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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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legte sich deshalb auch die Frage vor, ob nicht auch sein Verbleiben in Felsenheim geboten erscheine.
    Da war es nun der wackere Jack, der ihm mit gewohnter Kameradschaftlichkeit helfend unter die Arme griff. Am Abend vor der Abfahrt brachte er deshalb, als alle im gemeinschaftlichen Zimmer versammelt waren, diese Frage mm Gespräch.
    »Ich weiß recht gut, Vater, begann er, daß Frau Wolston, ihre Tochter und meine Mutter keinerlei Gefahr laufen, wenn sie in Felsenheim allein zurückbleiben. Soll das aber eine ganze Woche dauern… ja, wer weiß… ob es da nicht besser wäre…
    – Ganz gewiß, Jack, stimmte der ältere Zermatt ein, ich würde in unserer Abwesenheit keine ruhige Stunde haben… wenn auch keine Gefahr zu befürchten sein mag. Bisher sind wir immer nur höchstens zwei bis drei Tage weggewesen; diesmal würde es eine ganze Woche werden!… Das ist zu lange. Und doch wäre es zu beschwerlich, wenn wir alle zusammen fortgehen wollten…
    – Wenn Sie es wünschen, fiel Wolston ein, erbiete ich mich, in Felsenheim zu bleiben.
    – O nein, mein lieber Wolston, erwiderte Zermatt, Sie gerade weniger als jeder andere. Schon wegen der zukünftigen Arbeiten ist es nothwendig, daß Sie uns nach Zuckertop und dem Prospect-Hill begleiten. Wenn einer meiner Söhne zustimmte, bei seiner Mutter zu bleiben, würde ich beruhigt sein. Das ist schon wiederholt vorgekommen. Jack zum Beispiel…«
    Jack konnte sich des Lächelns kaum enthalten und warf Ernst einen Seitenblick zu.
    »Wie, rief er, mich… mich wollt Ihr bestimmen, das Haus zu behüten? Einem Jäger wollt Ihr die Gelegenheit rauben, Groß- und Kleinwild zu pürschen? Wenn denn einer in Felsenheim bleiben muß, warum denn nicht Ernst?…
    – Ernst oder Jack, das ist ja gleich, nicht wahr, Frau Wolston? fragte Zermatt.
    – Gewiß, Herr Zermatt!
    – Und wenn Ernst hier ist, wird sich niemand fürchten, auch Sie nicht, Annah, oder Du, liebe Betsie?
    – Nicht im geringsten, antwortete das junge Mädchen leicht erröthend.
    – So sprich doch, Ernst, ermahnte diesen sein Bruder; Du sagst ja kein Wort dazu, ob Dir diese Verabredung paßt!«
    Natürlich paßte sie Ernst, und der ältere Zermatt konnte zu dem verständigen und muthigen jungen Manne auch das beste Vertrauen haben.
    Die Abfahrt wurde auf den nächsten Tag festgesetzt. Schon mit Anbruch des Tages verabschiedeten sich der ältere Zermatt, Wolston und Jack mit der Zusicherung, ihre Abwesenheit so viel wie möglich zu verkürzen.
    Der nächste Weg von Felsenheim nach Zuckertop verlief in schräger Richtung zu dem nach Waldegg, der längs der Küste hinführte.
    Der Wagen, worauf die Herren Zermatt und Wolston Platz nahmen, war noch mit Säcken mit Saatgetreide, einer Anzahl Werkzeuge und Geräthe, mit Lebensmitteln und einem reichlichen Vorrath an Schießbedarf beladen.
    Jack, der sich von Leichtfuß nicht hatte trennen wollen, trottete nebst seinen Hunden Braun und Falb daneben her.
    Anfänglich schlug man die Richtung nach Südwesten ein, um den Schwanensee zur Rechten zu lassen. Große Wiesenflächen, natürliche Weiden, erstreckten sich von hier bis zum Ableitungscanale des Schakalbaches hin, und dieser selbst wurde, etwa eine Lieue von Falkenhorst, auf der kleinen, alten Brücke überschritten.
    In dieser Richtung gab es zwar keine eigentlich fahrbare Straße, gleich der nach der Meierei Waldegg, die vielen Fahrten mit schweren Karren und Wagen hatten den Boden aber doch etwas eingeebnet und den Pflanzenwuchs darauf vernichtet. Von den beiden kräftigen Büffeln gezogen, kam denn der Wagen auch ohne zu große Anstrengung ziemlich schnell vorwärts
    Die gegen drei Lieues lange Strecke bis Zuckertop wurde in vier Stunden zurückgelegt.
    Zermatt, Wolston und Jack kamen in der dortigen Wohnung also zur Frühstückszeit an. Nachdem sie mit gutem Appetit gegessen hatten, ging es sofort an die Arbeit.
    Zunächst mußten mehrere Planken der Einfriedigung, worin die Schweine die Regenzeit verbracht hatten, aufgerichtet werden. In diese Einfriedigung waren auch andere Vertreter der Schweinerasse, nämlich Tajams oder Moschusschweine, die schon früher bei Zuckertop bemerkt worden waren, eingedrungen und lebten hier mit den anderen in bester Freundschaft. Natürlich hütete man sich, sie etwa wieder zu verjagen. Der ältere Zermatt wußte recht gut, daß das Fleisch dieser Thiere genießbar war, wenn man nur den stark aromatischen Moschusbeutel, der bei ihnen am Rücken sitzt, sorgsam entfernte.
    Die

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