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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Lufthauch die Wohlgerüche vom Lande her zutrug.
    Welche Gedanken regten sich aber in Betsie. welche Erinnerungen an die verflossenen zwölf Jahre wachten in ihr wieder auf! Sie sah sich noch einmal in jenem, als einziges Rettungsmittel aus leeren Tonnen improvisirten Fahrzeuge, das eine einzige Sturzwelle hätte zum Kentern bringen können, sah sich zusammengekauert in dem gebrechlichen Gefährte, einer unbekannten Küste zutreibend, doch mit allen, die sie liebte, mit ihrem Gatten, ihren vier Söhnen, von denen der jüngste kaum fünf Jahre zählte, und sah im Geiste sich endlich landen, dort an der Mündung des Sckakalbaches, wo auch das erste Zelt errichtet worden war, bevor sie mit den ihrigen nach Falkenhorst und dann nach Felsenheim übersiedelte. Sie erinnerte sich auch ihrer tödtlichen Angst, allemal wenn Zermatt sich mit seinen Söhnen nach dem zertrümmerten Schiffe begab. Und jetzt, auf der wohlausgerüsteten und geschickt geführten, seetüchtigen Pinasse nahm sie ohne jede Furcht an dieser Reise zur Erforschung des Ostens der Insel theil. Welche Veränderungen waren hier obendrein seit etwa fünf Monaten eingetreten, während sich in der nächsten Zukunft noch wichtigere voraussehen ließen.
    Der ältere Zermatt bemühte sich, den Wind auszunützen, der mit der zunehmenden Entfernung der »Elisabeth« vom Lande Neigung zum Abflauen zeigte.
    Wolston, Ernst und Jack hielten die Schoten in den Händen, um diese nach Bedarf anzuziehen oder schießen zu lassen. Es wäre sehr unangenehm gewesen, vor Erreichung des Caps im Osten, wo dann eine Seebrise wehte, hier von einer Windstille überrascht zu werden.
    »Ich fürchte, daß der Wind ganz einschläft, sagte auch Wolston, denn unsere Segel erschlaffen mehr und mehr.
    – Ja, das ist zu erwarten, bestätigte der ältere Zermatt. Da er uns aber jetzt noch von rückwärts her trifft, wollen wir das Focksegel mehr nach der einen, das Briggsegel mehr nach der anderen Seite hinausrücken; damit kommen wir doch wohl etwas schneller vorwärts.
    – Und das muß uns treffen, wo wir nur noch eine halbe Stunde brauchten, die Landspitze zu umschiffen! bemerkte Ernst.
    – Nun, wenn die Brise sich gänzlich legt, sagte Jack, so müssen wir wohl die Riemen einlegen und bis zum Cap hin rudern. Wenn wir zu vieren, Herr Wolston, mein Vater, Ernst und ich, zugreifen, wird die Pinasse, denke ich, auch noch von der Stelle kommen.
    – Und wer soll dann das Steuer handhaben, wenn Ihr alle rudert? fragte Frau Zermatt.
    – Du, Mutter… oder Frau Wolston… oder auch Annah. Ja, warum nicht Annah? Ich bin überzeugt, daß es sie nicht in Verlegenheit setzen würde, das Ruder wie ein richtiger Seemann von Backbord nach Steuerbord umzulegen.
    – Ja, warum denn nicht, antwortete das junge Mädchen lachend, wenigstens, wenn ich nur Jacks Anweisungen nachzukommen habe?
    – O, ein Schiff zu führen, erklärte Jack, ist auch nicht schwieriger, als einen Haushalt zu leiten, und die Fähigkeit dazu ist ja allen Frauen angeboren!«
    Es wurde indeß nicht nöthig, zu den langen Riemen zu greifen oder sich – was noch einfacher gewesen wäre – von dem Canot schleppen zu lassen. Als die zwei Segel nach beiden Seiten hinaus eingestellt waren, wirkte der diese unmittelbar treffende Wind kräftiger auf die Pinasse, die sich dadurch dem Cap im Osten merkbar näherte. Obendrein deuteten noch einige Anzeichen darauf, daß jenseit des Caps Seewind wehte. Nach dieser Seite zu zeigte das Meer mindestens eine Lieue weiter hinaus einen grünlichen Schimmer. Zuweilen leuchteten kleine, weißräudige Wellen beim Ueberstürzen ihres Kammes heller auf. Die Fahrt ging also in erwünschter Geschwindigkeit weiter, und es war kaum halb neun Uhr, als die »Elisabeth« sich bereits dem Cap gegenüber befand.
    Nun wurde die Segelstellung verändert und das kleine Fahrzeug glitt noch schneller, leicht schaukelnd, vorwärts, was übrigens weder dessen männliche, noch dessen weibliche Fahrgäste belästigte.
    Da die Brise in gleichmäßiger Stärke anhielt, schlug Zermatt vor, nach Nordosten abzuweichen, um den Klippengürtel zu umschiffen, auf dem der »Landlord« zertrümmert worden war.
    »Das ist ja leicht auszuführen, antwortete Wolston, und was mich betrifft, würde ich begierig sein, einmal das Riff zu sehen, wohin der Sturm, soweit außerhalb Ihres Curses zwischen dem Cap der Guten Hoffnung und Batavia, Sie damals verschlagen hatte.
    – Ein Schiffbruch, der so zahlreiche Opfer kostete, setzte Frau

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