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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Fehler aus Mangel an guten Willen begehen…
    – Und mit gutem Willen… setzte Ernst ihre Worte fort.
    – Erbaut man auch Leuchtthürme von zweihundert Fuß Höhe über dem Meere, fiel Jack ein. Ich rechne auch nicht wenig auf Annah, wenn es einmal zu einer Grundsteinlegung kommt.
    – Ich stehe Ihnen jeden Tag zu Diensten, lieber Jack!« versicherte das junge Mädchen lächelnd.
    Es scheint hier angezeigt, noch eines Gespräches zu erwähnen, das am Morgen des 25. Juli stattfand.
    Das Zermatt’sche Ehepaar befand sich eben in seinem Zimmer, als Ernst, aber noch »ernster« als sonst und strahlenden Blickes eintrat.
    Er wünschte seinem Vater eine Entdeckung mitzutheilen, deren Ausbeutung. seiner Ansicht nach, von größter Wichtigkeit für die Zukunft werden könnte.
    Ernst hatte einen unscheinbaren Gegenstand in der Hand, den er, nachdem er ihn nochmals besichtigt hatte, dem älteren Zermatt übergab.
    Es war einer der Kiesel, die er in dem Wildbett aufgelesen hatte, als er mit Wolston im Canot den oberen Lauf des Montrose besuchte.
    Der ältere Zermatt nahm den Stein, dessen großes Gewicht ihm auffiel. Dann fragte er seinen Sohn, warum er ihm diesen anscheinend so geheimnißvoll gebracht habe.
    »Weil es der Mühe lohnt, ihn etwas mehr zu beachten, erklärte Ernst.
    – Warum denn?
    – Weil dieser Kiesel eine Pepite (d. i. eine Edelmetall enthaltende Quarzart) ist…
    – Eine Pepite?« wiederholte der ältere Zermatt erstaunt.
    Er trat damit aus Fenster, um den Stein bei besserem Lichte zu betrachten.
    »Ich bin meiner Sache gewiß, versicherte Ernst. Ich habe diesen Kiesel untersucht und Theilstücke davon analysirt, und deshalb kann ich behaupten, daß er eine reichliche Menge Gold in rohem Zustande enthält.
    – Kannst Du Dich darin nicht täuschen, mein Sohn? fragte der ältere Zermatt.
    – Nein, Vater, sicherlich nicht!«
    Frau Zermatt hatte dem Zwiegespräch gelauscht, ohne ein Wort dazu zu äußern, ja ohne auch nur die Hand nach der kostbaren Gesteinsprobe auszustrecken, deren Auffindung sie völlig gleichgiltig zu lassen schien.
    »Uebrigens hab’ ich, fuhr Ernst fort, bei dem Hin-und dem Rückwege am Bette des Montrose sehr viele Steine dieser Art liegen sehen. Es unterliegt also keinem Zweifel, daß goldhaltiges Gestein in jener Gegend der Insel in Menge vorhanden ist.
    – Nun, was geht das uns an?« sagte Frau Zermatt.
    Der ältere Zermatt empfand recht wohl die Achtlosigkeit, die in der Frage seiner Gattin lag.
    »Du hast doch, lieber Ernst, wandte er sich an diesen, noch gegen niemand von Deiner Entdeckung gesprochen?
    – Gegen keinen Menschen.
    – Das ist mir lieb zu hören! Nicht, daß ich kein Vertrauen zu Deinem Bruder und zu Herrn Wolston hätte… mir scheint aber, man habe es sich wohl zu überlegen, ehe man dieses Geheimniß bekannt werden läßt.
    – Was wäre dabei denn zu fürchten, Vater? fragte Ernst.
    – Für den Augenblick gar nichts, destomehr aber für die Zukunft der einstigen Colonie! Das Vorkommen goldführenden Landes hier braucht nur bekannt zu werden, die Leute brauchen nur zu erfahren, daß die Neue Schweiz reich an solchen Pepiten ist, und sofort werden Goldsucher massenhaft hierher strömen, in ihrem Gefolge aber auch alle die Uebel, die Zügellosigkeit und die Verbrechen, die die Sucht nach jenem Metalle gebiert. Zwar ist ja anzunehmen, daß das, was Dir, Ernst, nicht entgangen ist, auch anderen nicht entgehen werde, und daß die Fundstätten am Montrose doch einmal entdeckt werden… nun, so möge das nur so spät wie möglich geschehen!… Du hast gut daran gethan, Dein Geheimniß zu bewahren, mein Sohn, und wir werden es ebenso in unserer Brust verschließen…
    – Das ist klug und weise gesprochen, mein Lieber, ließ Frau Zermatt sich jetzt vernehmen, und ich kann Deine Worte nur vollständig bekräftigen. Nein, laßt uns nicht davon sprechen, auch wollen wir lieber gar nicht nach der Schlucht des Montrose gehen. Ueberlassen wir alles dem Zufall oder vielmehr Gott, der über die Schätze dieser Welt gebietet und sie austheilt, wie es ihm gefällt!«
    Vater, Mutter und Sohn blieben noch kurze Zeit nachdenklich beisammen, waren aber fest entschlossen, jener Entdeckung keine weitere Folge zu geben und die Goldkiesel liegen zu lassen, wo sie einmal lagen. Die unfruchtbare Gegend am Oberlauf des Flusses und bis zum Fuße der Bergkette würde spätere Ansiedler der Insel gewiß nicht gleich anlocken, und damit wurden ohne Zweifel so manche üble Folgen

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