Date mit meinen Ichs
ausgelaugt, ist es sinnvoll, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob es nicht Zeit wäre, sich mehr um ihr/sein „Natürliches-Kindheits-Ich“ zu kümmern.
Diagramm II
Auffällig an diesem Beispiel ist, dass die Ausprägungen des Kritischen Eltern-Ichs und des Natürlichen Kindheits-Ichs eine sehr hohe und fast identische Intensität aufweisen, die anderen Ausprägungen weit darunter liegen. Das „Natürliche-Kindheits-Ich“ mit seiner hohen Ausprägung ist voller Lebensfreude, neuer Ideen, ist kreativ und spontan, möchte sich entwickeln und freut sich über jede Veränderung. Das Kritische Eltern-Ich signalisiert dem Natürlichen-Kindheits-Ich Regeln, verweist auf Moral und fordert Ordnung ein. Aussagen wie: „Das ist nichts für unsereins!“ oder „Schuster bleib bei deinen Leisten“, „Schau mal, wie die Leute über uns denken“ runden das Bild der Aussagen des Kritischen Eltern-Ichs ab. Personen mit dieser Ausprägung sind ständig hin und her gerissen zwischen dem, was sie gerne wollen und dem, was sie sollten.
Da das Kritische Eltern-Ich sehr pflichtorientiert und das Natürliche Kindheits-Ich lustorientiert ist, ist die Chance sehr groß, dass die Person ständig von einem schlechten Gewissen begleitet wird. Wäre die Ausprägung des Erwachsenen-Ichs höher, bestünde die Möglichkeit,
dass das Erwachsenen-Ich in seiner Funktion als Moderator auf sachlicher Ebene den Dialog mit dem Kritischen Eltern-Ich und dem Natürlichen Kindheits-Ich führen könnte, mit dem Ziel, die jeweiligen Inhalte und Beweggründe der einzelnen Ich-Zustände zu ermitteln, um in Abhängigkeit der jeweiligen Situation eine befriedigende Entscheidung für alle Ich-Zustände zu treffen.
„Ein Pessimist ist ein Mensch, der sich über schlechte Erfahrungen freut, weil sie ihm Recht geben.“
Heinz Rühmann
Beispiel eines konstruktiven Dialoges, der sich anhand vorliegender Konstellation abspielen könnte:
Eine Frau steht vor einem Schaufenster und begutachtet Schuhe für 298 Euro. Noch nie hat sie solch schöne, passende Schuhe gesehen. Ihr Gehalt ist hoch genug, um sich die Schuhe eigentlich leisten zu können. Ihr Natürliches Kindheits-Ich drängt sie förmlich, in das Geschäft zu gehen, um die Schuhe zu kaufen. Kaum hat sie das Geschäft betreten, meldet sich das Kritische-Eltern-Ich zu Wort und legt Protest ein, nach dem Motto: „Bist du wahnsinnig, solch teure Schuhe zu kaufen. Das hast du früher auch nie getan. Reine Geldverschwendung usw.“
An dieser Stelle wäre es angebracht, das Erwachsenen-Ich als neutralen Moderator einzuschalten, der nun mit dem Kritischen-Eltern-Ich den Dialog aufnimmt, wie zum Beispiel: „Hey, was spricht denn objektiv gegen den Schuhkauf? Wir haben genug Geld und die Schuhe passen perfekt zum Kleid…“
Im Normalfall würde das Kritische-Eltern-Ich klein beigeben und die Frau würde sich ohne schlechtes Gewissen die Schuhe kaufen. Für den Fall, dass das Kritische-Eltern-Ich erneut Einspruch einlegt, empfiehlt es sich, ein weiteres Mal mit dem Erwachsenen-Ich einen Dialog aufzunehmen, um eine weitere Abklärung vorzunehmen.
Um die Deutung des zweiten Diagramms zu vervollständigen, schauen wir uns noch das „Angepasste Kindheits-Ich“ an. Seine niedrige Ausprägung zeigt, dass die Person sich eher wohl fühlt, wenn sie ihren Vorstellungen entsprechend handeln darf und sich nicht unterordnen muss. Sich unterzuordnen empfindet sie als Einengung ihrer persönlichen Freiheit.
Die ebenfalls niedrige Ausprägung des Stützenden Eltern-Ichs spricht dafür, dass die Person eher an ihrem eigenen Wohl interessiert ist als an dem Wohl anderer.
Diagramm III
Das Erwachsenen-Ich, das eine hohe Ausprägung aufweist, zeigt, dass diese Person ein sachlicher Denker ist. Diese Person trifft primär losgelöst von Gefühlen rationale Entscheidungen, die, wenn möglich, mit dem Wertesystem des „Kritischen-Eltern-Ichs“ übereinstimmen. Die hohe Ausprägung des „Kritischen Eltern-Ichs“ zeigt auf, dass die Person sehr pflichtgesteuert („muss-gesteuert“) ist. Sie legt viel Wert auf Ordnung, Tradition und Kontrolle und auf die Einhaltung von Vorschriften und moralischen Werten. Sie ist geprägt von einem hohem Sicherheitsdenken und steht Veränderungsprozessen sehr skeptisch gegenüber. Bei Beziehungsentscheidungen hält diese Person sich an das Motto: Lieber das bekannte Unglück als das unbekannte Glück.
Ein großer Teil unserer Klienten weist diese Ausprägung auf. Sie stehen vor
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