Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
ROFESSOR AM
     
C LINTON C OLLEGE , lautete die Schlagzeile des Aufmachers.
    Opal blieb der Bissen im Hals stecken, und Bic wurde weiß
im Gesicht, als das Bild von Laurie als Kind über den
Fernsehschirm huschte. »Als Vierjährige war Laurie Kenyon
das Opfer einer Entführung. Heute wird die
einundzwanzigjährige Studentin beschuldigt, einen beliebten
College-Professor, dem sie angeblich Dutzende von
Liebesbriefen geschrieben hat, mit Messerstichen getötet zu
haben. Allan Grant wurde im Bett aufgefunden…«
    Das Bild eines Hauses erschien auf dem Bildschirm. Die
unmittelbare Umgebung war mit gelben Plastikbändern
abgesperrt. Die Kamera schwenkte auf ein offenes Fenster.
»Man nimmt an, daß Laurie Kenyon durch dieses Fenster in
Allan Grants Schlafzimmer gedrungen ist.« Die Straßen waren
von Streifenwagen gesäumt.
    Ein Reporter interviewte eine Studentin, deren Augen vor
Aufregung glänzten. »Laurie hat in aller Öffentlichkeit
behauptet, daß Professor Grant mit ihr geschlafen hätte. Ich
glaube, er hat versucht, mit ihr Schluß zu machen, und sie hat
durchgedreht.«
    Als der Beitrag zu Ende war, sagte Bic: »Schalt das ab,
Opal.«
Sie gehorchte.
»Sie hat sich einem anderen Mann hingegeben«, sagte Bic
dumpf. »Sie ist nachts in sein Bett gekrochen.«
Opal wußte nicht, was sie tun oder sagen sollte. Bic zitterte
am ganzen Leib, und sein Gesicht war schweißüberströmt. Er
zog sein Jackett aus, krempelte die Ärmel hoch und streckte die
Arme aus; die dichte Behaarung war grau geworden.
»Erinnerst du dich, wieviel Angst sie immer hatte, wenn ich ihr
die Arme entgegenstreckte?« fragte er. »Aber Lee hat gewußt,
daß ich sie liebe. Sie hat mich all die Jahre verfolgt, das hast du
miterlebt, Opal. Und während ich all die Monate litt, weil ich
sie sah und so nahe bei ihr war, daß ich sie hätte berühren
können, und Angst hatte, sie würde diesem Doktor gegenüber
etwas über mich sagen und damit alles in Frage stellen, wonach
ich gestrebt habe, hat sie einem anderen Mann obszöne Briefe
geschrieben.«
Die Augen traten ihm fast aus dem Kopf, waren unnatürlich
geweitet, leuchteten, schleuderten förmlich Blitze. Opal gab
ihm die Antwort, die von ihr erwartet wurde. »Lee sollte
bestraft werden, Bic.«
»Das wird sie auch. Wenn dein Auge dich ärgert, dann reiß
es heraus. Wenn deine Hand dich ärgert, dann schneide sie ab.
Lee steht eindeutig unter dem Einfluß Satans. Es ist meine
Pflicht, sie der heilenden Vergebung des Herrn zuzuführen,
indem ich sie zwinge, das Messer gegen sich selbst zu richten.«
45
    Sarah fuhr den Garden State Parkway hinauf; Laurie schlief auf
dem Beifahrersitz. Die Polizeibeamtin hatte versprochen, Dr.
Carpenter anzurufen und ihm mitzuteilen, daß sie nach Hause
unterwegs waren. Gregg hatte Laurie in Sarahs Arme
geschoben und dabei protestiert: »Laurie, Laurie, ich würde dir
nie weh tun. Laurie, ich liebe dich.« Dann hatte er resigniert
den Kopf geschüttelt und zu Sarah gesagt: »Ich verstehe das
nicht.«
    »Ich rufe Sie an«, versprach Sarah ihm hastig. Sie wußte,
daß seine Nummer in Lauries Adreßbuch stand. Letztes Jahr
hatte Laurie Gregg regelmäßig angerufen.
    Als sie Ridgewood erreichte und in ihre Straße einbog,
stellte sie bestürzt fest, daß drei Übertragungswagen vor dem
Haus parkten. Eine Anzahl Reporter mit Kameras und
Mikrofonen versperrten die Zufahrt. Sarah drückte auf die
Hupe. Sie ließen sie vorbei, rannten aber neben dem Wagen
her, bis sie schließlich an der Verandatreppe anhielt. Laurie
regte sich, schlug die Augen auf und sah sich um. »Sarah, was
wollen diese Leute?«
    Zu Sarahs Erleichterung ging die Haustür auf, und Dr.
Carpenter und Sophie kamen die Treppe heruntergeeilt.
Carpenter drängte sich durch die Reporter, öffnete die
Beifahrertür und legte den Arm um Laurie. Als er und Sophie
Laurie über die Treppe hinauf ins Haus brachten, ging ein
Sperrfeuer von Fragen und ein wahres Blitzlichtgewitter auf sie
nieder.
    Sarah wußte, daß sie eine Erklärung abgeben mußte. Sie
stieg aus dem Wagen und wartete, während man ihr die
Mikrofone entgegenhielt. Sie zwang sich, ruhig und
zuversichtlich zu wirken, und hörte sich die Fragen an.
»Handelt es sich um einen Mord aus Hörigkeit?… Werden Sie
auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren?… Stimmt es, daß Sie
Ihre Stellung aufgegeben haben, um Laurie zu verteidigen?…
Glauben Sie, daß sie schuldig ist?«
    Sarah entschied sich

Weitere Kostenlose Bücher