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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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soll.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Kolja und hob abwehrend die Hände hoch, »es tut mir leid. So war es nicht gemeint. Ich habe bloß gemeint, dass wir keine Fremden mehr sind.«
    »Ich komme mir schrecklich dumm vor«, sagte Sonja. »Du musst schon entschuldigen, Lew - aber ich habe noch nie von deinem Vater gehört. War er wirklich ein Dichter?«
    »Ein großer«, sagte Kolja.
    »Gut bis mittelmäßig, wie er immer meinte. Er hat zu mir gesagt, für seine Generation gebe es Majakowski und dann die anderen, und unter den anderen stehe er genau in der Mitte.«
    »Nein, nein, hör nicht auf ihn. Sein Vater war ein groß artiger Schriftsteller. Ganz ehrlich, Lew, ich sage das nicht dir zuliebe. >Ein alter Dichter, einst berühmt, gesehen in einem Cafe.< Wunderbares Gedicht.«
    Das war das Gedicht, das in allen Anthologien stand, zumindest in allen Anthologien, die vor 1937 erschienen waren. Ich hatte es Dutzende Male gelesen, seit sie meinen Vater abgeholt hatten, aber es war Jahre her, seit ich eine andere Stimme den Titel hatte aussprechen hören.
    »Und er wurde ... er wurde ...« Sonja machte mit dem Kinn eine Bewegung, als wollte sie auf etwas deuten. Die Bewegung konnte alles besagen: nach Sibirien geschickt, von hinten erschossen, zum Schweigen gebracht auf Befehl des Zentralkomitees. Die näheren Einzelheiten erfuhr man nie. Er wurde abgeholt?, wollte sie wissen, und ich nickte.
    »Ich kenne das Gedicht auswendig«, sagte Kolja, aber er tat mir den Gefallen, es nicht vorzutragen.
    Die Wohnungstür ging auf, und Timofei, einer der Chirurgen, die ich am Vorabend kennengelernt hatte, kam herein und stellte sich an den Ofen, um seine Hände zu wärmen. Als er das Nest mit dem Huhn sah, ging er davor in die Hocke, die Hände auf die Knie gelegt, und inspizierte unser Goldstück.
    »Wo habt ihr das denn aufgetrieben?«
    »Kolja und Lew haben es von einem Jungen, der beim Narwa-Tor wohnt.«
    Timofei stand auf und grinste uns an. Er zog zwei große Zwiebeln aus der Manteltasche.
    »Hab ich im Krankenhaus bekommen. Eigentlich wollte ich sie ja für mich behalten, aber wie es aussieht, wartet heute Abend eine leckere Suppe auf uns.«
    »Goldstück wandert nicht in den Topf«, sagte Kolja. »Wir brauchen sie wegen der Eier.«
    »Eier?« Timofei betrachtete uns, dann Goldstück, dann wieder uns. Er schien das für einen Witz zu halten.
    »Keiner traut unserem Goldstück etwas zu«, fuhr Kolja fort, »aber ich glaube, die schafft das. Kennst du dich mit Hühnern aus? Meinst du, dass sie bis Donnerstag ein Dutzend Eier legt?«
    »Was redest du da für einen Quatsch?«
    Der Chirurg wurde immer gereizter. Kolja stierte ihn wütend an, fühlte sich durch den Ton des Mannes beleidigt.
    »Bist du schwer von Begriff? Wir warten auf die Eier!«
    Einen Moment lang dachte ich, das Gespräch würde in eine Schlägerei ausarten, was für die Rote Armee üble Folgen gehabt hätte; schließlich brauchten wir unsere Chirurgen noch, und Kolja hätte den Mann mit einem einzigen Fausthieb zu Brei geschlagen. Doch dann begann Timofei zu lachen, schüttelte ungläubig den Kopf, erwartete, dass wir mitlachten.
    »Und wenn du dich totlachst«, teilte ich ihm mit. »Du rührst das Huhn nicht an.«
    »Das ist kein Huhn, du Idiot. Das ist ein Hahn!«
    Kolja stutzte, wusste nicht, ob das ein Scherz war, den sich der Chirurg erlaubte, oder ein Trick, damit wir Goldstück in die Suppe warfen. Ich beugte mich auf meinem Stuhl vor und sah mir den Vogel genauer an. Ich weiß nicht, warum ich dachte, genaues Hinsehen würde helfen. Wonach suchte ich denn, nach kleinen Klöten?
    »Willst du damit sagen, dass sie keine Eier legt?«, fragte Kolja, ohne Timofei lassen.
    Der Chirurg sprach langsam, als hätte er es mit Schwachsinnigen zu tun. »Das ist ein Er. Und die Chancen stehen schlecht.«
    10
    An diesem Abend schmeckte die Suppe wie im Juni, wie das Essen, an das wir uns aus der Zeit vor der Belagerung erinnerten. Ein Verehrer von Sonja, ein Pilot der russischen Luftwaffe, hatte ihr eine unverdorbene Kartoffel geschenkt. Kolja verkündete, dass er kein Geschenk eines anderen Liebhabers verzehren werde, doch seine Einwände wurden ignoriert, wie er gehofft hatte, und so war die Goldstück-Suppe mit der Kartoffel und der Zwiebel und viel Salz angereichert. Zu unserem Glück verbrachten die anderen Chirurgen die Nacht woanders. Sonja tauschte bei einem Nachbarn einen Hühnerflügel und eine Tasse von der Brühe gegen eine Flasche trinkbaren Wodka

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