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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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schenkte sich gerade einen Whisky ein, als Rebus das Zimmer verließ, doch seine
Abschiedsworte, die er aus dem Treppenhaus rief, waren deutlich zu hören.
»Vielleicht geh ich ja auch bloß zum Teufel!«

»Ja, ein einfaches Pentagramm.«
Der Psychologe Dr. Poole, der eigentlich gar kein Psychologe, sondern, wie er erklärt hatte,
Dozent für Psychologie war ­ also ein erheblicher Unterschied ­, betrachtete die Fotografien
gründlich. Seine Unterlippe war als Zeichen seiner unerschütterlichen Gewissheit über die
Oberlippe geschoben. Rebus spielte mit dem leeren Umschlag herum und starrte aus dem Bürofenster.
Es war ein sonniger Tag, und einige Studenten lagen auf den Wiesen am George Square, tranken Wein
aus der Flasche und verschwendeten keinerlei Gedanken an ihre Lehrbücher.
Rebus war unbehaglich zumute. In Stätten höherer Bildung, vom einfachsten College bis zu den
Gefilden der University of Edinburgh, in denen er sich gerade befand, kam er sich immer reichlich
dumm vor. Er hatte das Gefühl, dass jede Geste, jede Äußerung von ihm begutachtet und
interpretiert wurde, um ihn als einen klugen Mann zu entlarven, der sehr viel klüger hätte sein
können, wenn die Dinge anders gelaufen wären.
»Als ich noch einmal in das Haus ging«, sagte er, »hatte jemand mehrere Symbole zwischen die
beiden Kreislinien gemalt. Tierkreiszeichen und so was.«
Rebus beobachtete, wie der Psychologe zum Bücherregal ging und zu blättern anfing. Es war einfach
gewesen, diesen Mann zu finden. Etwas Nützliches aus ihm herauszuholen, könnte sich als
schwieriger erweisen.
»Vermutlich die üblichen Arkana«, sagte Dr. Poole. Er hatte offenbar die Seite gefunden, die er
gesucht hatte, und kam mit dem Buch zum Schreibtisch, um sie Rebus zu zeigen. »So was in der
Art?«
»Ja, das ist es.« Rebus betrachtete die Abbildung. Das Pentagramm war zwar nicht identisch mit
dem, das er gesehen hatte, doch die Unterschiede waren geringfügig. »Sagen Sie, gibt es viele
Leute, die sich für Okkultismus interessieren?«
»Sie meinen hier in Edinburgh?« Poole setzte sich wieder hin und schob seine Brille nach oben. »O
ja. Reichlich. Sehen Sie sich doch nur an, wie gut die ganzen Filme über den Teufel
laufen.«
Rebus lächelte. »Ja, ich habe mir selbst früher gern Horrorfilme angesehen. Aber ich rede von
einem aktiven Interesse.«
Der Dozent lächelte. »Das war mir schon klar. Sollte ein Scherz sein. Viele Leute glauben, dass
es darum beim Okkultismus geht ­ den Satan wieder zum Leben zu erwecken. Doch glauben Sie mir,
Inspector, es steckt viel mehr dahinter. Oder viel weniger, je nach dem, wie man die Sache
betrachtet.«
Rebus versuchte dahinter zu kommen, was das heißen sollte. »Kennen Sie Okkultisten?«, fragte er
als Nächstes.
»Ich weiß, dass es Okkultisten gibt, praktizierende Hexenzirkel für schwarze und weiße
Magie.«
»Hier? In Edinburgh?«
Poole lächelte erneut. »O ja. Direkt hier. Es gibt sechs aktive Hexenzirkel in und um Edinburgh.«
Er hielt inne, und Rebus konnte beinah sehen, wie er nachzählte. »Vielleicht sieben. Zum Glück
praktizieren die meisten weiße Magie.«
»Das bedeutet, das Okkulte für angeblich gute Zwecke einzusetzen, oder?«
»Ganz recht.«
»Und schwarze Magie...?«
Der Dozent seufzte. Plötzlich interessierte er sich sehr für die Aussicht aus seinem Fenster. In
Rebus stieg eine Erinnerung hoch. Vor langer Zeit hatte er mal ein Buch mit Gemälden von H. R.
Giger gekauft, Bildern von Satan, flankiert von vestalischen Huren... Er wusste nicht, warum er
es gekauft hatte, aber es musste noch irgendwo in der Wohnung sein. Er erinnerte sich, dass er
das Buch vor Rhona versteckt hatte...
»Es gibt einen Hexenzirkel in Edinburgh«, sagte Poole gerade. »Einen schwarzen Zirkel.«
»Sagen Sie, bringen die... bringen die auch Opfer?«
Dr. Poole zuckte die Achseln. »Bringen wir nicht alle Opfer?« Doch als er sah, dass Rebus über
seinen kleinen Scherz nicht lachte, setzte er sich gerade hin und nahm eine ernstere Miene an.
»Vermutlich schon, sozusagen als Zeichen. Eine Ratte, eine Maus oder ein Huhn. Vielleicht gehen
sie noch nicht mal so weit. Sie könnten irgendwas Symbolisches benutzen. Ich weiß es wirklich
nicht.«
Rebus tippte auf eine der Fotografien, die ausgebreitet auf dem Schreibtisch lagen. »In dem Haus,
in dem wir dieses Pentagramm gefunden haben, haben wir auch einen Mann gefunden. Einen Toten, um
es genauer zu sagen.« Jetzt holte er diese Fotos

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