Date mit meinen Ichs
Freundin entgegnet, dass dies nicht möglich ist, weil Frau Mayer schon drei Wochen im Urlaub ist. Antwortet die Frau: „Trotzdem, das kann nur die Frau Mayer sein.“
Um das Kritische Eltern-Ich ins rechte Licht zu rücken – es gibt m. E. viele Werte, die gemeinhin als konservativ gelten. Nehmen wir nur Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Rücksicht, Treue, Pünktlichkeit, um nur einige zu nennen. Werte, die uns hoffentlich noch lange erhalten bleiben. Spannend wird es nur, wenn das Kritische Eltern-Ich den Bogen seiner Mitbestimmung überspannt und uns einreden möchte, was für uns das Beste sei. Viele meiner Klienten leben zu Beginn des Coachingprozesses viel mehr in Anlehnung an das, was ihr Kritisches Eltern-Ich für richtig hält, als darauf zu hören, wonach ihrem Kindheits-Ich zumute ist. Als Faustformel können wir festhalten: Wer primär durch sein Kritisches Eltern-Ich gesteuert wird, kann sehr wohl erfolgreich, wohlhabend und einflussreich sein, kaum aber aus tiefstem Herzen glücklich.
Wer nun glaubt, dass das Glück einer Person dadurch entsteht, dass sie ausschließlich im Einklang mit ihrem Kindheits-Ich handelt, kennt nur die halbe Wahrheit. Ein entscheidender Faktor ist, dass auch das Kritische Eltern-Ich mit der Art, wie die Person ihr Leben führt, einverstanden sein muss.
Die Kunst des Erwachsenen-Ichs ist es, und dies ist eine wirklich spannende Aufgabe, die Balance zwischen den Wünschen des Natürlichen Kindheits-Ichs und dem Wertesystem des Kritischen Eltern-Ichs zu halten. Wenn dies gelingt, dann lebt die Person ausgeglichen und ruht in sich. Gerne spreche ich hier auch von der „Medi-aktiven“ Lebensweise. Man meditiert (Medi), um dem Ruf des Kindheits-Ichs zu lauschen und anschließend gemeinsam mit dem Erwachsenen-Ich aktiv zu werden. So manche Personen sind Zeit ihres Lebens sehr aktiv, doch losgelöst von ihrem Natürlichen Kindheits-Ich. Sie rennen und rennen, bis sie schließlich auf dem Sterbebett liegen und – wie bereits erwähnt – nicht bedauern, was sie getan haben, sondern das, was sie nicht getan haben und mit bitterem Beigeschmack feststellen, dass sie hervorragend funktioniert, aber nicht gelebt haben.
Ein Puzzleteil zu Deinem Erfolg
Wir sind in der Lage zu lernen, mit unseren Ich-Zuständen Kontakt aufzunehmen. Es ist ein erstrebenswertes Ziel, einen wirklich konstruktiven Dialog mit ihnen zu führen. Wenn es uns gelungen ist, ein Verhältnis zu unseren Ich-Zuständen herzustellen, sind wir uns auch immer im Klaren darüber, welcher Ich-Zustand gerade mit uns spricht.
„Denken ist Navigation.“
Walter Benjamin
Schauen wir uns nun das Stützende Eltern-Ich an. Stellen Sie sich vor, Sie unternehmen eine Bergwanderung und beobachten, wie eine Person am Berghang ins Rutschen kommt. Spontan eilen Sie zu dieser Person, um ihr zu helfen. Sie hätten ein schlechtes Gefühl, würden Sie dies nicht tun. Uns verbindet etwas mit dem anderen Menschen. Und so erfüllt es uns geradezu, wenn wir anderen helfen können. Auch Spenden sind Ausdruck von Mitgefühl und tun nicht nur den Opfern gut, sondern auch uns selbst. Es befriedigt unser Bedürfnis, helfen zu wollen. Wenn wir gerührt Schicksalsschläge anderer Personen beobachten und verfolgen, ist dies Ausdruck unseres Stützenden Eltern-Ichs. Wir nehmen Anteil und können den Schmerz der Betroffenen erahnen. Unserem Stützenden Eltern-Ich ist es wichtig, dass es dem Anderen gut geht. Das Stützende Eltern-Ich möchte helfen, es freut sich mit Ihnen, wenn es Ihnen gut geht. In sozialen Berufen, wie z. B. Krankenschwester, Krankenpfleger, Altenpfleger/-in, Kindergärtnerin, Feuerwehrleuten usw. ist es unerlässlich, ein sehr ausgeprägtes Stützendes Eltern-Ich zu besitzen. Die Motivation solcher Personen ist oft nicht das Geld, sondern das Bedürfnis, anderen Menschen helfen zu wollen. Ein Feuerwehrmann setzt oftmals sein eigenes Leben aufs Spiel, um das eines Anderen zu retten.
Die Ausprägung einer Person mit einem hohen Stützenden Eltern-Ich überträgt sich neben der beruflichen Tätigkeit auch auf das Privatleben. Wie bei allen Ich-Zuständen können wir auch hier festhalten,
dass jede Ausprägung mit all ihren positiven Auswirkungen auf Grenzen stößt, wenn wir den Fokus auf nur eine Ausprägung setzen. Personen, die ausschließlich vom Stützenden Eltern-Ich getrieben sind und primär auf das Wohl Anderer achten, fallen früher oder später in eine Phase der Leere. Sie können sich vorerst ihre Leere nicht
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