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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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haben wir euch«, sagte der Tierschutzbeamte, als die beiden Männer in die Grube
sprangen.
»Warten Sie...«, sagte Holmes, der plötzlich ein merkwürdiges Gefühl bei der Sache hatte. Die
beiden Männer hatten angefangen, sich zu umarmen, und während ihre Gesichter in einem langen,
intensiven Kuss verschmolzen, ließen sie sich auf den Boden sinken.
»O Gott!«, rief der Mann vom Tierschutzverein.
Holmes starrte seufzend auf den feuchten, steinharten Boden unter seinen Knien.
»Ich glaube, hier sind keine Pitbulls im Spiel«, sagte er. »Und falls doch, dann müsste die
Anklage eher auf Sodomie als auf Tierquälerei lauten.«
Der Tierschutzbeamte hielt immer noch entsetzt und gebannt zugleich das Fernglas an seine
Augen.
»Man hört ja so einiges«, sagte er, »aber man erwartet doch nicht... nun ja... Sie wissen
schon.«
»Dass man so was mit eigenen Augen sieht?«, schlug Holmes vor und richtete sich langsam und unter
Schmerzen auf.

Er unterhielt sich gerade mit dem wachhabenden Beamten der Nachtschicht, als die Nachricht
durchgegeben wurde, Inspector Rebus wolle ihn sprechen.
»Rebus, was will der denn?« Brian Holmes sah auf seine Uhr. Es war Viertel nach zwei. Rebus war
zu Hause, und er sollte ihn dort anrufen.
Er benutzte das Telefon des Diensthabenden.
»Hallo?« Er kannte John Rebus natürlich und hatte schon bei mehreren Fällen mit ihm
zusammengearbeitet. Aber Anrufe mitten in der Nacht ­ das war etwas völlig anderes.
»Sind Sie das, Brian?«
»Ja, Sir.«
»Haben Sie ein Blatt Papier? Schreiben Sie Folgendes auf.« Während er mit Block und
Kugelschreiber herumhantierte, glaubte Holmes am anderen Ende Musik zu hören. Etwas, das er
kannte. Das Weiße Album von den Beatles. »Fertig?«
»Ja, Sir.«
»Also, gestern wurde ein Junkie tot in Pilmuir aufgefunden, das heißt, genau genommen ist es
jetzt zwei Tage her. Überdosis. Finden Sie heraus, wer die Constables waren, die ihn gefunden
haben. Sagen Sie ihnen, sie sollen morgen Früh um zehn in mein Büro kommen. Haben Sie das?«
»Ja, Sir.«
»Gut. Wenn Sie die Adresse von dem Haus haben, wo die Leiche gefunden wurde, dann besorgen Sie
sich die Schlüssel ­ wer auch immer die hat ­ und fahren hin. In einem der Zimmer im ersten Stock
hängen an einer Wand viele Fotos. Einige sind vom Edinburgh Castle. Nehmen Sie die ab und gehen
Sie damit zur Redaktion der Lokalzeitung. Die müssen Ordner voller Fotos haben. Wenn Sie Glück
haben, hat da vielleicht gerade ein kleiner alter Mann Dienst, der ein Gedächtnis wie ein Elefant
hat. Ich möchte, dass Sie nach Fotos suchen, die in letzter Zeit in dem Blatt veröffentlicht
wurden und so aussehen, als wären sie aus der gleichen Perspektive aufgenommen worden, wie die
von der Wand in dem Zimmer. Haben Sie das?«
»Ja, Sir«, sagte Holmes, der wie wild mitschrieb.
»Gut. Ich möchte wissen, wer diese Zeitungsfotos gemacht hat. Auf der Rückseite von jedem Abzug
wird ein Aufkleber oder so was sein, mit Name und Adresse.«
»Sonst noch was, Sir?« Bewusst oder nicht, es klang ziemlich sarkastisch.
»Ja.« Rebus schien seine Stimme um ein Dezibel zu senken. »An der Wand hängen auch ein paar Fotos
von einer jungen Frau. Ich möchte mehr über sie wissen. Sie behauptet, ihr zweiter Vorname sei
Tracy. So nennt sie sich auch. Fragen Sie ein bisschen rum, zeigen Sie die Fotos jedem, von dem
Sie meinen, er könnte was wissen.«
»In Ordnung, Sir. Eine Frage.«
»Schießen Sie los.«
»Warum ich? Warum jetzt? Und wozu soll das gut sein?«
»Das waren drei Fragen. Ich beantworte so viele, wie ich kann, wenn wir uns morgen Nachmittag
sehen. Seien Sie um drei in meinem Büro.«
Dann war die Leitung tot. Brian Holmes starrte auf die betrunkenen Buchstabenreihen auf seinem
Block. Was da in seiner eigenen Kurzschrift stand, würde Arbeit für eine Woche sein, die ihm
innerhalb von wenigen Minuten aufs Auge gedrückt worden war. Der wachhabende Beamte las es über
seiner Schulter mit.
»Besser du als ich«, sagte er ganz aufrichtig.

John Rebus hatte Holmes aus einer ganze Reihen von Gründen ausgewählt, aber hauptsächlich, weil
Holmes nicht viel über ihn wusste.
Er wollte jemanden, der effizient arbeiten würde, methodisch, ohne viel Aufhebens zu machen.
Jemanden, der Rebus nicht gut genug kannte, um sich darüber zu beschweren, dass man ihn im
Dunkeln ließ, ihn herumschubste. Ihn als Laufburschen und Schnüffler benutzte und die
Drecksarbeit machen ließ. Rebus wusste, dass Holmes in dem

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