Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:

Debbie?«
»Ich bin vier.«
    Mein Gott, dachte Sarah, als sie Dr. Donnelly mit Laurie reden
hörte, als spräche er mit einem kleinen Kind. Er hat recht. In
jenen zwei Jahren, die sie weg war, muß ihr etwas
Schreckliches widerfahren sein. Arme Mutter, sie war immer
fest davon überzeugt, daß ein Paar, das sich nach der Liebe
eines Kindes sehnte, sie mitgenommen und geliebt hat. Ich
wußte, daß sie anders war, als sie nach Hause kam. Würden wir
jetzt hier sein, wenn sie damals Hilfe bekommen hätte?
Angenommen, in Laurie gibt es eine völlig getrennte
Persönlichkeit, die jene Briefe geschrieben und dann Allan
Grant getötet hat? Darf ich zulassen, daß Justin zu dieser
Erkenntnis gelangt? Und was ist, wenn sie gesteht?
»Debbie, du bist sehr müde, nicht wahr?«
     
»Ja.«
     
»Würdest du gern in dein Zimmer gehen und dich ausruhen?
    Ich wette, du hast ein hübsches Schlafzimmer.«
»Nein! Nein! Nein!«
»Ist schon gut. Du kannst natürlich hierbleiben. Schlaf doch
ein wenig in dem Sessel, und wenn Laurie da ist, würdest du
sie dann bitten, daß sie zurückkommt und mit mir spricht?«
    Ihr Atem wurde gleichmäßig. Gleich darauf hob sie den
Kopf. Ihre Schultern hoben sich wieder, ihre Füße berührten
den Boden, und sie wischte sich das Haar aus dem Gesicht.
»Natürlich habe ich Angst«, gab Laurie zu. »Aber da ich ja
nichts mit Allans Tod zu tun habe, weiß ich, daß ich mich
darauf verlassen kann, daß Sarah die Wahrheit herausfindet.«
Sie drehte sich um, lächelte Sarah zu und sah dem Arzt dann
wieder gerade in die Augen. »Wenn ich Sarah wäre, würde ich
mir wünschen, daß ich ein Einzelkind geblieben wäre. Aber da
bin ich nun mal, und sie ist immer für mich dagewesen. Sie hat
immer verstanden.«
    »Was verstanden, Laurie?«
Ein Achselzucken. »Ich weiß nicht.«
»Ich denke, Sie wissen das schon.«
»Nein, wirklich nicht.«
Justin wußte, daß die Zeit gekommen war, Laurie über ihre
    Entführung aufzuklären. In jenen zwei Jahren, in denen sie
verschwunden gewesen war, war etwas Schreckliches
geschehen, etwas so Bedrückendes, daß sie als kleines Kind
nicht allein damit fertig werden konnte.
    Andere waren ihr zu Hilfe geeilt, vielleicht ein oder zwei,
vielleicht auch mehr Helfer, sie war praktisch zu einer
multiplen Persönlichkeit geworden. Als man sie nach Hause
zurückgebracht hatte, hatte die liebevolle Umgebung es
unnötig gemacht, daß die anderen Persönlichkeiten
hervortraten, höchstens ganz selten. Der Tod ihrer Eltern erst
war für sie so schmerzhaft gewesen, daß sie wieder gebraucht
wurden.
    Laurie hatte schweigend zugehört. »An welche Behandlung
denken Sie denn?« fragte sie schließlich.
»An Hypnose. Ich würde während der Sitzungen gern
Videobandaufnahmen von Ihnen machen.«
»Angenommen, ich gestehe, daß ein Teil von mir -
irgendeine Person, wenn Sie wollen - Allan Grant tatsächlich
getötet hat, was dann?«
Es war Sarah, die antwortete: »Laurie, ich fürchte, so wie die
Dinge jetzt stehen, wird eine Jury dich fast unausweichlich
schuldig sprechen. Unsere einzige Hoffnung liegt darin,
entweder mildernde Umstände vorzubringen oder zu beweisen,
daß du außerstande warst, das Verbrechen in seinem ganzen
Ausmaß zu begreifen.«
»Ich verstehe. Es ist also möglich, daß ich Allan getötet
habe, daß ich diese Briefe geschrieben habe? Nicht nur
möglich - wahrscheinlich. Sarah, hat es schon andere Leute
gegeben, die sich gegen eine Mordanklage verteidigt haben,
indem sie behaupteten, unter Persönlichkeitsspaltung zu
leiden?«
»Ja.«
»Und wie viele von ihnen kamen frei?«
Sarah gab keine Antwort.
»Wie viele, Sarah?« beharrte Laurie. »Einer? Zwei? Gar
keiner? So ist es doch, oder? Keiner von denen ist
freigekommen. O mein Gott. Also gut, machen wir weiter. Wir
sollten ja wirklich die Wahrheit herausfinden, obwohl ganz
klar ist, daß die Wahrheit mir nicht die Freiheit bringen wird.«
Sie schien gegen die Tränen anzukämpfen, dann wurde ihre
Stimme zornig, durchdringend: »Nur eines, Doktor. Sarah
bleibt bei mir. Ich bin immer noch nicht bereit, mich mit Ihnen
allein in einem Raum mit verschlossener Tür aufzuhalten, und
werde auch nicht auf dieser Couch liegen. Ist das klar?«
»Laurie, ich werde alles tun, um Ihnen die Therapie leichter
zu machen. Sie sind ein guter Mensch, der ganz Schlimmes
erlebt hat.«
Sie lachte höhnisch. »Was ist denn an dieser dummen
Versagerin gut? Sie hat seit ihrer Geburt nie etwas

Weitere Kostenlose Bücher