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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Krawatte. Mit einem kurzen Schnappen des Klipps löste sie sich vom Hemd.
Einfach, aber clever, dachte Rebus, als er die Krawatte zwischen Zeigefinger und Daumen
hielt.
»Danke, Arthur«, sagte er.
»Keine Ursache, John«, rief der Sergeant und passte gespannt auf, als Rebus zur Treppe ging.
»Keine Ursache.«

»Weißt du, was das ist, Tony?«
McCall hatte sich auf Rebus' Stuhl gesetzt, hinter Rebus' Schreibtisch.
Er hatte eine Hand in einer Schublade und blickte erschrocken auf.
Rebus hielt ihm die Krawatte unter die Nase. McCall nickte, dann nahm er die Hand aus der
Schublade. Sie hielt eine Flasche Whisky umklammert.
»Das ist eine Krawatte«, sagte er. »Hast du Tassen?«
Rebus legte die Krawatte auf den Tisch. Dann ging er zu einem Aktenschrank und suchte unter den
vielen Tassen herum, die ungeliebt und ungespült darauf standen. Schließlich schien eine seine
Zustimmung zu finden, und er brachte sie zum Schreibtisch. McCall betrachtete gerade die
Rückseite einer Akte, die dort lag.
» Ronnie «, las er laut. » Tracy ­ Anruferin. Ich stelle fest, deine Aufzeichnungen
sind präzise wie eh und je.«
Rebus reichte McCall die Tasse.
»Wo ist deine?«, fragte McCall und zeigte auf die Tasse.
»Mir ist nicht danach. Ehrlich gesagt, ich rühr das Zeug kaum noch an.« Rebus deutete mit dem
Kopf auf die Flasche. »Die ist für Gäste.«
McCall verzog die Lippen und riss die Augen weit auf. »Und außerdem«, fuhr Rebus fort, »hab ich
wahnsinnige Kopfschmerzen, die volle Breitseite.« Er bemerkte einen großen Umschlag auf seinem
Schreibtisch. Darauf stand: FOTOGRAFIEN ­ BITTE NICHT KNICKEN.
»Weißt du Tony, als ich noch Sergeant war, dauerte es Tage, bis solche Sachen ankamen. Das ist
das Wunderbare daran, Inspector zu sein.« Er öffnete den Umschlag, zog einen kleinen Stapel
Abzüge heraus, zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter, schwarzweiß, und reichte McCall ein
Foto.
»Sieh mal«, sagte Rebus, »keine Schrift an der Wand. Und das Pentagramm ist noch unvollständig.
Heute war es komplett.« McCall nickte. Rebus nahm ihm das Foto ab und gab ihm ein anderes. »Der
Tote.«
»Armer kleiner Kerl«, sagte McCall. »Könnte eins von unseren Kindern sein, was, John?«
»Nein«, sagte Rebus mit entschiedener Stimme. Er rollte den Umschlag zu einer Röhre und steckte
ihn in seine Jackentasche.
McCall hatte die Krawatte in die Hand genommen und hielt sie Rebus fragend hin.
»Hast du jemals so eine getragen?«, fragte Rebus.
»Klar, bei meiner Hochzeit, vielleicht zu einer Beerdigung oder Taufe ...«
»Ich meine genau so eine. Eine zum Anstecken. Ich erinnere mich, als ich klein war, hat mein
Vater irgendwann beschlossen, dass mir ein Kilt gut stehen würde. Er hat mir die ganze Montur
gekauft, einschließlich einer kleinen karierten Krawatte. Das war eine zum Anstecken.«
»Natürlich hab ich eine getragen«, sagte McCall. »Hat doch jeder. Schließlich haben wir uns alle
hochgedient, oder etwa nicht?«
»Nein«, sagte Rebus. »Und jetzt heb deinen Arsch von meinem Stuhl.«
McCall suchte sich einen anderen Stuhl und zog ihn von der Wand an den Schreibtisch. Derweil
setzte Rebus sich hin und nahm die Krawatte in die Hand.
»Polizeiausstattung.«
»Was?«
»Ansteckkrawatten«, sagte Rebus. »Wer sonst trägt noch so was?«
»Mein Gott, das weiß ich nicht, John.«
Rebus warf den Klipp zu McCall hinüber, der zu langsam reagierte.
Er fiel auf den Boden, von wo er ihn aufhob.
»Das ist ein Ansteckklipp«, sagte er.
»Ich hab ihn bei Ronnie im Haus gefunden«, sagte Rebus. »Oben auf der Treppe.«
»Und?«
»Also ist jemandem die Ansteckkrawatte kaputtgegangen. Vielleicht als sie Ronnie die Treppe
hinunterzogen. Vielleicht irgendeinem Police Constable.«
»Du glaubst, dass einer von unseren Leuten...?«
»Nur so eine Idee«, sagte Rebus. »Natürlich könnte das Ding auch einem von den Jungs gehören, die
die Leiche gefunden haben.« Er streckte eine Hand aus, und McCall gab ihm den Klipp zurück.
»Vielleicht sollte ich mal mit denen reden.«
»John, was zum Teufel...?« McCall brach mit einem erstickten Ton ab, als sei er nicht in der
Lage, die Worte für die Frage zu finden, die er stellen wollte.
»Trink deinen Whisky«, sagte Rebus besorgt. »Dann kannst du dir das Band anhören und dir
überlegen, ob Tracy die Wahrheit sagt.«
»Und was machst du?«
»Ich weiß noch nicht.« Er steckte die Krawatte des Sergeants vom Empfang in die Tasche.
»Vielleicht ein paar offene Fragen klären.«
McCall

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