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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Ruf stand, tüchtig zu sein und sich
nur selten zu beklagen. Damit konnte man schon etwas anfangen.
Er trug das Telefon vom Flur wieder ins Wohnzimmer, stellte es ins Bücherregal und ging zur
Stereoanlage, wo er erst den Kassettenrecorder und dann den Verstärker ausschaltete. Dann ging er
ans Fenster und schaute auf die leere Straße. Das Licht der Lampen hatte die Farbe von rotem
Leicester-Käse angenommen. Diese Assoziation erinnerte ihn an den Mitternachtssnack, den er sich
vor zwei Stunden versprochen hatte, und er beschloss, sich in der Küche etwas zu essen zu machen.
Tracy würde nichts wollen, da war er sich ganz sicher. Er starrte sie an, wie sie dort auf dem
Sofa lag, den Kopf leicht zum Fußboden geneigt. Eine Hand lag auf ihrem Bauch, die andere hing
nach unten und berührte den wollenen Teppich. Ihre Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen,
der Mund leicht geöffnet, so dass man eine kleine Lücke zwischen ihren beiden Schneidezähnen
sehen konnte. Sie hatte fest geschlafen, als er eine Decke über sie geworfen hatte, und sie
schlief immer noch. Ihr Atem ging regelmäßig. Irgendetwas plagte ihn, aber er wusste nicht, was
es war. Vielleicht der Hunger. Er hoffte, dass der Kühlschrank eine angenehme Überraschung für
ihn bereit hätte. Doch als Erstes ging er zum Fenster und schaute noch einmal hinaus. Die Straße
war absolut tot, und genauso fühlte sich auch Rebus: tot, aber tatendurstig. Er hob Dr. Jekyll
und Mr. Hyde vom Fußboden auf und nahm das Buch mit in die Küche.
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MITTWOCH
    Je mehr eine Sache nach dieser verdächtigen Straße riecht, desto weniger frage ich.

Die Police Constables Harry Todd und Francis O'Rourke standen bereits vor Rebus' Büro, als er am
nächsten Morgen ankam. Sie lehnten gegen die Wand und unterhielten sich lässig. Es kümmerte sie
offenbar wenig, dass Rebus zwanzig Minuten zu spät kam. Er würde einen Teufel tun und sich
entschuldigen. Mit Befriedigung stellte er fest, dass die beiden Constables sich gerade
hinstellten und verstummten, als er oben an der Treppe ankam.
Das war ein guter Anfang.
Er öffnete die Tür, ging ins Zimmer und machte die Tür wieder zu.
Sollten sie doch noch eine Weile schmoren. Jetzt hatten sie wirklich etwas, worüber sie reden
konnten. Er hatte sich bei dem Sergeant am Empfang erkundigt und wusste, dass Brian Holmes nicht
da war. Also zog er einen Zettel aus seiner Tasche und rief bei Holmes zu Hause an.
Das Telefon klingelte und klingelte. Holmes musste unterwegs sein, seine Aufträge
erledigen.
Es lief immer noch gut.
Auf seinem Schreibtisch lag Post. Er blätterte sie durch und zog nur eine Nachricht von
Superintendent Watson aus dem Stapel. Es war eine Einladung zum Mittagessen. Heute. Um halb eins.
Verdammt. Um drei war er mit Holmes verabredet. Es war ein Essen mit ein paar von den
Geschäftsleuten, die das Geld für die Anti-Drogen-Kampagne hinblätterten. Verdammt. Und es fand
in The Eyrie statt, was hieß, dass man eine Krawatte und ein sauberes Hemd tragen musste. Rebus
sah an sich herunter. Das Hemd würde es tun. Aber die Krawatte nicht.
Verdammt.
Die gute Laune verließ ihn schlagartig.
Es hätte ja auch nicht immer so schön weitergehen können. Tracy hatte ihn mit einem
Frühstückstablett geweckt. Orangensaft, Toast mit Honig und starker Kaffee. Sie war ganz früh
rausgegangen, erklärte sie, und hatte ein bisschen Geld mitgenommen, das sie auf dem Regal im
Wohnzimmer gefunden hatte. Sie hoffte, er wäre nicht sauer deswegen.
Ein Laden an der Ecke hatte bereits auf gehabt. Dort hatte sie eingekauft, war zurück in die
Wohnung gekommen und hatte ihm Frühstück gemacht.
»Erstaunlich, dass dich der Geruch von verbranntem Toast nicht aufgeweckt hat«, hatte sie
gesagt.
»Du hast den Mann vor dir, der bei Flammendes Inferno eingeschlafen ist«, hatte er
geantwortet. Und sie hatte lauthals gelacht, während sie auf dem Bett saß und kleine Bissen von
ihrem Toast knabberte, während Rebus langsam und nachdenklich kaute. Was für ein Luxus. Wie lange
war es her, dass ihm jemand Frühstück ans Bett gebracht hatte? Ihn beängstigte der
Gedanke...
»Herein!«, brüllte er jetzt, obwohl niemand geklopft hatte.
Tracy war klaglos gegangen. Sie fühle sich ganz gut, sagte sie.
Schließlich könne sie sich nicht ewig verstecken. Er hatte sie zurück nach Pilmuir gefahren, und
dann hatte er etwas Dummes getan. Er hatte ihr zehn Pfund gegeben. Das war nicht einfach Geld,
wie ihm sofort klar

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