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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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möglich abzugewinnen suchen müssen…
    – Und das werden wir erreichen, versicherte Wolston, erreichen durch die Bewässerungsanlage, zu der ich, wenn Sie ihr zustimmen, einen genauen Plan ausarbeiten werde.«
    Jack schwieg zwar, änderte seine Anschauungen aber nicht. Daß die englische Colonie später zahlreiche Ansiedler, jedenfalls von verschiedenster Herkunft, beherbergen sollte, paßte ihm gar nicht, und wer im Herzen der Frau Zermatt hätte lesen können, würde da wohl die gleiche Befürchtung wegen der Zukunft erkannt haben.
    Doch wie dem auch sein mochte, der ältere Zermatt, Wolston und Ernst beschäftigten sich in den wenigen Stunden, die ihnen die Feldarbeiten übrig ließen, eifrig mit dem geplanten, für Ernst besonders interessanten Werke, zu dem der Ingenieur die Anregung gegeben hatte. Nach Besichtigung der Strecke und ihrer Oberflächenverhältnisse erkannte man, daß das betreffende Terrain sich zum Baue eines Canales ganz gut eigne.
    Eine Viertellieue südlich von Waldegg lag der Schwanensee, der sich in der Regenzeit immer vollständig füllte, in der trockenen Jahreszeit aber bis zu einem unausnützbar niedrigen Wasserstand herabsank. Die an ihm angebrachten Einschnitte hätten ein Abfließen des dann zu seichten Wassers auch nicht ermöglicht. Gelang es dagegen durch Entnahme von Wasser aus dem Schakalbache in dem See einen gleichbleibenden Wasserstand zu erhalten, so mußte es leicht sein, die benachbarten Landstrecken zu bewässern und ihnen durch verständige Vertheilung neue Elemente der Fruchtbarkeit zuzuführen.
    Die Entfernung zwischen dem Wasserfalle im Bache und der Südspitze des Sees betrug freilich gut eine Lieue, und eine Rohrleitung von dieser Länge herzustellen, erforderte immerhin eine bedeutende Arbeit, für die man eine kaum abzuschätzende Menge von Sagopalmen fällen mußte.
    Eine wiederholte Besichtigung des Terrains durch Wolston und Ernst zeigte glücklicher Weise, daß sich die Rohrleitung recht beträchtlich vermindern ließ.
    Eines Abends saßen dann die beiden Familien nach einem unter rüstigem Schaffen im Freien und in der Wohnung verbrachten Tage im gemeinschaftlichen Raume bei einander.
    »Höre, Vater, begann da Ernst, Herr Wolston und ich haben uns die Bodenverhältnisse noch einmal genau angesehen.
     

    M. Zermatt.
     
    Danach wird es genügen, das Wasser des Schakalbaches etwa dreißig Fuß hoch zu heben und über eine Strecke von zweihundert Toisen nach einer Stelle hinzuleiten, von der aus das Land nach dem Schwanensee zu abfällt. Ueber diesen Theil hin braucht dann nur ein Graben gezogen zu werden, durch den das Wasser dem See unmittelbar zufließt.
    – Schön, erklärte der ältere Zermatt, damit würde la die Arbeit bedeutend vereinfacht…
    – Und außerdem, setzte Wolston hinzu, würde der Schwanensee als Sammelbecken dienen und hinreichen, die Felder von Waldegg, von Zuckertop und selbst die von Eberfurt zu überrieseln. Dem See führten wir natürlich nur die gerade nöthige Wassermenge zu, bei etwaiger Ueberfluthung aber könnten wir den Ueberschuß bequem ins Meer abströmen lassen.
    – Ich stimme Ihnen zu, Herr Wolston, erklärte Zermatt, und durch die Vollendung dieses Canales hätten wir uns auch ein Anrecht auf die Dankbarkeit der zukünftigen Colonisten erworben.
    – Doch nicht auf die der alten, die mit dem zufrieden waren, was ihnen die Natur geboten hatte! bemerkte Jack. Armer Schakalbach, sie werden ihn anspannen, ein Rad zu treiben, werden ihm einen Theil seines Selbst rauben, und alles das nur zum Vortheile von Leuten, die wir noch gar nicht kennen!
    – Jack ist für weitere Ansiedelungen offenbar nicht eingenommen, sagte Frau Wolston.
    – Was haben wir zwei Familien, die hier seßhaft geworden sind, und deren Lebensbedingungen völlig gesichert erscheinen, denn weiter zu wünschen, Frau Wolston?
    – O, fiel Annah ein, Jacks Anschauungen werden sich mit den Verbesserungen, die Sie erstreben, schon noch ändern.
    – Glauben Sie das, Fräulein Annah? erwiderte Jack lächelnd.
    – Und wann soll die große Arbeit beginnen? fragte Betsie.
    – Schon in einigen Tagen, meine Liebe, antwortete ihr Gatte. Wenn unsere erste Ernte eingebracht ist, haben wir bis zur zweiten gut drei Monate Zeit.«
    Das wichtige Unternehmen machte nun allen vom 15. November bis zum 20. December, also fünf volle Wochen, tüchtig zu schaffen.
    So waren z. B. zahlreiche Fahrten nach dem Prospect-Hill nöthig, um aus diesem benachbarten Wäldern mehrere

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