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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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»Sarah, wo bist du?«
11
    Sie wohnten im Wyndham Hotel an der Achtundfünfzigsten
Straße in Manhattan. »Ein ausgezeichnetes Hotel«, hatte er ihr
gesagt. »Eine Menge Leute aus dem Showbusineß wohnen
dort. Der richtige Ort, um Verbindungen herzustellen.«
    Auf der Fahrt vom Begräbnis nach New York blieb er
stumm. Zum Mittagessen waren sie mit Reverend Rutland
Garrison, Pastor der ›Welle Gottes‹, und dem
geschäftsführenden Produzenten der Fernsehstation verabredet.
Garrison wollte in den Ruhestand gehen und suchte einen
Nachfolger. Jede Woche wurde ein Gastprediger eingeladen,
um mit ihm zusammen das Programm zu moderieren.
    Sie sah ihm zu, wie er nacheinander drei verschiedene
Anzüge probierte, ehe er sich schließlich für einen
mitternachtsblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine
blaugraue Krawatte entschied. »Sie wollen einen Prediger. Und
den sollen sie auch bekommen. Wie sehe ich aus?«
    »Perfekt«, versicherte sie ihm. Und das traf auch zu. Sein
Haar war jetzt silbern, obwohl er erst fünfundvierzig war. Er
achtete sorgfältig auf sein Gewicht und hatte sich angewöhnt,
sehr aufrecht zu stehen, so daß er immer über die Leute
hinauszuragen schien, selbst über größere Männer. Er hatte es
sich angewöhnt, seine Predigten mit weitaufgerissenen Augen
zu donnern, bis das schließlich sein üblicher Gesichtsausdruck
geworden war.
    Gegen das rot-weiß karierte Kleid, das ihre erste Wahl
gewesen war, hatte er sein Veto eingelegt. »Nicht elegant
genug für diese Besprechung.«
    Sie hielt ihm ein schmales schwarzes Leinenkleid mit
dazupassendem Jäckchen hin. »Wie wär’s damit?«
Er nickte stumm. »Ja, das geht.« Dann runzelte er die Stirn.
»Und denk daran…«
»Ich werde dich nie vor anderen Leuten mit Bic
ansprechen«, ergänzte sie begütigend. »Habe ich doch seit
Jahren nicht mehr getan.«
Seine Augen glänzten fiebrig. Opal kannte und fürchtete
diesen Blick. Drei Jahre waren vergangen, seit ihn zum
letztenmal die Polizei zum Verhör abgeholt hatte, weil sich
irgendein kleines blondes Mädchen bei ihrer Mutter über ihn
beklagt hatte. Er hatte es immer geschafft, solche Klagen durch
selbstbewußtes Auftreten in gestammelte Entschuldigungen zu
verwandeln, aber trotzdem war es in zu vielen Städten zu
häufig vorgekommen. Und dieser Blick bedeutete, daß er
wieder einmal im Begriff war, die Kontrolle über sich zu
verlieren.
Lee war das einzige Kind gewesen, das er je behalten hatte.
Von dem Augenblick an, wo er sie das erstemal mit ihrer
Mutter im Einkaufszentrum entdeckt hatte, war er von ihr
förmlich besessen gewesen. An jenem ersten Tag war er hinter
ihrem Wagen hergefahren und danach mehrmals an ihrem
Haus vorbeigerollt, in der Hoffnung, einen Blick auf das Kind
erhaschen zu können. Er und Opal hatten damals in einem
schmuddeligen Nachtclub in New Jersey ein zweiwöchiges
Engagement gehabt, Gitarre und Gesang, und in einem Motel
zwanzig Minuten vom Haus der Kenyons entfernt gewohnt.
Das war das letztemal gewesen, daß sie in einem Nachtclub
aufgetreten waren. Bic hatte dann angefangen, bei
Erweckungsversammlungen Gospels zu singen und später im
nördlichen Teil des Staates New York zu predigen. Der
Besitzer einer Radiostation in Bethlehem, Pennsylvania, hörte
ihn und forderte ihn auf, auf seiner kleinen Station ein
religiöses Programm zu übernehmen.
Es war Pech gewesen, daß er auf dem Rückweg nach
Pennsylvania darauf bestanden hatte, ein letztes Mal an dem
Haus vorbeizufahren. Lee war allein draußen gewesen. Er hatte
sie geschnappt, sie mitgenommen, und dann hatte Opal zwei
Jahre lang in beständiger Angst und Eifersucht gelebt, obwohl
sie sich bemühte, ihn nichts merken zu lassen.
Fünfzehn Jahre waren vergangen, seit sie sie in dem
Schulhof abgesetzt hatten, aber Bic hatte den Verlust nie
überwinden können. Er trug ihr Bild versteckt in seiner
Brieftasche, und manchmal ertappte Opal ihn dabei, wie er es
anstarrte und mit den Fingern darüberstrich. In den letzten
Jahren, in denen er immer erfolgreicher geworden war, hatte er
sich Sorgen gemacht, eines Tages könnten FBI-Beamte vor ihn
treten und ihn wegen Entführung und Kindsmißbrauch
verhaften. »Schau dir das Mädchen in Kalifornien an, das
seinen Vater ins Gefängnis gebracht hat, weil sie bei einem
Psychiater war und anfing, sich an Dinge zu erinnern, die am
besten vergessen geblieben wären«, pflegte er manchmal zu
sagen.
Sie waren gerade in New

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