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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stoppelbart erfreut und gleichzeitig angeekelt, als er sah, wie haarig die Beine eines Fauns waren, wenn sie nicht mit Fett eingeschmiert waren. Das waren nicht die Beine, auf denen er fortgegangen war. Diese hier waren haariger und viel dicker, während sein Gesicht haariger und dünner war. Köter hatte Hononins Frühstück entdeckt und alles aufgefressen, nur die Butter hatte Little Chicken retten können. Er wollte Rap damit einschmieren.
    Schließlich steckte der alte Stallknecht sein zerfurchtes Gesicht durch die Tür und warnte die beiden, daß er eine Dame bei sich habe; doch das wußten die Gäste bereits und hatten sich im Schlafzimmer versteckt. Also warf er Rap ein Bündel Kleider zu und wartete dann im vorderen Zimmer auf sie. Auch das dauerte einige Zeit, da Little Chicken Rap weder gestattete, sich selbst anzuziehen, noch eine Erklärung hören wollte, was Strümpfe waren. Little Chicken würde sich in Krasnegar als große Last erweisen.
    Endlich war Rap fertig und konnte gehen. Er hatte die Besucherin bereits identifiziert – Mutter Unonini, die Schloßgeistliche. Rap kannte sie, doch sie hatten nie miteinander gesprochen. Im Morgenlicht wirkte sie so abstoßend wie die Nacht.
    Sie war eine große, strenge Frau in schwarzer Robe und saß so aufrecht es ging auf dem gepolsterten Stuhl am Kamin, ihre Hände in ihrem Schoß gefaltet. Sie erwiderte Raps ungeschickte Verbeugung mit einem Nicken und betrachtete ihn von oben bis unten, ohne ihre Gedanken zu offenbaren.
    »Erst essen, später reden.« Der Stallknecht zeigte auf den Tisch. Rap hatte die heißen Brotlaibe bereits gerochen, und das Wasser lief ihm im Munde zusammen. Brot! Er setzte sich und schlang das Essen hinunter. Wenige Minuten später trat Little Chicken ein und runzelte fürchterlich die Stirn, als er eine Frau ohne Kopfbedeckung sah. Mutter Unonini zuckte zusammen, weil sie einen Mann sah, dessen Hemd offenstand – was nicht der Fehler des Kobolds war, denn beinahe alle Knöpfe waren bereits abgerissen. Rap gelang es, die zwei mit vollem Mund in ihren unterschiedlichen Sprachen einander vorzustellen.
    Little Chicken mochte zwar kein Brot, aber auch er war hungrig. Er bediente sich und setzte sich zum Essen auf den Boden. Der Stallknecht lachte in sich hinein und nahm den dritten Stuhl.
    »Vielleicht könnt Ihr beim Essen zuhören.« Die Kaplanin hatte eine harte, männliche Stimme. »Ich werde Euch zunächst die Neuigkeiten berichten, Master Rap, und dann…« Sie runzelte die Stirn. »Ich mag keine Spitznamen. Wofür steht er?« »Einfach Rap.«
    Das war nicht ganz die Wahrheit, denn sein echter Name war ein großartiger, langer unverständlicher Singsang, den er niemals benutzte. Er nahm an, daß es ein Name aus Sysanasso war. »Nenne niemals irgend jemandem deinen echten Namen«, hatte seine Mutter gesagt, »weil ein Zauberer davon erfahren und ihn zu deinem Schaden benutzen könnte.« Damals hatte er ihr das natürlich geglaubt, denn er war erst zehn Jahre alt gewesen und meistens glauben Zehnjährige noch ihren Müttern; doch jetzt wußte er viel mehr über Zauberer, und er verstand, daß es sich nur um Aberglauben seiner Mutter gehandelt hatte, wie der Glaube, der Regen komme aus dem Süden. Da seine Freunde ihn aber nur ausgelacht hätten wegen seines Namens, hatte er ihn niemals ausgesprochen, auch Inos gegenüber nicht. Die Kaplanin schürzte mißbilligend die Lippen. »Nun gut – Master Rap. Der König lebt, aber jeder Tag scheint sein letzter zu sein, der arme Mann. Selbst die Stärkungsmittel, die Doktor Sagorn hiergelassen hat, werden seine Schmerzen jetzt kaum noch lindern können. Wir werden bald für ihn beten müssen. Es ist schon erstaunlich, daß er es überhaupt so lange ausgehalten hat.«
    »Er hat ein Wort«, murmelte Rap.
    Sie zog eine Augenbraue hoch und schwieg. »Vielleicht! Was wißt Ihr von… Aber natürlich, Ihr müßt auch eines haben. Dumm von mir.« Sie hielt inne und dachte nach. Der alte Stallknecht grinste teuflisch – ein seltener und unangenehmer Anblick – und nahm sich ein wenig Brot, bevor alles aufgegessen war.
    Als Mutter Unonini fortfuhr, schien sie ihre Worte sorgfältiger zu wählen. Manchmal hatte Rap Schwierigkeiten, sie zu verstehen – wie die meisten Krasnegarer sprach er eine Mischung aus Impisch und Jotunnisch. Inos konnte zwischen dieser Mischung und reinem Impisch hin-und herwechseln. Ebenso der König und seine hohen Beamten, doch klangen sie nicht so etepetete wie die

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