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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einigen Schritten blieb er stehen und blickte zum Himmel. Jetzt konnte auch ich es hören, das Dröhnen von Flugzeugmotoren über uns. Die silbernen Junkers flogen in spitzen Dreierformationen nach Westen, zum ersten Bombenangriff des Abends. Dreiergruppe auf Dreiergruppe füllten sie den Himmel wie Vogelschwärme. Wir alle, die überlebenden Gefangenen und die Gebirgsjäger, standen schweigend da und sahen den vorbeifliegenden Flugzeugen zu.
    21
    Wir schliefen in einem Geräteschuppen hinter dem Schulhaus, achtunddreißig Mann zusammengepfercht in einem Raum, in dem vielleicht acht bequem hätten schlafen können. Keiner konnte sich flach hinlegen. Ich saß mit an gezogenen Knien in einer Ecke, auf der einen Seite von mir Kolja und auf der anderen Vika. Das war schlecht für meinen Rücken, aber gut für meine Atmung - die Ritzen zwischen den Wandbrettern stellten die einzige Belüftung dar, und wenn ich unter Klaustrophobie litt, konnte ich den Kopf zur Seite drehen und frische, kalte Luft einatmen.
    Licht gab es nicht. Die deutschen Gebirgsjäger hatten die Tür des Schuppens zugenagelt; wir konnten die Wachen draußen reden und Zigaretten anzünden hören, aber die Gefangenen sprachen dennoch von Flucht. Ich konnte ihre Gesichter nicht sehen, und so war es, als würde ich mir im Radio ein Hörspiel anhören, was meine Mutter so gern getan hatte.
    »Ich sage euch, wir können die Bude knacken wie eine Walnuss. Man braucht nur kräftig gegen die Wand zu treten, schon ist man draußen.«
    »Ach ja? Bist du vielleicht Zimmermann? Ich bin's nämlich. Als die uns hier reingeschubst haben, hab ich mir die Wände angeschaut. Das ist Weißbirke. Das ist robustes Holz.«
    »Und was passiert m it dem Mann, der die Wand einge treten hat? Da draußen stehen Wachen mit Maschinengewehren.«
    »Wie viele denn? Zwei, drei? Wir stürzen uns auf sie, sie erwischen ein paar von uns, aber wir erledigen sie.«
    »Kann jemand sehen, wie viele draußen sind?«
    Ich drehte den Kopf und spähte durch die Ritze.
    »Ich kann nur zwei sehen. Aber vielleicht sind auf der anderen Seite auch welche.« »Solange ich nicht als Erster rausgehe.« »Wir gehen alle zusammen.«
    »Trotzdem muss einer der Erste und einer der Letzte sein.«
    »Ich sage, wir warten ab und tun, was sie sagen. Der Krieg kann ja nicht ewig dauern.«
    »Bist du das, Edik? Der Teufel soll dich holen, du Vollidiot! Hast du nicht gesehen, was heute da draußen passiert ist? Und da traust du diesen Arschlöchern noch?«
    »Wenn sie uns hätten erschießen wollen, dann hätten sie uns längst erschossen. Aber die wollten ja bloß die feinen Pinkel, die von der Partei.«
    »Also ... du bist wirklich ein elender Mistkerl, weißt du das? Ich hoffe, deine Kinder scheißen dir in die Suppe.«
    Kolja beugte sich über mich, um Vika in der Dunkelheit etwas zuzuflüstern, ohne dass die streitenden Bauern es hörten.
    »Dieser Offizier von den Einsatzgruppen ... der stand direkt vor uns. Du hast zu Markow gesagt, dass wir keine Soldaten erschießen, dass es uns um die Einsatzgruppen geht. Und jetzt?«
    Geraume Zeit gab Vika keine Antwort, und ich dachte schon, sie sei über die versteckte Andeutung verärgert, aber als sie dann sprach, war ihr Ton nachdenklich.
    »Vielleicht hatte ich Angst. Und was ist mit dir?«
    Kolja seufzte. »Es schien mir nicht der richtige Moment zu sein. Einen Mann erschießen und sich dafür durchlöchern lassen?«
    »Nein. Aber vielleicht haben wir zu lange gewartet. Das könnte unsere beste Chance gewesen sein.«
    Ich kannte Vika erst einen Tag, aber ihre Äußerungen überraschten mich. Sie schien mir nicht zu denen zu gehören, die zugeben, dass sie Zweifel hegen, und doch hatte sie gerade zwei Mal hintereinander das Wort vielleicht benutzt.
    »Ich war kurz davor«, sagte Kolja und stieß mich an. »Nämlich als er nach deinen Großeltern gefragt hat. Ich dachte, gleich fordert er dich auf, die Hosen runterzulassen, um sich dein Ding anzuschauen. Ich hatte die Hand schon an der Pistole. Aber wir haben es ihm ausgeredet, stimmt's? Wie fandest du das, was ich ihm aufgetischt habe?«
    »Das war gut«, sagte ich. »Und schlagfertig.«
    »Ich glaube, er wollte mich ficken, um ehrlich zu sein. Er sah mir jedenfalls danach aus.«
    »Was ich da über Juden gesagt habe«, flüsterte Vika und berührte in der Dunkelheit mein Knie, »nur damit du es weißt - jeder, den die Nazis so hassen, ist ein Freund von mir.«
    »Er ist nur zur Hälfte Jud e«, sagte Kolja. Es

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