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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Hawkins war ganz anders. Thomasina hatte
bei ihm immer ein seltsames Gefühl. Aber wenn er und Carla
zusammen im Fernsehen zu sehen waren, ging eine
hypnotische Wirkung von ihnen aus, und sie konnte den Blick
nicht von ihnen wenden. Und ein gewaltiger Prediger war er
allemal.
    Jetzt wünschte sich Thomasina inbrünstig, es wäre
Sonntagmorgen, damit sie, wenn Reverend Bobby seine
Gemeinde aufforderte, die Hände auf den Fernseher zu legen
und um ein persönliches Wunder zu bitten, darum beten
konnte, Lauries Verhaftung möge sich als Irrtum erweisen.
Aber es war Mittwoch, nicht Sonntag, und sie würde noch vier
Tage warten müssen.
    Um neun Uhr klingelte das Telefon. Der Produzent der
lokalen Fernsehsendung ›Guten Morgen, Harrisburg‹ war am
Apparat, entschuldigte sich, daß er so spät anrufe, und fragte,
ob Thomasina bereit sei, am nächsten Morgen ins Studio zu
kommen und vor der Kamera über Laurie zu reden.
    Thomasina war begeistert. »Ich habe mir die
Archivaufzeichnungen über den Fall Kenyon angesehen, Miss
Perkins«, sagte der Produzent. »Mann, ist ja wirklich schade,
daß Sie sich nicht an den Namen des Typen erinnern konnten,
der mit Laurie in der Imbißstube war.«
    »Ich weiß«, meinte Thomasina. »Mir ist immer noch, als
müßte der Name irgendwo in mir klingen, aber wahrscheinlich
ist der Kerl entweder schon tot, oder er lebt jetzt irgendwo in
Südamerika. Was würde es schon nützen?«
    »Eine ganze Menge würde es nützen«, sagte der Produzent.
»Ihre Aussage ist die einzige Chance für einen
Augenzeugenbeweis, daß Laurie möglicherweise von ihren
Entführern mißhandelt worden ist. Die werden noch eine ganze
Menge mehr Beweise brauchen, um vor Gericht Mitgefühl für
sie zu erwecken. Wir werden morgen in der Sendung darüber
sprechen.«
    Thomasina legte den Hörer auf, sprang auf und rannte ins
Schlafzimmer. Sie holte ihr bestes blaues Seidenkleid mit der
dazu passenden Jacke heraus und musterte es sorgfältig. Gott
sei Dank hatte es keine Flecken. Sie legte sich ihr bestes
Korsett, ihre Sonntagsschuhe und die neue Strumpfhose bereit.
Seit sie nicht mehr arbeitete, hatte sie es sich abgewöhnt,
nachts Lockenwickler ins Haar zu tun, aber jetzt machte sie
sich daran, jede ihrer dünner werdenden Haarsträhnen
sorgfältig aufzudrehen.
    Als sie gerade ins Bett gehen wollte, kam ihr Reverend
Bobbys Rat, um ein Wunder zu beten, wieder in den Sinn.
Sie holte das lavendelfarbene Briefpapier heraus, das ihre
Nichte ihr zu Weihnachten geschenkt hatte, und suchte nach
dem neuen Kugelschreiber, den sie im Supermarkt gekauft
hatte. Dann setzte sie sich an den Eßtisch und schrieb Reverend
Bobby Hawkins einen langen Brief, in dem sie ihm das
Erlebnis mit Laurie Kenyon ausführlich schilderte. Sie schrieb
auch, daß sie es vor Jahren abgelehnt hatte, sich einer
Hypnosebefragung zu unterziehen, um sich vielleicht so an den
Namen des Mannes zu erinnern, den die Frau gerufen hatte. Sie
war immer fest überzeugt gewesen, daß man seine Seele der
Macht eines anderen überließ, wenn man sich hypnotisieren
ließ, und daß es Gott nicht wohlgefällig war. Was halten Sie
davon, Reverend Bobby? Bitte schreiben Sie bald.
Dann schrieb sie einen zweiten Brief an Sarah und erklärte
ihr, warum sie in der morgigen Fernsehsendung auftrat.
Schließlich legte sie noch eine Spende von zwei Dollar in
den an Reverend Bobby Hawkins adressierten Briefumschlag.
Justin Donnelly war nach Australien gereist, um zu Hause
einen Monat Weihnachtsurlaub zu machen. Dort war es
Sommer, und er besuchte in den vier Wochen seine Familie,
suchte Freunde auf, plauderte mit alten Kollegen und genoß die
Gelegenheit, sich einmal gründlich zu entspannen.
Justin wurde sich in diesen Wochen bewußt, daß seine
Gedanken immer häufiger um Sarah Kenyon kreisten. Er hatte
sie nur dieses eine Mal im Oktober gesehen, und doch vermißte
er ihre wöchentlichen Telefonate. Jetzt wünschte er sich, er
wäre nicht so zurückhaltend gewesen und hätte ihr damals den
Vorschlag gemacht, wieder einmal miteinander zu Abend zu
essen.
Als er kurz nach seiner Rückkehr mit Sarah telefonierte,
erschrak er über den Klang ihrer müden, angespannten Stimme.
Entsetzt hörte er, was sie ihm zu berichten hatte. »Sie müssen
Laurie dazu bringen, mich aufzusuchen«, sagte er. »Wie wäre
Freitag um zehn Uhr?«
»Sie wird nicht kommen wollen.«
»Sie muß.«
»Ich weiß.« Sarah machte eine kurze Pause, dann

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