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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Armsessel gegenüber seinem Drehstuhl
und eine Couch in gleicher Farbe, die den Fenstern abgewandt
stand.
    Sarah fiel es leicht, Dr. Carpenters Fragen zu beantworten.
»Ja. Laurie war verändert, als sie zurückkam. Ich war schon
damals überzeugt, daß sie sexuell mißbraucht worden war.
Aber meine Mutter ließ sich nicht davon abbringen, daß
liebevolle Menschen, die ein Kind wollten, sie mitgenommen
hatten, und erzählte das auch allen. Mutter brauchte diesen
Glauben. Vor fünfzehn Jahren redeten die Leute noch nicht von
Kindesmißhandlung. Aber Laurie hatte solche Angst, zu Bett
zu gehen. Sie liebte meinen Vater, wollte aber nie mehr auf
seinem Schoß sitzen. Sie wollte nicht, daß er sie berührte. Sie
hatte vor Männern im allgemeinen Angst.«
    »Sie ist doch sicherlich untersucht worden, als man sie
fand?«
»Ja, in dem Krankenhaus in Pennsylvania.«
»Vielleicht existieren die Aufzeichnungen noch. Würden Sie
bitte veranlassen, daß man sie mir schickt? Und was ist mit
ihrem immer wiederkehrenden Traum?«
»Letzte Nacht hatte sie ihn wieder. Sie war völlig
durcheinander. Sie nennt ihn den Messertraum. Seit sie zu uns
zurückgekommen ist, hat sie Angst vor scharfen Messern.«
»Was ist Ihnen denn an Veränderungen aufgefallen?«
»Eine ganze Menge. Laurie war vor ihrer Entführung ein
geselliges, offenes Kind. Ein wenig verzogen, denke ich, aber
sehr süß. Sie hatte viele Freundinnen und immer Spaß daran,
sie zu besuchen. Nach ihrer Rückkehr wollte sie nie mehr bei
anderen Leuten übernachten. Unter Gleichaltrigen wirkte sie
immer etwas zurückhaltend.
Sie entschloß sich, das Clinton College zu besuchen, weil
man dorthin nur eineinhalb Stunden fährt. An vielen
Wochenenden kam sie nach Hause.«
Carpenter fragte: »Wie steht es mit Freunden?«
»Wie Sie sehen werden, ist sie eine sehr schöne junge Frau.
Sie hat sicherlich eine Menge Einladungen bekommen und hat
auf der High-School die üblichen Bälle und
Sportveranstaltungen besucht. Aber sie schien sich nie für
jemanden zu interessieren - außer für Gregg Bennett. Und das
war dann ganz plötzlich zu Ende.«
»Warum?«
»Das wissen wir nicht. Gregg weiß es auch nicht. Sie waren
das ganze letzte Jahr zusammen. Er ist ebenfalls am Clinton
College, und sie hat ihn oft an den Wochenenden mit nach
Hause gebracht. Wir mochten ihn sehr, und Laurie schien so
glücklich mit ihm. Sie sind beide gute Sportler, ganz besonders
gute Golfspieler. Und dann war es eines Tages im letzten
Frühjahr vorbei. Keinerlei Erklärungen. Einfach vorbei. Sie
will nicht darüber reden, will auch nicht mit Gregg reden. Er
hat keine Ahnung, was den Bruch veranlaßt hat. Er studiert
dieses Semester in England, und ich weiß nicht, ob er
überhaupt etwas über meine Eltern gehört hat.«
»Ich würde Laurie gern morgen um elf sehen.«
Am nächsten Morgen fuhr Sarah Laurie zu dem Termin und
versprach, sie in genau fünfzig Minuten abzuholen. »Ich kaufe
ein paar Sachen zum Abendessen«, sagte sie. »Wir müssen
zusehen, daß du wieder Appetit bekommst.«
Laurie nickte und folgte Carpenter in seine Praxis. Sie
weigerte sich, sich auf die Couch zu legen, und zog es vor, ihm
gegenüber am Schreibtisch Platz zu nehmen. Sie wartete
stumm und in sich gekehrt.
Offensichtlich eine tiefe Depression, dachte Carpenter. »Ich
würde Ihnen gern helfen, Laurie.«
»Können Sie meine Mutter und meinen Vater
zurückbringen?«
»Ich wünschte, ich könnte das. Laurie, Ihre Eltern sind tot,
weil die Bremsen eines Busses versagt haben.«
»Sie sind tot, weil ich versäumt habe, meinen Wagen zur
Inspektion zu bringen.«
»Das haben Sie vergessen.«
»Das habe ich nicht vergessen. Ich habe den Termin bei der
Werkstätte absichtlich abgesagt. Ich habe denen gesagt, ich
würde zur Zulassungsstelle fahren, wo die Inspektion gratis ist.
Das habe ich dann vergessen, aber den ersten Termin habe ich
bewußt abgesagt. Es ist meine Schuld.«
»Warum haben Sie den ersten Termin abgesagt?« Er
beobachtete Laurie Kenyon scharf, während sie über seine
Frage nachdachte.
»Es gab einen Grund dafür, aber den habe ich vergessen.«
»Wieviel kostet denn eine Inspektion in der Werkstatt?«
»Zwanzig Dollar.«
»Und bei der Zulassungsstelle ist sie gratis. Ist das kein
ausreichender Grund?«
Sie schien in Gedanken versunken. Carpenter fragte sich, ob
sie ihn gehört hatte. Dann flüsterte sie: »Nein«, und schüttelte
den Kopf.
»Warum, meinen Sie, haben Sie dann

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