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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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nach oben gegangen?«
Todd sah zu O'Rourke. »Ich glaube, wir haben gerufen, ob jemand da oben ist. Aber raufgegangen
sind wir nicht.«
Wie könnte dieser Krawattenklipp nur da oben hingekommen sein?
Rebus atmete tief aus, dann räusperte er sich. »Was für einen Wagen fahren Sie, Todd?«
»Sie meinen dienstlich, Sir?«
»Nein, das mein ich natürlich nicht!« Rebus schlug mit dem Bleistift auf den Schreibtisch. »Ich
meine privat.«
Todd schien jetzt noch verblüffter als vorher. »Einen Metro, Sir.«
»Farbe?«
»Weiß.«
Rebus wandte den Blick zu O'Rourke.
»Ich habe kein Auto«, gestand O'Rourke. »Ich bin Motorradfan. Zur Zeit fahre ich eine
siebenhundertfünfziger Honda.«
Rebus nickte. Also keine Ford Escorts. Keiner der beiden war um Mitternacht Hals über Kopf aus
seiner Straße geflüchtet.
»Tja, das war's dann wohl, denke ich.« Mit einem Lächeln entließ er die beiden, nahm den
Bleistift wieder in die Hand, prüfte die Spitze und brach sie mit voller Absicht an seiner
Schreibtischkante ab.

Rebus dachte an Charlie, als er vor einem kleinen altmodischen Herrenbekleidungsgeschäft in einer
Seitenstraße der George Street anhielt. Er dachte an Charlie, als er sich eine Krawatte schnappte
und sie bezahlte. Im Auto dachte er wieder an Charlie, als er sich die Krawatte umband, den Motor
anließ und losfuhr. Da war er nun auf dem Weg zu einem Mittagessen mit einigen der reichsten
Geschäftsleute der Stadt, und das Einzige, woran er denken konnte, war Charlie und daran, dass
Charlie vermutlich immer noch die Wahl hatte, eines Tages so wie diese Geschäftsmänner zu werden.
Er würde Examen machen, mit Hilfe der guten Beziehungen seiner Familie einen guten Job bekommen
und innerhalb von ein bis zwei Jahren mühelos ins höhere Management aufsteigen. Er würde seine
dekadenten Schwärmereien vergessen und selber dekadent werden, so wie es nur die Reichen und
Erfolgreichen je sein können... Wahre Dekadenz, nicht so abgedroschener Kram wie Hexerei und
Dämonismus, Drogen und Gewalt. Diese Blutergüsse auf Ronnies Körper, könnten die tatsächlich von
einem gewalttätigen Sex-Kunden stammen? Ein sadomasochistisches Spiel, das außer Kontrolle
geraten war? Vielleicht ein Spiel mit diesem mysteriösen Edward, dessen Namen Ronnie geschrien
hatte?
Oder ein Ritual, das zu weit getrieben wurde?
Hatte er den Aspekt des Satanismus zu rasch abgehakt? Sollte ein Polizist nicht für alles offen
sein? Vielleicht, aber Satanismus stieß bei ihm auf völlig taube Ohren. Schließlich war er
Christ. Er mochte zwar nicht oft in die Kirche gehen, da ihm das Singen von Kirchenliedern und
die schlechten Predigten zuwider waren, aber das bedeutete ja nicht, dass er nicht an seinen
eigenen kleinen, finsteren Gott glaubte. Jeder hatte einen Gott, der neben einem herzockelte. Und
der Gott der Schotten war so Unheil verkündend, wie er nur sein konnte.
Das mittägliche Edinburgh wirkte düsterer denn je. Vielleicht spiegelte es nur seine Stimmung
wider. Das Castle schien einen Schatten über die gesamte New Town zu werfen. Doch dieser Schatten
fiel nicht auf The Eyrie, konnte so weit gar nicht fallen. The Eyrie war das teuerste Restaurant
der Stadt und auch das exklusivste. Gerüchten zufolge war es für mittags zwölf Monate im
Voraus ausgebucht, während man auf einen Tisch zum Abendessen nur etwa acht bis zehn Wochen
warten musste.
Das Restaurant nahm die gesamte obere Etage eines georgianischen Hotels im Herzen der New Town
ein, fernab vom Gewühl der Innenstadt.
Nicht dass die Straßen hier besonders ruhig waren. Es herrschte ein ständiger Durchgangsverkehr,
wobei immer genügend Autos anhielten, um das Parken zu einem Problem zu machen. Doch nicht für
einen Detective. Rebus stellte sein Auto auf einer doppelten gelben Linie direkt vor dem
Haupteingang des Hotels ab. Trotz der Warnungen des Portiers von wegen Politessen und Geldbußen
ließ er es dort stehen und betrat das Hotel. Er befühlte seinen Magen, während der Lift ihn die
vier Stockwerke nach oben trug, und stellte befriedigt fest, dass er hungrig war. Diese
Geschäftsleute mochten ihn ja zu Tode langweilen, und die Aussicht, zwei Stunden mit Farmer
Watson zu verbringen, war beinah unerträglich, doch er würde gut essen. Ja, er würde
ausgezeichnet essen.
Und wenn man ihm bei der Weinkarte freie Hand ließ, würde er diese Knallköpfe auch noch in den
Bankrott treiben.

Brian Holmes verließ die Snackbar mit einem Styroporbecher

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