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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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anderes
getan, als anderen Leuten Ärger bereitet.«
»Laurie«, protestierte Sarah.
»Ich glaube, Laurie ist wieder weggegangen«, sagte Justin
ruhig. »Habe ich recht?«
»Ja. Ich habe beide Hände voll zu tun mit ihr.«
»Wie heißen Sie?«
»Kate.«
»Wie alt sind Sie, Kate?«
»Dreiunddreißig. Hören Sie, ich wollte gar nicht raus. Ich
wollte Sie bloß warnen. Glauben Sie ja nicht, daß Sie Laurie
hypnotisieren und dazu bringen werden, über jene zwei Jahre
zu reden. Sie vergeuden Ihre Zeit.«
Eine Pause trat ein. Dann seufzte Laurie müde: »Könnten
wir jetzt zu reden aufhören? Ich habe solche Kopfschmerzen.«
52
    Am Freitag morgen erhielt Betsy Lyons von dem Ehepaar, das
so bald als möglich einziehen wollte, weil die Frau ein Baby
erwartete, ein Festangebot über
fünfhundertfünfundsiebzigtausend Dollar für das KenyonHaus. Sie rief Sarah sofort an, erreichte sie aber erst am
Nachmittag. Zu ihrer großen Bestürzung teilte Sarah ihr mit,
sie habe ihre Meinung geändert und wolle das Haus im
Augenblick nicht verkaufen. »Es tut mir furchtbar leid, Mrs.
Lyons.
    Zum einen ist das Angebot viel zu niedrig, zum andern
könnte ich mich jetzt ohnehin nicht mit einem Umzug belasten.
Ich weiß, daß Sie sich große Mühe gegeben haben, hoffe aber
auf Ihr Verständnis.«
    Betsy Lyons hatte Verständnis, hatte aber angesichts des
augenblicklich sehr schwachen Immobilienmarktes mit der
Provision gerechnet.
    »Es tut mir wirklich leid«, wiederholte Sarah, »aber ich kann
mir im Augenblick nicht vorstellen, daß ich mich vor dem
Herbst mit Umzugsplänen befassen kann. Und jetzt müssen Sie
mich bitte entschuldigen, ich habe jemanden hier. Wir können
uns ja ein anderes Mal unterhalten.«
    Sie befand sich mit Brendon Moody in der Bibliothek.
Unmittelbar bevor das Telefon geklingelt hatte, war sie gerade
mit einem ausführlichen Bericht fertig geworden und hatte
dabei auch die Sitzung bei Justin Donnelly nicht ausgelassen.
    Moody hatte sich Notizen gemacht. Wie er so in seinem
konservativ geschnittenen dunkelbraunen Anzug mit der
präzise gebundenen Schleife dasaß, die hohe Stirn gerunzelt,
mit seiner randlosen Brille, die seine aufmerksam blickenden
braunen Augen noch größer erscheinen ließ, wirkte er wie ein
Buchprüfer. Sarah wußte, daß das ein Bild war, das durchaus
den Tatsachen entsprach: Wenn Brendon Moody eine
Ermittlung führte, entging ihm nichts.
    Sie wartete, während er seine Notizen noch einmal sorgfältig
las. Ihr war dieses Vorgehen vertraut; als sie im Büro des
Staatsanwalts mit ihm zusammengearbeitet hatte, war es ganz
genauso gewesen. Sie hörte Sophie die Treppe hinaufgehen;
das war gut, sie sah wieder nach Laurie.
    Einen Augenblick lang dachte Sarah an die Nachhausefahrt
von Dr. Donnellys Büro. Laurie war zutiefst deprimiert
gewesen und hatte gemeint: »Sarah, ich wünschte, ich hätte in
dem Wagen gesessen, als der Bus ihn rammte. Dann würden
Mama und Papa noch leben, und du würdest in deinem Beruf
arbeiten können, den du so liebst. Ich bringe nur Unglück.«
    »Nein, das tust du nicht«, hatte Sarah widersprochen. »Du
hattest als vierjähriges Mädchen das Unglück, entführt und
Gott weiß wie schlecht behandelt zu werden. Und jetzt bist du
einundzwanzig Jahre alt und steckst ohne eigene Schuld im
Schlamassel, also hör auf, dir Vorwürfe zu machen!«
    Und dann war Sarah in Tränen ausgebrochen. Sie hatte die
Tränen hastig weggewischt und sich auf den dichten Verkehr
zu konzentrieren versucht.
    Vielleicht war dieser Ausbruch sogar ein versteckter Segen
gewesen, überlegte sie jetzt. Laurie jedenfalls war zutiefst
erschrocken und hatte zerknirscht gesagt: »Sarah, ich bin so
schrecklich selbstsüchtig. Sag mir, was ich tun soll.«
    Und sie hatte geantwortet: »Tu genau, was Dr. Donnelly
sagt. Führe ein Tagebuch. Das wird ihm helfen. Du mußt jetzt
wirklich aufhören, dich gegen ihn zu spreizen. Und die
Hypnose muß auch sein.«
    »Also gut, ich glaube, ich habe alles«, sagte Moody mit
einem erleichterten Aufatmen und riß Sarah aus ihren
Gedanken. »Ich muß Ihnen recht geben. Im physischen Sinne
ist der Fall ziemlich eindeutig.«
    Sarah tat es gut, wie er ›im physischen Sinne‹ betonte. Er
hatte offenbar begriffen, welchen Weg die Verteidigung
einschlagen wollte.
»Sie werden sich auf Streß und beschränkte
    Zurechnungsfähigkeit berufen?« fragte er.
»Ja.«
Plötzlich war die Bibliothek mit den gemütlich

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