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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schwanensee, während Jack ihnen auf dem Rücken seines Straußes sitzend vorauseilte.
    Der Wagen rollte so schnell vorwärts, daß er, trotz eines nicht zu vermeidenden Umwegs, das Ende des Grabens noch in dem Augenblicke erreichte’ wo die Boje auf den See selbst hinausgetragen wurde.
    Laute Hurrahs begrüßten sie… die ganze Anlage bewährte sich bestens. Es bedurfte nun blos noch verschiedener kleiner Einschnitte auf dem abfallenden Lande, durch die, selbst in der trockensten Jahreszeit, den benachbarten Feldern in der heißen Zeit die nöthige Bewässerung vermittelt werden konnte.
    An diesem Tage waren gerade drei Monate seit der Abfahrt der »Licorne« verstrichen. Erfuhr das Schiff keine Verspätung, so mußte es nach dreimal so langer Zeit vor der Rettungsbucht wieder in Sicht kommen. Es war bisher kein Tag vergangen, an dem nicht von den Abwesenden gesprochen worden wäre. Alle folgten ihnen im Geiste auf ihrer Reise. An dem und dem Datum mußten sie am Cap der Guten Hoffnung eingetroffen sein, wo James Wolston sein Schwesterchen Doll erwartete; an einem anderen segelte die Corvette auf dem Atlantischen Oceane längs der Küste Afrikas hin; an einem dritten endlich traf sie in Portsmouth ein… Jenny, Fritz und Franz gingen ans Land und begaben sich schleunigst nach London. Hier empfing der Oberst Montrose seine Tochter, die wiederzusehen er kaum noch gehofft hatte, mit offenen Armen, und gleichzeitig mit ihr den, der sie vom Rauchenden Felsen errettet hatte, und zu dessen Verbindung mit jener er freudig seinen Segen gab.
    Noch neun Monate, dann mußten alle wieder zurückgekehrt sein. Den beiden Familien würde niemand von ihren Angehörigen fehlen, und nach kurzer Zeit wären sie vielleicht durch noch engere Bande verbunden.
    In dieser Weise endete das Jahr 1816, das sich durch Ereignisse ausgezeichnet hatte, deren Folgen die Verhältnisse der Neuen Schweiz jedenfalls gründlich ändern sollten.
Fußnoten
    1 Wolston täuschte sich, als er diese Befürchtung aussprach, nicht im mindesten, denn zweiundsechzig Jahre später war die außerordentliche Vermehrung der Kaninchen zu einer solchen Gefahr für Australien geworden, daß man diese nur durch die schärfsten Maßregeln etwas einzuschränken vermochte. Jetzt werden bekanntlich viele Kaninchen in gefrorenem Zustande von da nach Europa ausgeführt.
     

Siebentes Capitel.
Der Neujahrstag. – Spaziergang nach Falkenhorst. – Vorschlag zur Erbauung einer Kapelle. – Reisepläne. – Verhandlung. – Die Pinasse segelfertig. – Abfahrt am 15. März.
    Am 1. Januar brachten sich die Familien Zermatt und Wolston gegenseitig ihre Glückwünsche dar. Sie überraschten einander mit kleinen Geschenken, die freilich mehr moralischen als reellen Werth hatten – mit verschiedenen Nichtsen, die durch die Zeit zu theueren Andenken werden. Natürlich wurde auch so mancher warme Händedruck gewechselt an diesem überall festlich begangenen Tage, wo das junge Jahr
    Die Bühne unbekannter
    Zukunft zuerst betreten,
    hat ein französischer Dichter in siebensilbigen Versen gesagt. Diesmal unterschied sich der Neujahrstag freilich von seinen zwölf Vorgängern, seit die Schiffbrüchigen vom »Landlord« das Ufer bei Zeltheim betreten hatten. Der ernsten Stimmung mischte sich heute ein gutes Theil aufrichtiger Freude bei, und bald herrschte eine allgemeine Fröhlichkeit, die Jack mit der Lebendigkeit, womit er alle suchen anfaßte, eher noch zu erhöhen wußte.
    Der ältere Zermatt und Wolston umarmten sich. Alte Freunde, wie sie es schon längst waren, hatten sie sich bei dem Zusammenleben hier gegenseitig schätzen und achten gelernt. Der erste erwies Annah die ganze Zärtlichkeit eines Vaters, und der zweite behandelte Ernst und Jack wie eigene Söhne. Ganz ähnlich verhielt es sich mit den beiden Müttern, die allen ihren Kindern mit gleicher Liebe entgegenkamen.
    Annah Wolston mußte sich besonders geschmeichelt fühlen über die Art und Weise, wie Ernst sie begräßte. Der junge Mann versuchte sich bekanntlich zuweilen in Gedichten. Schon früher hatte er ja dem braven Esel, nach dem diesem verderblichen Zusammentreffen mit der riesigen Boaschlange, eine Grabschrift in recht hübschen Reimen gewidmet. Jetzt, wo es dem jungen Mädchen galt, erhob sich seine Phantasie natürlich zu höherem Fluge, und über Annahs Wangen ergoß sich eine tiefe Röthe, als der jugendliche Jünger des Apoll sie beglückwünschte, in der herrlichen Luft des Gelobten Landes ihre

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