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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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flogen über den Tisch in die schreiende Menge. Tische kippten; Porzellan, Silber und das Schwert fielen klappernd zu Boden; die Kämpfenden fielen hintenüber und krachten auf den Boden; Tante Kade ließ Inos los, trat einen Schritt vor und schnappte sich geschickt den Brenner der Teemaschine, als diese vornüber kippte. Inos sprang eilig zur Seite, um dem Schwall Tee zu entgehen – der es zum größten Teil auf Bischof Havyili abgesehen hatte – und bemerkte erleichtert, daß dieses Mal der Palast nicht abbrennen würde. Sie und Kade wichen vor dem schreienden Knäuel zurück, das auf sie zurollte. Mutter Unonini schrie wohl am lautesten. Die Gegner wanden sich und zappelten. Der Wolf knurrte, Kleidung zerriß. Dann rief Rap »Köter!«
    Der Hund ließ locker und zog sich keuchend und zähnefletschend zurück.
    Der Mann am Boden war nicht Andor.
Schreie.
    Liebesgeschichten erzählten von unglücklichen Frauen, die vor Trauer verrückt wurden. Inos fragte sich jetzt, ob sich so der Wahnsinn anfühlte, denn sicher konnte das, was sie sah, nicht wirklich passieren?
    Er war riesig. Andors elegantes grünes Wams und die Hose hingen in Fetzen an ihm herunter und gaben den Blick frei auf Haut und einen Pelz aus gelbem Haar. Von seinem linken Arm tröpfelte Blut, sein Brustkorb war verwundet und blutete, aber er saß da und schien seine Verletzungen nicht zu bemerken.
    »Das ist Darad!« sagte Rap traurig.
    Er war viel größer als Andor und mindestens zwanzig Jahre älter. Ein Jotunn, kein Imp. Er starrte mit denn häßlichsten, zerfurchtesten Gesicht, das man sich vorstellen konnte, im Zimmer umher. Inos wich zurück, bis ihr Stuhl sie aufhielt. Alle anderen schienen sich gegen die Wände zu drücken und starrten ihn mit großen Augen an.
    Dann schnappte der Riese sich das Schwert und sprang auf die Füße. Foronod wollte den Riegel der Tür öffnen.
»Halt!« brüllte der Riese, und der Verwalter erstarrte.
    Darad sah zu Rap hinüber. »Ruft Euer Tierchen zurück, oder ich bringe es um.«
    Rap schnippte mit den Fingern, und der große Hund zog sich widerwillig zurück, mit gefletschten Zähnen, die gelben Augen auf seinen früheren Gegner gerichtet.
    Rap rief sehr laut »Köter!« Mit offensichtlichem Widerwillen schlich der Hund an seine Seite. »Inos, das alles tut mir leid. Ich mußte dich warnen.«
    Sie fand ihre Sprache wieder. »Wer bist du? Wo ist Andor?« Das entstellte Gesicht sah sie an – grausame blaue Augen, grausam. »Kommt her, Prinzessin.«
    »Nein!« Sie versuchte, hinter den Stuhl zu kriechen, doch das Ungeheuer bewegte sich wie eine Schlange, tat zwei große Schritte und erwischte sie am Arm, riß sie herum und drückte sie an sich, ihr Gesicht an seiner Brust, alles in einer einzigen, kaum wahrnehmbaren Bewegung.
    Er lachte heiser in sich hinein. »Jetzt haben wir doch ein wenig Sicherheit! Macht Schwierigkeiten, und das Mädchen stirbt.«
    Seine Stärke war unglaublich – dieser einer Arm hielt sie unbeweglich gegen seine Brust wie ein Felsen gedrückt. Andor! Andor! Es roch nicht mehr leicht nach Rosenwasser, wie sie es an Andor gerochen hatte. Dieser Mann stank nach Schweiß und ganz leicht nach Kobold.
    Dann machte sie den Fehler, sich zu wehren – zu beißen und zu treten. Sofort drehte ihr das Scheusal den Arm auf den Rücken und preßte ihr die Luft ab, als wolle es zeigen, wie leicht es sie zerreißen könnte, wenn es wollte. Ihre Rippen wollten bersten, ihre Wirbelsäule wollte brechen, und sie konnte nicht schreien, dann umfing sie Dunkelheit und ein Dröhnen im Kopf, Todeskampf. Dann ließ er sie plötzlich frei, und sie konnte die gesegnete Luft einatmen, und ihr Gehirn schien nicht mehr platzen zu wollen.
    »Versucht das nicht nochmal!« knurrte er.
    Nein – Inos rang nach Atem und spürte, wie ihr Herz in ihrem Kopf wie wild schlug, und sie hörte das langsamere, gleichmäßige Herzklopfen des Mannes. Seine mißliche Lage schien ihn nicht besonders zu beunruhigen.
    »Jetzt – den Hund hinter die Tür!« befahl er.
     
    Dummer Rap! Rap hatte dieses Ungeheuer Darad an die Stelle von Andor gerufen, aber was konnte er jetzt tun, um es wieder loszuwerden? Die Rückverwandlung würde nicht so einfach sein.
    Rap versuchte offensichtlich, logisch zu denken. Sie konnte ihn nicht sehen, doch hörte sie seine barsche und sture Stimme. »Was wollt Ihr tun, Darad? Von hier könnt Ihr nicht entkommen. Laßt sie gehen. Gebt auf!«
    Sie fühlte ein leises Grollen in dem Mann aufsteigen, noch

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