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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Schlag nicht wieder erholt, während die Chimären sich als Volk etablierten, breite Streifen Land vom Imperium zurückergatterten und ihre freien Territorien errichten konnten.
    Die Rolle des Kriegsherrn war klar – er war der General gewesen, das Gesicht und die Stimme der Rebellion, und er wurde geliebt als Vater der vereinten Rassen. Brimstones Rolle war weniger klar, und seine furchterregende Persönlichkeit machte ihn zu einer geheimnisumwitterten Gestalt, die jedoch eher zu Spekulationen als zur Bewunderung Anlass gab. Viele einfallsreiche Gerüchte kursierten über ihn – von denen einige ins Schwarze trafen und andere jeder Grundlage entbehrten.
    Zum Beispiel verspeiste er keine Menschen.
    Doch er hatte tatsächlich Zugang zu ihrer Welt, was Madrigal aus erster Hand erfahren konnte, als sie ihm im Alter von zehn Jahren als Page zugeteilt wurde.
    Die Erzieherin wählte sie wegen ihrer Flügel für diese Aufgabe aus, und dass es sie traf, war purer Zufall – genauso gut hätte sie Chiro nehmen können. Aber das tat sie nicht. Madrigal, seit drei Jahren Waise, dünn, wissbegierig und einsam, wurde losgeschickt mit dem Befehl, zu tun, was man ihr sagte, und über das, was sie lernte, den Mund zu halten.
    Was würde sie wohl lernen? Das Geheimnisvolle an der ganzen Situation brachte Madrigals Phantasie sofort auf Hochtouren, und sie stellte sich mit großen Augen und zitternd vor Angst im Westturm vor, wo eine hübsche, freundliche Naja-Frau – Issa – sie gleich in den Laden führte und ihr Tee anbot. Madrigal nahm ihn, trank ihn aber nicht – sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich umzuschauen und alles in sich aufzunehmen. Vor allem Brimstone. Sie hatte ihn bisher nur ein paarmal aus der Ferne gesehen, aber in Wirklichkeit war er viel größer, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Er thronte hinter seinem Schreibtisch und ignorierte sie. Im Schatten sah sie seinen Schwanz, der zuckte wie der einer Katze, was Madrigal noch nervöser machte. Neugierig sah sie sich die Regale mit den staubigen Büchern an, die Tür mit den verschnörkelten Bronze-Angeln. Vielleicht, ganz vielleicht gelangte man durch sie ja in eine andere Welt? Und natürlich beäugte sie auch die Zähne.
    Denn auf sie war sie nicht vorbereitet gewesen. Überall das Klipperklapper aufgefädelter Zähne, in staubigen Gläsern, scharf und stumpf, groß, fremdartig, winzig wie Hagelkörner. Es juckte sie in den Fingern, sie anzufassen, aber der Gedanke war ihr kaum in den Kopf gekommen, da warf Brimstone ihr, als hätte er ihn gehört, einen Blick aus seinen Augen mit den Schlitzpupillen zu, und der Impuls erstarb. Madrigal erstarrte. Als Brimstone endlich wieder wegschaute, saß sie mindestens eine Minute stocksteif da, aber dann hielt sie es nicht mehr aus, streckte einen Finger und berührte vorsichtig einen gebogenen Wildschweinhauer …
    »Lass das!«
    Oh, seine Stimme! Was für eine Stimme, tief wie eine Katakombe. Eigentlich hätte Madrigal Angst haben müssen, und vielleicht hatte sie auch welche, ein bisschen jedenfalls, aber das Feuer in ihrem Innern war vorrangig. »Wofür sind die alle?«, erkundigte sie sich ehrfürchtig. Die erste Frage von vielen. Von sehr, sehr vielen. Brimstone antwortete nicht. Er vollendete den Brief, den er gerade auf dickem, cremefarbenem Papier schrieb, und schickte sie damit zum Haushofmeister des Kriegsherrn. Nur dafür hatte er sie eingestellt – um Nachrichten auszutragen und Botengänge zu machen, damit Twiga und Yasri nicht dauernd die lange Wendeltreppe hinauf- und hinunterlaufen mussten. Einen Lehrling suchte er ganz sicher nicht.
    Aber als Madrigal dann die unglaubliche Fülle seiner Magie herausfand –
Auferweckung!
, nichts weniger als Unsterblichkeit, der Erhalt der Chimären, Hoffnung auf Freiheit und Autonomie, für immer –, gab sie sich nicht mehr damit zufrieden, ein Page zu sein.
    »Ich könnte für dich die Gläser abstauben.«
    »Ich könnte dir helfen, ich könnte auch ein paar Ketten machen.«
    »Sind die Zähne von einem Alligator oder von einem Krokodil? Woran kann man das erkennen?«
    Um ihn davon zu überzeugen, wie nützlich sie war, überreichte sie ihm Zeichnungen mit möglichen Chimärenkonfigurationen, die sie sich ausgedacht hatte. »Hier, ein Tiger mit Stierhörnern, siehst du? Und das daneben ist ein Mandrillgepard. Kannst du so was machen? Ich könnte es bestimmt.«
    Eifrig piepste sie: »Ich könnte dir helfen.«
    Sehnsüchtig, fasziniert: »Ich

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