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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein junger Kobold, kleiner und untersetzt, mit dunkler, khakifarbener Haut und kurzem schwarzem Haar, großen Ohren und einer langen Nase. Er trug Stiefel, Strümpfe und Hosen, aber von der Taille aufwärts war er nackt, und die Gesellschaft zuckte angeekelt zusammen.
    Er grinste breit und entblößte lange weiße Zähne. Er hielt einen Steindolch hoch – stolz, wie ein prahlendes Kind. Hand und Schneide waren voll frischem Blut.
    »Das ist Little Chicken vom RavenTotem«, sagte Rap. »Er hat soeben das Dorf gerächt, das Euer Prokonsul niedergemetzelt hat.« »Ich dachte, Kobolde zögen es vor, ihre Opfer aufzuhängen«, bemerkte Andor kalt.
    Erst jetzt schien Rap Andor zu bemerken, und sein Blick glitt hinunter zu seiner Hand, die Inos Hand hielt, und wieder zurück. »Dieser hier hat eine Ausnahme gemacht. Und ich kann es ihm nicht verdenken.«
    Foronod bewegte sich zur Tür.
»Halt!« rief Rap und hob leicht sein Schwert.
    Inos sah sich um. Nur Andor hatte eine Waffe. Die Imps hatten die Stadt entwaffnet.
     
    Der Verwalter blieb stehen. Er warf einen Blick zu Rap, der ihn erröten ließ.
     
    »Sir… Sir, ich habe einmal einen Wagen für Euch geführt, nicht wahr? Und das hat mein Leben durcheinandergebracht. Jetzt brauche ich Eure Hilfe… Sir?«
     
    Foronods blaue Augen waren kalt wie das Eis der Arktis. »Ein Pferdedieb? Ein Mörder?«
     
    »Sir!« Rap zögerte. »Sir, nachdem Ihr gehört hattet, daß ich die Pferde gestohlen habe… wart Ihr da überrascht?«
     
    Die eisblauen Augen starrten ihn eine lange Minute kalt an. »Vielleicht war ich das.«
    »Dann gewährt mir die Chance, es zu erklären«, bettelte Rap. »Jetzt. Es gibt da noch einen Pferdedieb – und noch einen Mörder.« Er zeigte mit dem Schwert auf Andor. »Fragt ihn, was er mit Doktor Sagorn gemacht hat.«
    Verblüffte Stille. Dann drückte Andor Inos Hand und führte sie hinüber zu Tisch und Sofa, zu Tante Kade. »Ich glaube, Ihr bleibt besser einen Augenblick hier, meine Damen«, sagte er kalt. »Ihr seid vielleicht in Gefahr.«
    »Gefahr?« wiederholte Inos. Durch Rap?
     
    Dann schien ihr Verstand, der kurz ausgesetzt hatte, wieder anzuspringen. »Rap! Wie bist du von Pondague hierher gekommen?« Rap schien über diese Frage überrascht, dann schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht. »Ich bin gelaufen.«
    »Inos, mein Liebling«, sagte Andor. »Ich glaube nicht, daß dies wirklich der Junge ist, den du gekannt hast.« Er machte ein spöttisches Geräusch. »Gelaufen? Das ist ganz unmöglich. Kaplanin, Heiligkeit – ich glaube, wir haben hier einen Dämon. Auf unserem Weg hierher ist er uns in den Bergen erschienen. Ich bin ganz sicher, daß uns niemand auf diesem Weg überholt haben könnte.«
    Inos sah auf Raps Beine. Seit dem letzten Sommer war er gewachsen, und sein Gesicht war dünn, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, seine Hose jemals besser ausgefüllt gesehen zu haben als jetzt. Gelaufen?
    Alle anderen schienen die Angelegenheit Andor zu überlassen. Er trat ein paar Schritte vor. »Jetzt legt Ihr – Junge oder Dämon oder was immer Ihr seid – das Schwert auf den Tisch. Ihr werdet einen fairen Prozeß bekommen. Nicht wahr, Kanzler?«
    Es folgte Stille, in der nichts passierte. Rap schien seine Zähne noch fester zusammenzubeißen, aber er sagte nichts. Der Kobold grinste, und seine Augen flogen über die Gesichter der anderen.
    Foronod machte ein finsteres Gesicht. »Heraus damit! Was deutet Ihr da über Doktor Sagorn an?«
Rap antwortete, ohne Andor aus den Augen zu lassen. »Nur zwei von uns sind von hier losgegangen, Sir. Ihr wißt das anhand der Sachen, die wir genommen haben – Sättel und Bettzeug. Ich war niemals in diesem Teil des Schlosses, aber Andor. Was hat er mit Doktor Sagorn gemacht?«
    Der Verwalter sah Andor an, der einfach antwortete: »Ich weiß nichts über Doktor Sagorn. Ich bin allein losgegangen, mit zwei Pferden, die ich in gutem Glauben gekauft hatte. Wie ich Euch schon sagte, hatte ich keine Ahnung, daß sie gestohlen waren. Ich habe sie von diesem Jungen – oder was immer er ist – bekommen.«
    Foronod dachte nach. »Es wird einen Prozeß geben müssen. Der Prokonsul ist anscheinend tot, und die imperialen Truppen werden verlangen, daß wir ihnen die Täter übergeben.«
    Er wandte sich wieder zur Tür, und wieder rief Rap: »Halt!« Er sah zu Inos hinüber und sagte steif: »Tut mir leid, Inos. Ich muß das hier tun. Verwalter, Ihr schuldet mir ein wenig mehr Eurer Zeit.

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