und gab ihnen das die Gewißheit, dort nicht entdeckt zu werden?
    Nach reiflicher Ueberlegung trat da Herr Wolston mit dem Vorschlage hervor, Felsenheim zu verlassen und nach der Haifischinsel überzusetzen. Schifften sich alle hinter der Landspitze der Rettungsbucht schleunigst auf der Schaluppe ein und steuerte diese nahe dem Ufer nach Falkenhorst zu dahin, so konnten die Flüchtlinge das Eiland vielleicht noch vor dem Eintreffen der Piroguen erreichen. Dort lag, unter dem Schutze der beiden Caronnaden der Batterie, wenigstens die Möglichkeit vor, sich wirksamer zu vertheidigen, wenn die Eingeborenen eine Landung an der kleinen Insel versuchen sollten.
    Mangelte auch die Zeit, allerlei Geräthe und den nöthigen Proviant für einen längeren Aufenthalt hinüber zu schaffen, so konnte doch das auch Lagerstätten enthaltende Vorrathshaus des Eilandes die beiden Familien aufnehmen. Uebrigens wollte der ältere Zermatt wenigstens auf der Schaluppe verladen, was die ersten Bedürfnisse zu decken versprach. Außerdem diente bekanntlich die mit Mango-, Cocos-und anderen Bäumen bestandene Insel als Park für eine Antilopenherde, und eine klare Quelle lieferte, selbst in der heißesten Jahreszeit, gutes Wasser in Ueberfluß.
    Wegen der nöthigen Nahrung für einige Monate brauchte man sich also keine Sorge zu machen. Ob die beiden Vierpfünder freilich genügen würden, die Flottille abzuwehren, wenn sie in voller Stärke gegen die Haifischinsel heranrückte, das konnte vorläufig niemand sagen. Jedenfalls war aber den Eingeborenen die Macht der Feuerwaffen unbekannt, und schon der Geschätzdonner mußte den Schrecken in ihre Reihen tragen ohne von den Geschossen und den Kugeln zu reden, womit die beiden Geschütze und die Carabiner sie

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