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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Erfahrung. Vielleicht war sie einfach nur nervös und irrte sich völlig in ihm.
    »Warum sollte denn
ich
mir das vorstellen?«, fragte Chiro. »Mich will er schließlich nicht haben.« In ihrer Stimme war keine Bitterkeit zu hören. Wenn überhaupt, dann klang sie allzu fröhlich.
    Natürlich spielte Chiro damit auch auf ihre Gestalt an – unter den Chimärenrassen gab es Mischehen, wenn auch natürlich nur unter denen, die in ihrer äußeren Erscheinung zumindest einigermaßen zusammenpassten –, aber hinter ihrer Bemerkung steckte noch mehr. Selbst wenn sie hochmenschlich gewesen wäre, hätte sie Thiagos zweites Kriterium nicht erfüllt. Dieses hatte nichts mit der Kaste zu tun, sondern es war sein eigener Fetisch, und Madrigal hatte einfach Glück – oder auch Pech, da war sich noch nicht ganz sicher –, dass sie seiner Vorliebe entsprach. Denn auf Chiros Händen waren Hamsas eintätowiert – mit allem, was diese bedeuteten –, und auf denen von Madrigal nicht. Sie war nie auf einem Steintisch erwacht, den Geisterrauch in der Nase. Ihre Handflächen waren leer.
    Sie war noch »rein«.
    »Das ist so scheinheilig«, sagte sie. »Sein Fetisch für Reinheit. Thiago ist doch selbst nicht rein! Er ist nicht mal …«
    Chiro schnitt ihr das Wort ab. »Ja, aber er ist Thiago, oder nicht? Er kann sein, wie er will. Was man von manchen anderen nicht behaupten kann.« Dieser Seitenhieb zielte direkt auf Madrigal und erreichte, was alle Tritte vorhin nicht erreicht hatten: Madrigal setzte sich abrupt auf.
    »
Manche andere
würden gut daran tun, das, was sie haben, schätzen zu lernen«, erwiderte sie. »Brimstone hat gesagt …«
    »Ach, Brimstone hat gesagt, Brimstone hat gesagt. Hat der allmächtige Brimstone sich vielleicht auch gnädig dazu herabgelassen, dir wegen Thiago einen Ratschlag zu geben?«
    »Nein«, antwortete Madrigal. »Hat er nicht.«
    Vermutlich wusste Brimstone, dass Thiago ihr den Hof machte, wenn man es so nennen wollte, aber er hatte es nicht angesprochen, und sie war froh darüber. Brimstone strahlte eine Unantastbarkeit aus, eine klare Entschlossenheit, die niemand sonst besaß. Mit jedem Atemzug lebte er für seine Arbeit, seine geniale, wunderschöne, schreckliche Arbeit. Die unterirdische Kathedrale, der Laden mit der staubigen Luft, durchzogen von den flüsternden Vibrationen abertausender Zähne; nicht zuletzt der verlockende Eingang und die Welt, in die er führte. Das alles war für Madrigal reine Faszination.
    Sie verbrachte so viel Zeit bei Brimstone, wie sie irgend konnte. Jahrelang hatte sie gedrängelt, aber irgendwann hatte sie ihn tatsächlich so weit, dass er sie unterrichtete – das erste Mal, dass er so etwas tat –, und sie war auf sein Vertrauen stolzer als auf Thiagos Begehren.
    »Tja, vielleicht solltest du ihn fragen, wenn du dich wirklich nicht entschließen kannst«, schlug Chiro vor.
    »Ich werde ihn bestimmt nicht fragen«, entgegnete Madrigal gereizt. »Damit werde ich selbst fertig.«
    »
Damit wirst du selbst fertig?
Ach, du Arme, mit all deinen Problemen. Nicht jeder bekommt so eine Chance, Madrigal. Thiagos Frau zu werden, Leder gegen Seide einzutauschen, die Kaserne gegen einen Palast. Nicht jeder kann sicher sein, geliebt zu werden, Status zu haben, Kinder zu bekommen und alt zu werden …« Chiros Stimme zitterte, und Madrigal ahnte, was sie als Nächstes sagen würde. Eigentlich wollte sie es nicht hören, denn sie schämte sich jetzt schon genug. Ihr Problem war kein echtes Problem, jedenfalls nicht für eine wie Chiro, die Hamsas auf den Handflächen trug.
    Für Chiro, die wusste, wie es war zu sterben.
    Chiros Hand zuckte und flatterte zu ihrem Herzen. Letztes Jahr hatte bei der Belagerung von Kalamet ein Seraphim-Pfeil sie durchbohrt und getötet. »Mad, du hast die Chance, in der Haut alt zu werden, in der du geboren bist«, sagte sie. »Manche von uns haben nur noch den Tod vor sich. Tod, Tod und immer wieder den Tod.«
    Madrigal blickte auf ihre Hände und antwortete leise: »Ich weiß.«

Zähne
    Es war das Geheimnis im Zentrum der Chimärenexistenz – das, was die Engel plagte, das, was sie nachts nicht schlafen ließ, mit ihren Gedanken spielte und nach ihrer Seele krallte. Es war die Antwort auf das Geheimnis der Bestienarmeen, die wie Albträume anrückten, Horde um Horde, ohne weniger zu werden, gleichgültig, wie viele von ihnen die Seraphim abschlachteten.
    Als Chiro vor einem Jahr in Kalamet von dem Pfeil getroffen wurde, war

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