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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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dafür, die letzte Frage zu beantworten.
»Meine Schwester ist sowohl im juristischen als auch im
moralischen Sinne unschuldig, und wir werden das vor Gericht
beweisen.« Damit drehte sie sich um und bahnte sich den Weg
zur Tür, die Sophie aufhielt.
    Laurie lag auf der Couch im Wohnzimmer. Dr. Carpenter
war bei ihr. »Ich habe ihr ein starkes Beruhigungsmittel
gegeben«, flüsterte er Sarah zu. »Bringen Sie sie sofort nach
oben und legen Sie sie ins Bett. Ich habe Dr. Donnelly eine
Nachricht hinterlassen. Er sollte heute aus Australien
zurückkommen.«
    Es ist, als würde man eine Puppe ausziehen, dachte Sarah,
als sie Laurie mit Sophies Hilfe den Pullover über den Kopf
zogen und ihr das Nachthemd überstreiften. Laurie hielt die
ganze Zeit die Augen geschlossen, schien überhaupt nicht
wahrzunehmen, was mit ihr geschah. »Ich hole noch eine
weitere Decke«, sagte Sophie leise. »Ihre Hände und Füße sind
eiskalt.«
    Der erste klagende Laut war zu hören, als Sarah die
Nachttischlampe anknipste. Laurie weinte herzzerreißend,
preßte sich aber das Kopfkissen vor den Mund, um die Laute
zu ersticken.
»Sie weint im Schlaf«, sagte Sophie. »Das arme Kind.«
    Das arme Kind… Wenn Sarah Laurie nicht angesehen hätte,
hätte sie geglaubt, die Laute kämen von einem verängstigten
Kind. »Dr. Carpenter soll bitte raufkommen.«
    Ihr Instinkt drängte sie, die Arme um Laurie zu legen und sie
zu trösten, aber sie zwang sich, abzuwarten, bis der Arzt
gekommen war. Er stand neben ihr und beobachtete Laurie in
der schwachen Beleuchtung. Als sie schließlich zu schluchzen
aufhörte und das Kissen losließ, fing sie zu flüstern an. Sie
beugten sich über sie, um besser hören zu können. »Ich will
meinen Papa. Ich will meine Mama. Ich will Sär-wah. Ich will
nach Hause.«
46
    Thomasina Perkins wohnte in einem kleinen Reihenhaus in
Harrisburg, Pennsylvania. Sie war jetzt zweiundsiebzig, eine
Frau von durch und durch fröhlicher Natur, mit dem einzigen
Fehler, daß sie nicht aufhören konnte, über das aufregendste
Ereignis in ihrem Leben zu reden - ihre Beteiligung an dem
Fall Laurie Kenyon. Sie war die Kassiererin gewesen, die die
Polizei gerufen hatte, als Laurie in dem Schnellimbiß ihren
hysterischen Anfall bekommen hatte.
    Am meisten bedauerte sie, daß sie das Entführerpaar nicht
besser zu Gesicht bekommen hatte und sich auch nicht an den
Namen erinnerte, den die Frau dem Mann zugerufen hatte, als
sie Laurie ins Freie gezerrt hatten. Manchmal träumte
Thomasina sogar von ihnen, ganz besonders von dem Mann,
aber er hatte nie ein Gesicht, nur langes Haar, einen Bart und
kräftige, dichtbehaarte Arme.
    Thomasina hörte in den Sechs-Uhr-Fernsehnachrichten von
Laurie Kenyons Verhaftung. Was für eine arme Familie, dachte
sie. Die vielen Probleme. Die Kenyons waren ihr so dankbar
gewesen. John Kenyon hatte ihr damals einen Scheck über
fünftausend Dollar in die Hand gedrückt.
    Thomasina hatte gehofft, daß die Kenyons mit ihr in
Verbindung bleiben würden. Eine Weile schrieb sie ihnen
regelmäßig lange Briefe, in denen sie ihnen wortreich
schilderte, daß alle Leute, die in ihre Imbißstube kamen, von
ihr über den Fall hören wollten und daß sie dann alle Tränen in
den Augen hatten, wenn Thomasina ihnen schilderte, wie
verängstigt Laurie ausgesehen und wie jämmerlich sie geweint
hatte.
    Dann kam eines Tages ein Brief von John Kenyon, in dem er
ihr noch einmal für ihre Hilfe dankte, sie aber bat, ihnen keine
weiteren Briefe zu schreiben, weil sie seine Frau zu sehr
aufregten. Sie seien alle bemüht, jene schreckliche Zeit zu
vergessen. Das hatte Thomasina schrecklich enttäuscht.
    Als sie dann im September von dem Unfall der Eltern hörte,
schrieb sie Sarah und Laurie und drückte ihnen ihr Beileid aus.
Sarah antwortete darauf mit einem reizenden Brief, in dem sie
schrieb, ihre Eltern hätten immer das Gefühl gehabt, Gott hätte
durch Thomasinas Hilfe ihre Gebete erhört, und ihr für die
fünfzehn glücklichen Jahre dankte, die ihre Familie seit Lauries
Rückkehr gehabt hätte. Thomasina rahmte den Brief ein und
sorgte dafür, daß jeder Besucher ihn zu sehen bekam.
    Thomasina saß gern vor dem Fernseher, ganz besonders am
Sonntagmorgen. Sie war eine tiefreligiöse Frau, und die ›Welle
Gottes‹ war ihr Lieblingsprogramm, so daß sie zutiefst
erschüttert gewesen war, als der von ihr verehrte Reverend
Rutland Garrison starb.
    Reverend Bobby

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