Dass du ewig denkst an mich
will meinen Teddy.«
Sarah hielt Lauries Hand, als man sie zur Anklage verhörte.
Der Richter setzte eine Kaution von hundertfünfzigtausend
Dollar fest. Sie versprach Laurie: »In ein paar Stunden hole ich
dich hier heraus.« Dann sah sie zu, starr und unfähig, Schmerz
zu empfinden, wie man Laurie in Handschellen abführte.
Während sie im Gerichtsgebäude damit beschäftigt war, die
Formulare für die Kaution auszufüllen, trat Gregg Bennett zu
ihr. »Sarah.«
Sie blickte auf. Er wirkte ebenso schockiert und verzweifelt
wie sie. Sie hatte ihn seit Monaten nicht mehr gesehen; früher
einmal hatte sie den Eindruck gehabt, Laurie wäre mit diesem
netten jungen Mann glücklich.
»Sarah, Laurie würde niemals absichtlich jemandem weh
tun. Irgend etwas in ihr muß kaputtgegangen sein.«
»Ich weiß. Wir werden auf Unzurechnungsfähigkeit
plädieren. Unzurechnungsfähigkeit zur Tatzeit.« Während sie
das sagte, dachte Sarah an all die Strafverteidiger, die sie vor
Gericht besiegt hatte und die sich jener Strategie bedient
hatten. Sie hatte nur selten Erfolg und führte bestenfalls dazu,
genügend Zweifel zu wecken, um den Angeklagten vor der
Todesstrafe zu retten.
Sie bemerkte, daß Gregg ihr die Hand auf die Schulter gelegt
hatte. »Sie sehen so aus, als könnten Sie eine Tasse Kaffee
brauchen«, meinte er. »Trinken Sie ihn immer noch schwarz?«
»Ja.«
Als sie die letzte Seite des Antrags ausfüllte, kam er mit zwei
dampfenden Plastikbechern zurück und wartete dann mit ihr,
während der Antrag bearbeitet wurde. Er ist wirklich ein netter
Kerl, dachte Sarah. Warum hat Laurie sich nicht in ihn
verliebt? Warum ausgerechnet in einen verheirateten Mann?
Hatte sie Allan Grant etwa als Vaterersatz gewählt? Der
Schock, unter dem sie gestanden hatte, ließ langsam nach, und
sie dachte an Professor Grant und daran, wie er zu Laurie geeilt
war, als sie in der Kirche ohnmächtig geworden war. Hatte er
sie vielleicht doch auf eine besonders raffinierte Art verführt?
Und das zu einer Zeit, wo sie unter emotionalem Druck stand?
Sarah wurde bewußt, daß sie sich bereits mit möglichen
Strategien für die Verteidigung befaßte.
Um Viertel nach sechs wurde Laurie auf Kaution
freigelassen. Sie kam in Begleitung einer uniformierten
Beamtin aus dem Gefängnisgebäude. Als sie ihre Schwester
sah, versagten ihr die Knie den Dienst. Gregg rannte auf sie zu,
um sie aufzufangen. Laurie stöhnte auf, als er sie packte, und
fing dann zu kreischen an: »Sarah, Sarah, laß nicht zu, daß er
mir weh tut!«
43
Am Mittwoch um elf Uhr klingelte das Telefon in der Global
Travel Agency an der Sechsundsiebzigsten Straße in
Manhattan.
Karen Grant war gerade im Begriff, hinauszugehen. Sie
zögerte und rief dann über die Schulter zurück: »Wenn es für
mich ist, dann sagen Sie, daß ich in zehn Minuten wieder
zurück bin. Ich muß das jetzt erledigen, bevor ich etwas
anderes in Angriff nehme.«
Connie Santini, die Sekretärin, nahm den Hörer ab. »Global
Travel Agency, guten Morgen«, sagte sie und lauschte dann.
»Karen ist gerade weggegangen. Sie kommt in ein paar
Minuten zurück.« Connies Stimme klang geschäftsmäßig.
Anne Webster, die Inhaberin des Reisebüros, stand am
Aktenschrank. Sie drehte sich um. Die zweiundzwanzigjährige
Connie Santini war eine gute Sekretärin, aber am Telefon war
sie für Annes Geschmack etwas zu kurz angebunden. »Lassen
Sie sich immer den Namen sagen«, pflegte sie zu predigen.
»Wenn es ein geschäftlicher Anruf ist, müssen Sie immer
fragen, ob jemand anderer behilflich sein kann.«
»Ja, ich bin sicher, daß sie gleich wiederkommt«, sagte
Connie. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
Anne eilte zu Karens Schreibtisch hinüber, nahm den Hörer
des Zweitapparats ab und bedeutete Connie mit einer
Kopfbewegung, sie solle auflegen.
»Hier ist Anne Webster. Kann ich etwas für Sie tun?«
Anne hatte in ihren neunundsechzig Jahren schon oft
schlechte Nachrichten über Verwandte oder Freunde am
Telefon bekommen. Als der Anrufer sich als Dekan Larkin
vom Clinton College zu erkennen gab, wußte sie mit eisiger
Sicherheit, daß Allan Grant etwas passiert war. »Ich bin Karens
Arbeitgeberin und mit ihr befreundet«, erklärte sie dem Dekan.
»Karen ist gerade außer Haus. Aber ich kann sie holen.«
Aber Larkin hielt sie auf und meinte zögernd: »Es wäre
vielleicht nicht unklug, wenn ich es Ihnen sagte. Ich würde ja
selbst kommen, aber ich habe solche
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