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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch nicht genügend Lebensmittel, um einer Belagerung standzuhalten. Der frühere Angestellte des Verwalters konnte abschätzen, daß es noch nicht einmal genug Lebensmittel in der Stadt gab, um weitere zweitausend hungrige Männer satt zu machen. Die Schiffe mit Samen und Weizen würden erst in einigen Monaten kommen, die Wagenstraße war unpassierbar.
    Rap überprüfte sorgfältig jede Ecke und jede Abzweigung. In Krasnegar besagte daß Gesetz, daß jeder Pferdedieb gehängt werden sollte.
    Er hatte vorgehabt, die Pferde zurückzubringen. Er hatte damit gerechnet, daß er mit einer dankbaren Inos zurückkommen würde, mutmaßliche Erbin oder bereits Königin. Vor allem war er von Andor wie gebannt gewesen.
    Andor! Rap konnte nicht an ihn denken, ohne wütend die Zähne zu blekken. Was dieser Zauberer mit Rap gemacht hatte, war schon schlimm genug, doch er hatte seine Macht auch bei Inos benutzt, und das war unverzeihlich. Sie war Andor gegenüber so hilflos wie Köter gegenüber Rap.
    Ein Frühaufsteher trat zwei Ecken weiter aus einer Tür. Rap versteckte sich in einem Eingang und wartete ab, während er leise keuchte und hörte, wie Little Chicken neben ihm es ihm nachtat und wie Köter laut und schwer atmete.
    »Du läufst gut, Waldjunge«, flüsterte Rap. Little Chicken brummte leise, aber wütend. Rap lächelte in die Dunkelheit. Kobolde waren keine Treppen gewöhnt.
    Der Mann aus der Stadt verschwand in einer anderen Tür, und Rap ging weiter; seine Gefährten folgten dem Geräusch seiner Mokassins auf den Kieseln und Treppen. Er hatte viele Stunden lang beim Laufen seine Rückkehr geplant und sich gefragt, wen er wohl aufsuchen konnte, da all seine Freunde aus Kindertagen sich von ihm abgewandt hatten, als er seine okkulten Kräfte demonstriert hatte. Seine Entscheidung hatte ihn selbst am meisten überrascht.
    Er näherte sich dem Schloß. Er könnte, wenn er wollte, direkt durch die Tore laufen, denn dort waren keine Wachen postiert, außer im Sommer, wenn Fremde in der Stadt waren. Krasnegar hatte sich zu lange hinter den diplomatischen Fähigkeiten seines Königs versteckt, einer Fähigkeit, die von einem Wort der Macht gestützt wurde.
    Wenn Holindarn noch lebte und Inos das Wort nennen konnte, würde es ihr auf dieselbe Weise helfen? Rap hatte nicht darüber nachgedacht, welche Veränderung das Wort in Inos womöglich hervorrufen könnte. Welches große Talent besaß sie? Gewiß nicht Diplomatie! Freude? Lebenslust? Schönheit?
    Vielleicht Schönheit. Er würde niemals vergessen, wie er sie im Wald gesehen hatte, ganz unerwartet vom Kind zur wunderbaren Frau gereift, eine schmale Waldnymphe in malachitgrünem Umhang, mit goldenem Haar, das aus der Kapuze hervorlugte und grünen Augen, die in ihrem winterblassen Gesicht leuchteten. Mit dieser Erinnerung weinte er sich in den Schlaf.
    Inos Schönheit würde sie mit Hilfe der Magie in eine Göttin verwandeln. Schon jetzt war sie davon nicht mehr weit entfernt.
    Und so dachte er wieder an Andor und fletschte die Zähne. Er hatte Dinge mit Andor vor, die er sich niemals hatte vorstellen können. Rap konnte sich beinahe ausmalen, ihn Little Chicken zu überlassen.
    Sie blieben in einer schmalen Gasse stehen, die auf eine Tür zuführte, und warteten, daß ihr Atem und ihre Herzen sich beruhigten. Es ging nichts über einige Monate Laufen, um einen Mann in Form zu bringen, selbst für die steilen Treppen in Krasnegar.
    Rap erspürte prüfend die kleine Wohnung mit zwei Zimmern und einer Küche. Auf der anderen Seite der Gasse, hinter Rap, gab es eine Gemeinschaftstoilette. Der Besitzer war wach und angezogen und kniete am Kamin. Seine Frau und seine Kinder waren vor Jahren bei derselben Pest gestorben, die Raps Mutter getötet hatte, und seitdem lebte er allein. Rap war niemals in sein winziges Heim eingeladen worden, aber er kannte auch niemanden, der je dort gewesen war.
    Er klopfte.
    Stallknecht Hononin sah sich überrascht um und hievte sich schwerfällig auf die Beine. Seine Füße waren nackt, und sein Hemd hing lose über seine Hosen und Strümpfe. Sein Gesicht war wettergegerbt, unruhig und verhutzelt, und seine gebeugte Haltung ließ seinen Kopf aggressiv nach vorne hängen. Der Kreis grauer Locken um die kahle Stelle auf seinem Kopf war noch vom Schlaf zerdrückt; er schien sogar noch mürrischer als sonst, als er zur Tür hinüberlatschte.
    »Wer ist da?« Seine Stimme war so laut, daß Rap zusammenzuckte. Rap klopfte noch einmal, denn er wollte

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