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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Krachen, schien auch aus der gleichen Entfernung zu kommen und diesmal war ihm kein Blitz vorhergegangen.
    »Noch einer, sagte Jack, und von diesem bin ich fest überzeugt…
    – Ja ja, fiel Wolston ein, daß es ein Kanonenschuß war, was wir gehört haben.«
    Sofort eilte Annah der Thüre zu.
    »Die »Licorne«! rief sie ganz unwillkürlich; das kann nur die »Licorne« sein.«
    Völlig verblüfft, schwiegen alle einige Secunden lang. Die »Licorne« wäre in Sicht der Insel und verlangte Hilfe? Nein… nein! Eher war anzunehmen, daß irgend ein Schiff, vom wüthenden Nordost gepackt, sich verirrt hätte zwischen den Klippen am Cap der Getäuschten Hoffnung, oder am Cap im Osten eingekeilt wäre; daß es aber die Corvette sein könnte, war kaum zu glauben. Diese müßte dann schon vor drei Monaten von Europa abgesegelt sein und ihren Aufenthalt in England bedeutend abgekürzt haben. Nein, nein! Der ältere Zermatt versicherte das mit solcher Bestimmtheit, daß sich alle seiner Anschauung anschlossen: die »Licorne« konnte das unmöglich sein.
    Immerhin blieb es recht peinlich, zu denken, daß ein Schiff, nicht weit von der Insel, in Seenoth sei, daß der Sturm es auf die Klippen treibe, wo einst der »Landlord« zertrümmert worden war… daß es vergeblich Hilfe verlange…
    Trotz des strömenden Regens begaben sich der ältere Zermatt, Wolston, Jack und Ernst hinaus und bestiegen die kleine Anhöhe hinter Felsenheim.
    Die Luft ringsum war aber so getrübt, daß sie auch von dort nach der Seite des Meeres zu nur wenige Toisen weit sehen konnten. Alle vier mußten denn auch schleunigst zurückkehren, ohne auf der Rettungsbucht irgend etwas bemerkt zu haben.
    »Was hätten wir übrigens für jenes Schiff thun können? fragte Jack. – Leider gar nichts, antwortete sein Vater.
    – Beten wir wenigstens für die Unglücklichen, die in schwerer Gefahr sind, sagte Frau Wolston, beten wir, daß der Allmächtige sie beschützen und retten möge!«
    Die drei Frauen knieten am Fenster nieder und die Männer blieben andächtig gebeugt hinter ihnen stehen.
    Da sich kein weiterer Geschützdonner vernehmen ließ, mußte man schließen, daß das Schiff entweder mit Mann und Maus untergegangen oder jetzt schon glücklich an der Insel vorübergesegelt sei.
    Niemand verließ in dieser Nacht das große, gemeinschaftliche Zimmer, und als es wieder heller wurde und das Unwetter ausgetobt hatte, eilten alle über die Umfriedigung von Felsenheim hinaus.
    Da war aber kein Schiff zu sehen, weder auf der Rettungsbucht, noch auf dem Meeresarme zwischen dem Cap der Getäuschten Hoffnung und dem im Osten.
    Man bemerkte aber auch nichts von einem Fahrzeuge, das auf die »Landlord«-Klippe, drei Lieues von hier, aufgefahren wäre.
    »Wir wollen einmal nach der Haifischinsel fahren, schlug Jack vor.
    – Ja, Du hast recht, stimmte der ältere Zermatt zu. Von der Höhe der Batterie aus bietet sich eine weitere Aussicht.
    – Und nebenbei, fuhr Jack fort, haben wir jetzt oder nie Veranlassung, einige Kanonenschüsse abzugeben. Wer weiß, ob sie nicht gehört und vom offenen Meere her beantwortet werden.«
    Eine Schwierigkeit lag freilich darin, nach der Haifischinsel zu gelangen, denn die Bucht mußte noch stark aufgeregt sein. Die Entfernung bis dahin betrug ja aber nur eine Lieue, und mit der Schaluppe konnte man diese Fahrt wohl wagen.
    Von schrecklicher Unruhe verzehrt, widersprachen auch Frau Zermatt und Frau Wolston diesem Plane nicht, handelte es sich doch vielleicht um die Rettung eines Schiffes!
    Gegen sieben Uhr verließ die Schaluppe den kleinen Landeinschnitt. Der ältere Zermatt, Wolston, Jack und Ernst ruderten aus Leibeskräften, wobei sie die Ebbeströmung noch unterstützte. Ein paar Sturzseen, die sie über das Vordertheil hinwegbekamen, konnten sie nicht zur Umkehr veranlassen.
    Glücklich erreichten sie die kleine Insel und sprangen nun sofort aus Land.
    Welche Verwüstung bot sich hier aber ihren Blicken! Da und dort lagen vom Sturme entwurzelte Bäume, die Einfriedigung für die Antilopen war umgestürzt, und erschrocken liefen die Thiere überall umher.
    Zermatt und seine Begleiter kamen bald nach dem Batteriehügel, und natürlich war es Jack, der als erster auf dem Gipfel erschien.
    »Hierher! Kommt herauf!« rief er voller Ungeduld.
    Zerniatt, Wolston und Ernst beeilten sich, dem Rufe zu folgen.
    Das Schutzdach, worunter die beiden Kanonen standen, war in der Nacht angezündet worden und zeigte nur noch einzelne

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