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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Seit der Fahrt nach der »Licorne«-Bai war sie nicht wieder aufs Wasser hinausgekommen. Jetzt bedurfte sie einiger Ausbesserungen, worauf sich Wolston übrigens sehr gut verstand.
     

    Jetzt bedurfte sie einiger Ausbesserungen. (S. 112.)
     
    Auch an Kenntniß der Schiffahrt fehlte es ihm nicht, doch war in dieser Hinsicht ja auf Jack, den unerschrockenen Nachfolger seines Bruders Fritz, zu rechnen, der die »Elisabeth« gewiß ebenso geschickt führte, wie er den Kajak steuerte.
    Bei ihm galt es höchstens einen etwas zügellosen Drang zu beschränken, der ihn vielleicht zu einer Unklugheit verleiten könnte.
    Der ältere Zermatt, seine Gattin, Ernst, Frau Wolston und Annah, denen es oblag, die Ställe und den Geflügelhof zu versorgen, entledigten sich dieser Aufgabe mit regem Eifer. Weder den Büffeln noch dem Onagre, weder den Kühen noch den Eseln oder dem Strauße konnte es da an dem nöthigen Pflanzenfutter fehlen; daneben wurden natürlich auch die Hühner, Gänse und Enten, Jennys Cormoran, die beiden Schakale, der Affe und die Hunde nicht vernachlässigt. Nur Braun und Falb sollten mit an Bord genommen werden, da sich im Laufe der Fahrt, wenn die Pinasse da und dort die Küste anlief, wohl Gelegenheit zu jagen bieten könnte.
    Selbstverständlich erforderten jene Vorarbeiten auch einen Besuch der Meiereien von Waldegg und Zuckertop, sowie der Einsiedelei von Eberfurt und des Prospect-Hill, wo die verschiedenen Thiere untergebracht waren. Das verursachte immerhin einigen Zeitverlust; mit Hilfe des Wagens gelang es jedoch, die vom älteren Zermatt bestimmte Frist von sechsunddreißig Stunden nicht zu überschreiten.
    Man hatte thatsächlich auch keine Zeit mehr zu verlieren. Die schon gelb werdenden Felder standen nahe vor der Reise der Früchte. Das Einernten konnte kaum um mehr als zwölf Tage verzögert werden, doch war die Pinasse bis dahin auch jedenfalls zurückgekehrt.
    Kurz, am Abend des 14. März war alles vollendet und eine Kiste mit conservirtem Fleische, ein Sack Maniokmehl, ein Fäßchen Meth, eine kleine Tonne Palmwein vier Gewehre, ebensoviele Pistolen, Pulver, Blei, selbst hinreichende Munition für die zwei Signalkanonen der »Elisabeth«, ferner Decken, Wäsche, Kleidung zum Wechseln, Regenmäntel aus Wachstuch und die nöthigen Küchengeräthe an Bord geschafft.
    Damit war alles zur Abfahrt fertig, und es galt nur noch, beim ersten Morgenrothe die dann vom Lande her wehende Brise zu benutzen, um nach dem Cap im Osten hinauszusegeln.
    Um fünf Uhr des Morgens und nach einer stillen Nacht schifften sich alle ein, begleitet von den zwei Hunden, die vergnügt hin und her sprangen.
    Als die Fahrgäste ihren Platz auf dem Verdecke eingenommen hatten, wurde am Achter noch das Canot emporgezogen. Dann setzte man das Brigg-, das Fock-und ein Klüversegel bei, der ältere Zermatt stand am Steuer, Wolston und Jack an den Schoten, die Pinasse drehte in den Wind und verlor jenseit der Haifischinsel die Höhen von Felsenheim bald aus dem Gesichte.
Achtes Capitel.
Auf der Fahrt. – Die Klippe des »Landlord«. – Die »Licorne«-Bai. – Die »Elisabeth« vor Anker. – Auf der Uferhöhe. – Eine öde Gegend. – Das Land im Süden. – Weitere Pläne.
    Sobald sie über die enge Wasserstraße hinausgekommen war, glitt die Pinasse über die weite Meeresfläche zwischen dem Cap der Getäuschten Hoffnung und dem Cap im Osten bei schönem Wetter dahin Ueber den mattblauen Himmel zogen leichte Wolken, die die Sonnenwärme milderten.
    Der Wind, der um diese Morgenstunde vom Lande her wehte, begünstigte die Fahrt der »Elisabeth«. Erst wenn sie das Cap im Osten hinter sich hatte, konnte sich ihr der Seewind fühlbar machen.
    Das leichte Fahrzeug trug jetzt das vollständige Segelwerk einer Brigantine, sogar ein Außenklüversegel und Topsegel an beiden Masten. In dieser Weise glitt es, mit gutem Winde fast von hinten, ein wenig über Steuerbord geneigt dahin. sein Bug durchschnitt das Wasser. das hier ebenso ruhig wie das eines Binnensees war, und es legte gut acht Knoten zurück und zog einen langen Schweif schäumenden Kielwassers hinter sich her.
    Auf dem kleinen Verdecke sitzend, drehten sich Frau Zermatt, Frau Wolston und deren Tochter zuweilen um. Ihre Blicke überflogen das wegen der Entfernung sehr niedrig erscheinende Uferland zwischen Falkenhorst und der Landspitze der Getäuschten Hoffnung. Alle freuten sich über das angenehme Auf-und Abwiegen bei der schnellen Fahrt. während ihnen noch ein

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