Date mit meinen Ichs
Mercedesfahrer. Überhaupt waren all diese Fahrer unfähig und hatten vom Autofahren keine Ahnung. Aufgrund dieser Wahrnehmung des Kritischen Eltern-Ichs waren die Weichen für die Realisierung/Nicht-Realisierung seines Traumes praktisch gestellt. Schauen wir uns den Dialog der Ich-Zustände genauer an.
Das Kindheits-Ich meines Vaters gab seinem Erwachsenen-Ich die Bestellung auf, dass es gerne einen Mercedes besitzen möchte. Sein Erwachsenen-Ich reagierte und begann mit seiner Arbeit. Es entwickelte eine selektive Wahrnehmung, denn im Fokus des Erwachsenen-Ichs stand die Suche nach einem Mercedes. So wurde es aktiv. Es hielt Ausschau nach Angeboten, einen Mercedes günstig zu erwerben, nach der Möglichkeit an einem Wettbewerb teilzunehmen, bei dem man einen Mercedes gewinnen könnte und vieles mehr. Das Natürliche Kindheits-Ich meines Vaters war sehr glücklich, denn es sah, wie das Erwachsenen-Ich aktiv arbeitete.
Völlig nachvollziehbar wehrte sich nun aber das Kritische Eltern-Ich gegen das Vorhaben, Besitzer eines Mercedes zu sein. Denn wenn es dem Erwachsenen-Ich gelänge, das Vorhaben umzusetzen, dann würde auch er zu dieser „rücksichtslosen Autofahrer-Sippe“ gehören. Das Erwachsenen-Ich war folglich hin und her gerissen und die Entscheidung, sich diesen Wunsch zu erfüllen, war blockiert. Haben das Natürliche Kindheits-Ich und das Kritische Eltern-Ich eine gleich starke Position, dann ist das Eltern-Ich oft Schach matt gesetzt.
Mit anderen Worten: Sie sollten sich im Klaren darüber sein, wie in Ihrem Kritischen Eltern-Ich eine Sache besetzt ist. Plant Ihr Natürliches Kindheits-Ich sich selbstständig zu machen und in Ihrem Kritischen Eltern-Ich ist diese Form der Tätigkeit so besetzt, dass ein Selbstständiger nie Freizeit hat, nie von seinem Schuldenberg herunter kommt, nie in Ruhe schlafen kann usw., kann Ihr Erwachsenen-Ich machen, was es will. Sie werden Ihr Vorhaben kaum realisieren, denn das Erwachsenen-Ich wird vom Kritischen Eltern-Ich massiv gebremst. Die Absicht des Kritischen Eltern-Ichs ist durchaus nachvollziehbar. Genau genommen hat es sogar Recht. Weshalb soll es Sie ins Verderben stürzen lassen? Die Aufgabe liegt nun darin, die Werte und Annahmen des Kritischen Eltern-Ichs mit Hilfe des Erwachsenen-Ichs anzusehen, zu prüfen und gegebenenfalls zu revidieren.
Hier sind wir an einem spannenden Punkt angelangt. Genau in diesem Gedankenprozess, bei dem es darum geht, die Werte des Kritischen Eltern-Ichs mit dem des Erwachsenen-Ichs zu hinterfragen, zeigt sich unser „psychologisches Alter.“ Je einfacher und spielerischer es uns gelingt diese Dialoge zu führen, desto jünger dürfen wir unser psychologisches Alter definieren. Das psychologische Alter hat nichts mit unserem biologischen Alter zu tun. Es gibt Personen, die aus Sicht des biologischen Alters 65 Jahre sind, aber aus der Sicht des psychologischen Alters erst 20. Das heißt, es gelingt ihnen, spielerisch das Wertesystem mit Hilfe des Erwachsenen-Ichs anzusehen und nach Bedarf zu korrigieren. Denken Sie an die zuvor geschilderte Episode von Gerhard Polt. Die Frau beharrte darauf, dass Frau Mayer ihr die Tageszeitung aus ihrem Briefkasten stiehlt, obwohl diese im Urlaub ist. Bei der guten Dame handelt es sich um eine psychologisch alte Dame. Sie geht, obwohl sie eine neue Information bekommen hat, nicht mehr mit sich in einen Dialog, um ihre Sichtweise der Realität anzupassen.
CHARAKTER – WAS IST DAS EIGENTLICH?
„Viele Leute denken, dass sie denken, obwohl sie lediglich ihre Vorurteile neu sortieren.“
Williams James
Befassen wir uns als nächstes mit dem „Charakter“.
Was ist Charakter überhaupt? Ist der Charakter eines Menschen genetisch festgelegt? Welchen Einfluss haben das Umfeld, die Familie und die Gesellschaft auf unseren Charakter? Was ist damit gemeint, wenn man jemandem unterstellt, er habe einen schlechten Charakter? Kann der Mensch seinen Charakter verändern?
Zur ersten Frage können wir vereinfacht sagen: Charakter steht in engem Zusammenhang mit Werten. Stehen Charaktereigenschaften nicht im Einklang mit dem Wertesystem einer Gesellschaft, dann unterstellen wir der Person, sie habe einen schlechten Charakter. Verdeutlichen wir es an einem plakativen und zugleich provokativen Beispiel.
Nehmen wir an, zwei Personen wollen ihr gebrauchtes Auto verkaufen. Die erste Person gibt den tatsächlichen Kilometerstand an, die andere Person manipuliert den Tachostand, um den Wert des Autos dadurch
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