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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gesundheit wiedergefunden zu haben.
    »Die Gesundheit… und das reinste Glück!« antwortete sie, Frau Zermatt umarmend.
    Der betreffende Tag, übrigens ein Freitag, wurde gleich einem Sonntage durch Abhaltung einer Andacht und mit der Bitte an den Höchsten gefeiert, daß er den Abwesenden seinen Schutz verleihe, während ihm gleichzeitig heißer Dank für alle bisher bewiesene Güte dargebracht wurde.
    Bald darauf aber rief Ernst:
    »Und unsere Thiere?…
    – Wie, unsere Thiere, was ist’s damit? fragte der ältere Zermatt.
    – Nun ja, Turc, Falb, Braun, unsere Büffel Sturm und Brummer, unser Stier Brüll, unsere Kuh Blaß, unser Onagre Leichtfuß und die jungen Esel Pfeil, Flink und Rasch, unser Schakal Caro, unser Strauß Brausewind, unser Affe Knips II., kurz, alle unsere zwei-und vierfüßigen guten Freunde…
    – Ich bitte Dich, Ernst, unterbrach ihn Frau Zermatt, Du beabsichtigst doch nicht etwa gar, auch die Ställe und den Hühnerhof anzudichten?
    – Nein, gewiß nicht, Mutter; ich glaube nicht, daß die braven Thiere selbst für die schönsten Reime empfänglich wären; dagegen verdienen sie zur Feier des Neuen Jahres doch wohl eine doppelte Futterration und ein frisches Strohlager.
    – Ernst hat recht, sagte Wolston, es ist nicht mehr als billig, daß unsere Thiere…
    – Und den Schakal, sowie den Cormoran Jennys nicht zu vergessen! fügte Annah Wolston ein.
    – Richtig, mein Kind, stimmte Frau Wolston ihr zu. Die Schützlinge Jennys müssen ebenfalls ihr Theil haben!
    – Und da heute der erste Tag des Jahres für die ganze Erde ist, nahm Frau Zermatt das Wort, wollen wir uns auch recht innig derer erinnern, die sicherlich unser gedenken!«
    Ein herzlicher Gruß der beiden Familien wurde den geliebten Passagieren der »Licorne« nachgesendet.
    Die treuen Thiere wurden nach Verdienst belohnt, wobei man es ihnen weder an Zucker noch an Liebkosungen fehlen ließ.
    Darauf sammelte sich die kleine Gesellschaft im »Speisezimmer« von Felsenheim zu einem ausgewählten, reichlichen Frühstück, zu dessen frohem Verlauf ein Paar Gläser des alten, vom Befehlshaber der Corvette geschenkten Weines nicht wenig beitrugen.
    Am heutigen Festtage dachte niemand daran, sich den sonst gewohnten Arbeiten zu widmen. Der ältere Zermatt schlug deshalb auch einen Spaziergang nach Falkenhorst vor. Das war ein Weg von kaum einer Lieue und erforderte keine Anstrengung, da er immer im Schatten der schönen, die Sommer-und die Winterwohnung verbindenden Allee hinführte.
    Das Wetter war prächtig, wenn auch sehr warm. Die Doppelreihe der Alleebäume ließ aber keinen Sonnenstrahl durch ihr dichtes Laubwerk dringen. Es handelte sich also nur um einen angenehmen Ausflug, bei dem man, längs des Strandes hingehend, zur Rechten das Meer und zur Linken die Felder hatte.
    Gegen elf Uhr erfolgte der Aufbruch, der ganze Nachmittag sollte in Falkenhorst verbracht werden, und zum Abendessen gedachte man wieder zurück zu sein. Wenn die beiden Familien sich im vergangenen Jahre niemals weder in Waldegg, noch auf dem Prospect-Hill oder in der Einsiedelei von Eberfurt aufgehalten hatten, lag das nur daran, daß an den Meiereien gewisse Vergrößerungen nöthig geworden waren, die sich erst nach der Rückkehr der »Licorne« ausführen ließen. Nebenbei war ja auch zu vermuthen, daß mit dem Eintreffen neuer Colonisten das jetzige Gebiet des Gelobten Landes manche Veränderung erfahren würde.
    Nachdem sie durch die Einfriedigung des Küchengartens gekommen waren und den Schakalbach auf der Familienbrücke überschritten hatten, wendeten sich die Spaziergänger der Allee zu, deren Obstbäume an den Seiten sich schon erstaunlich entwickelt hatten.
    Die Spaziergänger beeilten sich nicht. eine Stunde mußte ja hinreichen. nach Falkenhorst zu kommen. Die Hunde Braun und Falb, die ihre Herren begleiten durften, sprangen fröhlich voraus. An jeder Seite prangten die Felder mit Mais, Hirse, Hafer, Weizen, Korn, Maniok und Bataten in üppigem Gedeihen. Die zweite Ernte versprach sehr ergiebig zu werden, ohne von dem zu reden, was die Ländereien weiter im Norden, die durch die Abflüsse aus dem Schwanensee bewässert wurden, noch obendrein liefern mußten.
    »Welch glücklicher Gedanke, das Wasser des Schakalbaches auszunützen, das sich vorher ganz zwecklos ins Meer ergoß, welches seiner doch nicht bedurfte!« bemerkte Jack gegen Herrn Wolston.
    Nach je zwei-bis dreihundert Schritten blieben die Lustwandler einmal stehen, und in diesen

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