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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Zermatt, dürfte es am rathsamsten sein, die bis an die Perlenbucht heranreichenden Landstrecken zu besichtigen, denn von deren Ufer aus erstrecken sich grüne Prairien, größere und kleinere Hügel und dichtbelaubte Wälder offenbar weit ins Innere hinein…
    – Wälder, worin man Trüffeln sammeln kann, sagte Ernst.
    – Seh’ einer das Leckermaul! rief Jack.
    – Ja freilich, Trüffeln, bestätigte der ältere Zermatt lachend, doch man trifft dort gewiß auch die, die sie auszuscharren pflegen.
    – Ohne die Panther und die Löwen zu vergessen! setzte Betsie hinzu.
    – Aus diesem allen, ließ sich Wolston vernehmen, geht hervor, daß wir uns ohne gewisse Vorsichtsmaßregeln weder nach der einen, noch nach der anderen Seite weit hinwegwagen dürfen. Da unsere zukünftige Colonie sich jedenfalls noch bis jenseit des Gelobten Landes ausdehnen wird, halte ich es für richtiger, erst dessen Hinterland kennen zu lernen, als eine Rundfahrt auf dem Wasser zu unternehmen…
    – Und zwar vor der Rückkehr der Corvette, fiel Ernst ein. Meiner Ansicht nach wäre es das Beste, durch den Paß der Cluse zu gehen und durch die Niederung des Grünthales zu ziehen, um auf die Berge zu gelangen, die man von den Höhen bei Eberfurt aus sehen kann.
    – Sind Ihnen diese nicht als recht fernliegend erschienen? fragte Wolston.
    – Ja… etwa fünfzehn Lieues weit, antwortete Ernst, denn man erkannte nur noch ihren bläulichen Kamm am Horizonte.
    – Ich bin überzeugt, sagte da Annah Wolston lachend, daß Ernst bereits einen vollständigen Reiseplan entworfen hat.
    – Zugestanden, Annah, antwortete der junge Mann; ich möchte gar zu gern eine genaue Karte unserer Neuen Schweiz herstellen.
    – Liebe Freunde, begann jetzt der ältere Zermatt, laßt mich einen Vorschlag machen, der Herrn Wolston wenigstens in etwas befriedigen wird…
    – Angenommen! Angenommen! rief Jack.
    – So höre mich doch erst an, Du leibhaftige Ungeduld! Gegen zwölf Tage haben wir noch übrig, ehe die Arbeiten bei der zweiten Ernte uns in Anspruch nehmen, und wenn es Euch recht ist, widmen wir die Hälfte davon dem Besuche des Theiles der Insel, der ihr östliches Ufer bildet.
    – Und inzwischen, bemerkte Frau Wolston wenig zustimmenden Tones, während Herr Zermatt und seine Söhne, sowie auch mein Mann weit draußen umherschweifen, bleiben wir, Frau Zermatt, Annah und ich, wohl hübsch allein hier in Felsenheim zurück?…
    – O nein, Frau Wolston, beruhigte sie der ältere Zermatt, die Pinasse soll dann alle aufnehmen.
    – Wann geht es fort? rief Jack. Gleich heute…
    – Warum nicht lieber von gestern? erwiderte sein Vater lachend.
    – Da wir das Innere der Perlenbucht schon von Ansehen kennen, sagte Ernst, dürfte es, meine ich, auch richtiger sein, am östlichen Ufer hinzusegeln. Die Pinasse steuerte dabei geraden Weges nach der »Licorne«-Bai und wendete sich von da aus nach Süden. Vielleicht entdecken wir dabei die Mündung eines Flusses, dessen Laufe wir folgen könnten…
    – Das ist ein vortrefflicher Gedanke, bestätigte der ältere Zermatt.
    – Wenigstens, bemerkte Wolston dagegen, wenn es nicht wünschenswerther erscheint, die ganze Insel zu umschiffen…
    – Eine vollständige Rundfahrt? antwortete Ernst. Das erforderte wohl mehr Zeit, als wir übrig haben, denn bei unserem ersten Ausfluge durch das Grünthal erblickten wir nur den bläulichen Kamm jenes Bergzuges am Horizonte.
    – Gerade über diese Bergkette sollten wir uns aber genauer unterrichten, erwiderte ihm Wolston.
    – Ja freilich, das hätte schon weit früher geschehen sollen, stimmte Jack ihm zu.
    – Gewiß, gewiß! bestätigte der ältere Zermatt; und vielleicht mündet in diesen Ufertheil ein Fluß, den wir, wenn auch nicht mit der Pinasse, doch mit dem Canot hinausfahren könnten.«
    Nachdem man sich über diesen Vorschlag geeinigt hatte, wurde die Abfahrt auf den zweitnächsten Tag festgesetzt.
    Sechsunddreißig Stunden waren übrigens keine zu lange Frist für die nöthigen Vorbereitungen. Zunächst mußte die »Elisabeth« für die Fahrt segelfertig gemacht und gleichzeitig ausreichendes Futter für die Thiere besorgt werden, um diese in der Zeit der Abwesenheit beider Familien, die unvorhergesehene Umstände vielleicht verlängern könnten, keine Noth leiden zu lassen.
    Das gab also für die einen wie für die anderen noch reichliche Arbeit.
    Wolston und Jack unterzogen sich einer gründlichen Besichtigung der im Hintergrunde der Bucht liegenden Pinasse.

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