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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Lächeln sein Gesicht. Er setzte sich zu mir auf die Stufe. »Na klar, wenn man noch nie in einem bestimmten Land war, dann weiß man nicht genau, welche Sitten dort herrschen. Du willst wissen, was du sagen musst.«
    »Ich habe nur eine Frage gestellt.«
    »Stimmt, aber du bist neugierig. Und warum bist du neugierig? Weil du ein wenig nervös bist. Du willst alles richtig machen, wenn es so weit ist. Ganz schön schlau von dir. Im Ernst! Hör auf, so finster zu gucken. Du reagierst schlimmer auf Komplimente als jeder, den ich kenne. Also hör zu: Frauen mögen keine stummen Liebhaber. Sie geben dir etwas Kost bares und sie wollen wissen, dass du es zu würdigen weißt. Vielleicht nickst du mal zum Zeichen, dass du zuhörst.«
    »Ich hör ja zu.«
    »Jede Frau hat ihren Traumpartner und ihren Albtraumpartner. Der Albtraumpartner liegt bloß auf ihr, zerquetscht sie mit seinem Wanst, stößt sein kleines Ding rein und raus, bis er fertig ist. Er hat die Augen fest zugedrückt, er sagt kein Wort; im Grunde holt er sich in der Muschi der armen Frau nur einen runter. Der Traumpartner dagegen ...«
    Wir hörten das schabende Geräusch von Schlittenkufen auf hart gefrorenem Schnee, und als wir uns umdrehten, sahen wir zwei junge Mädchen, die einen schweren Schlitten zogen, der mit Eimern voll Eis aus dem Fluss beladen war. Sie kamen direkt auf uns zu, und so stand ich auf, klopfte mir den Mantel ab, erleichtert, dass Koljas Vortrag unterbrochen wurde. Kolja stand ebenfalls auf.
    »Dürfen wir den Damen beim Tragen helfen?«
    Die Mädchen tauschten einen schnellen Blick. Beide waren ungefähr in meinem Alter, Schwestern oder Cousinen, hatten das gleiche breite Gesicht und Flaum auf der Oberlippe. Als Mädchen aus Piter waren sie Fremden gegenüber argwöhnisch, aber die Vorstellung, vier Eimer voll Eis hinauf in ihre Wohnung zu schleppen ...
    »Wen wünscht ihr hier zu sprechen?«, fragte eine von ihnen mit der steifen Korrektheit einer Bibliothekarin.
    »Wir möchten einen gewissen Herrn wegen seiner Hühner sprechen«, sagte Kolja, der sich aus unerfindlichen Gründen für die Wahrheit entschieden hatte. Ich war sicher, dass uns die Mädchen auslachen würden, doch das taten sie nicht.
    »Der erschießt euch, wenn ihr raufgeht«, sagte das andere Mädchen. »Der lässt niemand in die Nähe seiner Hühner kommen.«
    Kolja und ich sahen uns an. Er leckte sich die Lippen und wandte sich wieder den Mädchen zu, setzte sein verführerischstes Lächeln auf.
    »Lasst uns erst mal die Eimer hochtragen. Um den alten Mann kümmern wir uns später.«
    Im fünften Stock, als ich unter all meinen wärmenden Schichten schweißgebadet war und meine Spinnenbeine vor Anstrengung zitterten, begann ich diese Entscheidung bereits zu bereuen. Es musste doch einen einfacheren Weg in das Gebäude gegeben haben. Auf jedem Treppenabsatz legten wir eine lange Pause ein, in der ich keuchte und die Hände bewegte, meine Fäustlinge auszog und die tiefen Rillen inspizierte, die die Eimerhenkel in meine Handflächen schnitten. Kolja befragte die Mädchen nach ihren Lesegewohnheiten und ob sie die ersten Strophen von Eugen Onegin auswendig kannten. Auf mich wirkten die Mädchen einfältig, dumpf wie Wiederkäuer, ohne Schalk in den Augen und ohne Feuer in der Ausdrucksweise, aber für Kolja war kein Mensch langweilig. Er plauderte mit den beiden, als wären sie die entzückendsten Geschöpfe, die je einen festlichen Ball beehrt hatten, blickte erst der einen in die Augen und dann der anderen, ließ nicht einen Moment lang Stille eintreten. Im fünften Stock war längst klar, dass beide von ihm angetan waren, und ich hatte das Gefühl, dass sie nun herauszufinden versuchten, welche von ihnen die besseren Karten hatte.
    Wieder packte mich der blanke Neid, dieses Gefühl der Ungerechtigkeit, verbunden mit Zorn und Selbsthass - wieso mochten die beiden ausgerechnet ihn? Diesen weitschweifigen Angeber! Und wieso missgönnte ich ihm ihre Aufmerksamkeit? Wo ich mir doch gar nichts aus diesen Mädchen machte. Ich fand keine von ihnen auch nur im Mindesten attraktiv. Dieser Mann hatte mir gestern das Leben gerettet, und heute verfluchte ich ihn, weil Mädchen in seiner Gesellschaft verlegen wurden, verschämt erröteten, zu Boden blickten und an ihren Mantelknöpfen herumspielten?
    Sonja dagegen mochte ich. Sonja mit ihrem halbmondförmigen Grübchen und ihrer Warmherzigkeit, die mich bei sich willkommen hieß, mir einen Platz zum Schlafen anbot, wann immer

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