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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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an einer Ferienwohnung in Malaga«, sagte McCall und konnte das Lachen kaum noch
unterdrücken, »Arbeitsplatten aus Marmor in der Küche.«
Es war einfach zu lächerlich. Sie prusteten laut los, während sie weitergingen und die Liste
fortsetzten. Doch dann merkte Rebus, wo sie waren, hörte auf zu lachen und blieb stehen. Hier
hatte er die ganze Zeit hingewollt. Er griff nach der Taschenlampe in seiner Jackentasche.
»Komm mit, Tony«, sagte er ganz ruhig. »Ich muss dir was zeigen.«

»Hier wurde er gefunden«, sagte Rebus und leuchtete mit der Taschenlampe über die kahlen
Dielenbretter. »Er lag auf dem Rücken, die Beine zusammen, die Arme ausgebreitet. Ich glaube
nicht, dass er zufällig in diese Position geraten ist, was meinst du?«
McCall betrachtete die Szenerie. Jetzt waren beide ganz Profis und verhielten sich fast wie
Fremde. »Und die Freundin sagt, sie hat ihn oben gefunden?«
»Ja.«
»Und du glaubst ihr?«
»Warum sollte sie lügen?«
»Dafür könnte es hundert Gründe geben, John. Müsste ich das Mädchen kennen?«
»Sie ist noch nicht lange in Pilmour. Etwas älter, als man erwarten würde, fünfundzwanzig,
vielleicht auch mehr.«
»Dieser Ronnie ist also bereits tot, dann wird er heruntergebracht und mit den Kerzen und allem
zurechtgelegt.«
»Genau.«
»Ich beginne zu verstehen, warum du diesen Freund finden musst, der es mit dem Okkulten
hat.«
»Ja. Komm her und sieh dir das mal an.« Rebus führte McCall zu der hinteren Wand, leuchtete mit
der Lampe auf das Pentagramm und dann noch ein Stück höher hinauf.
»Hallo, Ronnie«, las McCall laut.
»Und das war gestern noch nicht hier.«
»Tatsächlich?« McCall klang überrascht. »Kinder, John, nichts weiter.«
»Dieses Pentagramm haben jedenfalls keine Kinder gezeichnet.«
»Nein, das stimmt.«
»Charlie hat das Pentagramm gezeichnet.«
»Richtig.« McCall steckte die Hände in die Taschen und stellte sich wieder gerade hin. »Ein Punkt
für dich, Inspector. Los, gehen wir die besetzten Häuser abklappern.«

Doch die wenigen Leute, die sie antrafen, schienen nichts zu wissen, und es schien sie noch viel
weniger zu kümmern. McCall versuchte, Rebus klar zu machen, dass es die falsche Tageszeit war.
Fast alle Bewohner der Häuser waren jetzt in der Innenstadt, wo sie Portemonnaies aus Handtaschen
klauten, bettelten, Ladendiebstähle begingen und dealten.
Widerwillig stimmte Rebus ihm zu, dass sie ihre Zeit verschwendeten.
Da McCall sich das Band anhören wollte, das Rebus von seinem Gespräch mit Tracy aufgenommen
hatte, fuhren sie zur Great London Road zurück. McCall hoffte, dass auf dem Band irgendein
Hinweis sein könnte, der sie zu Charlie führen würde, etwas, das ihm helfen würde, den Typ
einzuordnen, etwas, das Rebus übersehen hatte.
Rebus war McCall ein bis zwei Stufen voraus, als sie sich die Treppe zu der schweren Holztür
hinaufschleppten, durch die man in die Wache gelangte. Ein munter aussehender Sergeant trat
gerade seine Schicht am Empfang an. Er fummelte noch an seinem Hemdkragen und der Ansteckkrawatte
herum. Einfach, aber clever, dachte Rebus bei sich.
Einfach, aber clever. Alle uniformierten Beamten trugen Ansteckkrawatten, so dass jemand, der bei
einem Angriff versuchte, den Kopf des Beamten nach vorne zu reißen, nur die Krawatte in der Hand
halten würde. Ebenso hatte die Brille des Sergeant spezielle Gläser, die bei einem Treffer
einfach aus der Fassung sprangen, ohne zu zerbrechen.
Einfach, aber clever. Rebus hoffte, dass der Fall mit dem gekreuzigten Junkie sich als ebenso
einfach erweisen würde.
Er fühlte sich jedenfalls nicht sonderlich clever.
»Hallo, Arthur«, sagte er, als er am Empfang vorbei auf die Treppe zuging. »Irgendwelche
Nachrichten für mich?«
»Nun mal langsam, John. Ich bin erst seit zwei Minuten im Dienst.«
»Na schön.« Rebus schob die Hände tief in die Taschen und stieß mit den Fingern der rechten Hand
auf etwas Fremdes, etwas Metallisches. Er nahm den Broschenverschluss heraus und betrachtete ihn.
Dann erstarrte er.
McCall sah ihn verwundert an.
»Geh schon mal rauf«, sagte Rebus zu ihm. »Ich komm in einer Sekunde nach.«
»Wie du meinst, John.«
Rebus trat wieder an die Empfangstheke und streckte dein Sergeant seine linke Hand entgegen. »Tu
mir mal einen Gefallen, Arthur. Gib mir deine Krawatte.«
»Was?«
»Du hast mich richtig verstanden.«
Mit dem Gedanken, dass er heute Abend in der Kantine was zu erzählen haben würde, zog der
Sergeant an seiner

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