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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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    »Das ist ja ein ganzes Land!« rief er. (S. 126.)
     
    Mangelte es nun am Strande der »Licorne«-Bai – zum größten Leidwesen Jacks – an jagdbarem Wild, so wimmelte es doch – zur größten Befriedigung Ernsts – von Fischen im Wasser und von Krustenthieren zwischen den Klippen. Mit Hilfe Annahs legte er mehrere Netze aus und machte auch einen reichlichen Fang. Zur Hauptmahlzeit gab es infolge dessen eine tüchtige Schüssel großer Krabben mit wohlschmeckendem Fleische und gebackene Seezunge vorzüglichster Art.
    Nach Beendigung des Essens lustwandelte die kleine Gesellschaft noch eine Zeit lang am Strande auf und ab, und gegen neun Uhr waren alle Fahrgäste der »Elisabeth« wieder an Bord zurückgekehrt.
Neuntes Capitel.
Der Anblick der Küste. – Die Fettgänse. – Ein neuer Wasserlauf. – Unbekannte Gebiete. – Die Bergkette im Süden. – Plan für den nächsten Tag. – Der Montrosefluß.
    Am folgenden Tage war es des älteren Zermatt erste Sorge, den Horizont nach Osten hin prüfend zu besichtigen. Hinter einer leichten Dunstwand, die sich voraussichtlich bald auflöste, stieg, vergrößert durch die Strahlenbrechung, der Sonnenball in vollem Glanze herauf und verkündete einen prächtigen Tag. Nichts deutete auf eine Veränderung der Wetterlage, auf irgend welche atmosphärische Störung hin. Seit drei oder vier Tagen behauptete sich schon ein ziemlich gleichbleibender hoher Stand der Barometersäule. Die Luft enthielt keine Feuchtigkeit und war nur durch den darin schwebenden leichten Staub etwas weniger durchsichtig. Die ziemlich frische Brise wehte stetig aus Norden. Das Meer blieb dabei bis auf eine Lieue vom Lande so gut wie ganz ruhig. Die Pinasse konnte ihre Fahrt längs der Küste also in voller Sicherheit fortsetzen.
    Um sechs Uhr, wo sich schon alle auf dem Verdeck befanden, wurden die Haltetaue losgeworfen. Unter dem Focksegel, der Brigantine und den Klüversegeln treibend, glitt das kleine Fahrzeug nach Umschiffung der Landspitze ins freie Meer hinaus, wo es noch besser in den Wind kam. Eine halbe Stunde später folgte die »Elisabeth« mit dem Bug nach Süden und von Wolston gesteuert, den Windungen der Küste immer in der Entfernung von etwa zehn Kabellängen, so daß man auch die kleinsten Einzelheiten von den Einschnitten des Strandes bis zum Kamme der felsigen Steilküste genau erkennen konnte.
    Einer Schätzung nach, mußte das im Süden gesehene Thal gegen vier bis fünf Lieues von der »Licorne«-Bai entfernt liegen, und zwei bis drei Stunden genügten jedenfalls, diese Strecke zurückzulegen. Die Fluthwelle, die schon kurz vor Sonnenaufgang eingesetzt hatte, verlief in der nämlichen Richtung und hatte wahrstheinlich den höchsten Stand gerade erreicht, wenn die »Elisabeth« an ihrem Ziele eintraf. Dann sollte entschieden werden, was man, entsprechend der Natur der Oertlichkeit und sonstigen Umständen, beginnen wollte.
    Zu beiden Seiten der »Elisabeth« tummelten sich spielend flüchtige Schaaren prächtiger Störe, von denen manche sieben bis acht Fuß maßen. Obgleich Jack und Ernst gern einige davon harpunirt hätten, konnte ihr Vater ihnen das doch nicht gestatten, da die Fahrt dadurch unnöthigerweise unterbrochen und verzögert worden wäre. Mit Makrelen und Seedrachen, die im Weiterfahren gefangen werden konnten, lag das anders. Mittels nachgeschleppter Angelschnüren wurden denn auch einige Dutzend dieser vortrefflichen Fische erlangt, die in Salzwasser gekocht beim nächsten Halteplatze aufgetischt werden sollten.
    Das Aussehen der Küste änderte sich vorläufig nicht. Diese zeigte eine ununterbrochene Reihe hoher Kalkstein-oder Granitwände, die sich unten im Sande verloren und viele Aushöhlungen aufwiesen, worin das Meer furchtbar dröhnen und rauschen mußte, wenn ein Sturmwind von der Seeseite her die Wellen hineinjagte. Das trostlos öde Ufer machte auf alle einen recht traurigen Eindruck.
    Als man jedoch weiter nach Süden kam, wurde es daran schon lebhafter, da hier ganze Völker von Fregattenvögeln, Meerschwalben, Möven und Albatrosse mit betäubendem Geschrei umherschwärmten und sich auch zuweilen bis auf Schußweite näherten.
    Da mußte sich Jack freilich straffe Zügel anlegen, seine Jagdlust wäre aber doch vielleicht Siegerin geblieben, wenn ihn Annah nicht um Schonung der unschuldigen Vögel gebeten hätte.
    »Und unter diesen Albatrossen, bemerkte sie, befindet sich vielleicht auch der unserer Jenny. Welcher Kummer für sie,

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