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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Dein Vater ist kaum… Es geht sehr schnell. Sicher könntest du noch eine Weile warten, mein Liebes.«
    Inos starrte auf die verschlossene Tür. »Es tut mir leid, daß es auf diese Art passieren muß, aber Andor und ich glauben, es wäre ratsam. Sehr schnell! Eine Staatsangelegenheit. Kaplanin?«
    Mutter Unonini bewegte sich nicht. Sie schmollte und blickte trüber vor sich hin als je zuvor. »Inosolan, erinnert Ihr Euch an das, was der Gott Euch sagte? Denkt an die Liebe! Denkt Ihr an die Liebe?«
    Inos sah zu Andor auf. Er blickte auf sie hinunter. Sie lächelten. »O ja!« antwortete sie.
»Ich denke, Ihr solltet warten, bis…«
    Inos ließ sie nicht ausreden. »Nein!« rief sie. »Jetzt! Bevor der Prokonsul zurückkommt! Schnell!«
    Mutter Unonini schreckte zurück und suchte Unterstützung bei Tante Kade, die sich auf die Lippen biß und murmelte: »Es könnte… eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme sein.«
    Die Kaplanin schüttelte heftig den Kopf. Die Männer runzelten fast alle die Stirn über diese unangemessene und respektlose Eile. Inos fragte sich, ob sie den Rat um Erlaubnis bitten sollte, doch wenn sie es ihr nicht vorschlugen, würde sie das gewiß nicht tun.
    Natürlich! Inos brauchte die garstige Kaplanin gar nicht. Sie hatte sogar einen ernsten Fehler gemacht. Sie griff nach Andors Handgelenk und zog ihn hinüber zu Bischof Havyili, der friedlich schlummernd auf dem Sofa saß. Der Bischof war dafür berüchtigt, überall zu schlafen – selbst auf dem Rücken eines Pferdes, hatte ihr Vater gesagt.
    »Eure Heiligkeit!«
»Hm?« Seine Heiligkeit öffnete die Augen.
»Verheiratet mich!«
    »Was?« Verdutzt rappelte der Bischof sich hoch – alt und schwerfällig und mitleiderregend – wenig beeindruckend für einen Bischof. »Verheiratet uns!« rief Inos und stampfte mit dem Fuß auf »Eine Staatsangelegenheit! Es ist dringend! Jetzt! Sofort!«
     
    Zwinkernd, jedoch gehorsam murmelte der Bischof »In Liebe verbundene Freunde–«
     
    »Ach, vergeßt das alles!« tobte Inos. Yggingi mußte bereits auf dem Weg sein. »Kommt gleich zum wichtigsten Teil!«
    Die Anwesenden murmelten vor sich hin. Der Bischof geriet ins Stottern und wollte etwas erwidern, doch er besann sich. »Gibt es jemanden unter den Anwesenden, der einen Grund kennt, warum dieser Mann und diese Frau nicht in den heiligen Stand der Ehe treten sollten? Er ließ die Pause zum Antworten gnädig ausfallen. »Also, wollt dann Ihr, ähm…«
    »Andor.«
»Andor, diese Frau…«
    Seine Stimme wurde leiser. Sein Blick wanderte hinter Inos. Die Tür quietschte, und Inos fuhr entsetzt herum.
    Langsam schwang die Tür auf.
Herein trat…
Unmöglich!
Das war der zweitschlimmste Schock dieses Tages.
    Er verbeugte sich steif in ihre Richtung, über das ganze große Zimmer hinweg. Er schluckte und zögerte. »Es tut mir leid wegen deines Vaters, Inos – Eure Majestät«, sagte er heiser. »Sehr leid.«
    Er hielt Yggingis Schwert in der Hand.



3
    Foronod rief aus »Der Pferdedieb!«, und es war tatsächlich Rap.
    Aber er war nicht mehr der schmutzige Kobold aus dem Wald, sondern rasiert und sauber. Sein brauner Haarschopf sah zwar aus wie mit der Säge geschnitten, aber so sauber wie selten. Er trug ein uraltes, schlecht sitzendes Wams und eine gefleckte graue Wollhose. Nur das Schwert, das er in der Hand hielt, und die grotesken Tätowierungen um seine Augen, die sein Gesicht dem eines Waschbärs gleichen ließen, zeigten, daß er anders war als irgendein gewöhnlicher Lakai in dem malerisch ländlichen Palast von Krasnegar. Auf seinem flachen Gesicht lag ein nervöser, beinahe elender Ausdruck.
    Und er trug das Schwert des Prokonsuls.
     
    Inos spürte, wie übernatürliche Finger nach ihrem Schädel griffen – ein Geist? Warum würde ausgerechnet Raps Geist sie verfolgen?
    Alle anderen Anwesenden schienen zu Stein geworden zu sein. »Wo ist Prokonsul Yggingi?« verlangte Foronod zu wissen.
    Rap starrte hinunter auf das unerklärliche Schwert. »War das sein Name?« Er hustete, als werde ihm schlecht. »Er ist tot.«
     
    Nein, er war kein Geist. Inos atmete erleichtert auf. Es war Rap.
    Während alle versuchten, die Bedeutung dieser Nachricht zu begreifen, ging ein Murmeln durch die Reihen – zweitausend imperiale Soldaten in der Stadt und ihr Anführer ermordet?
    »Rap!« rief Inos. »Das hast du nicht getan!«
Er schüttelte wütend den Kopf. »Aber ich habe dabei geholfen!«
    Ein weiterer junger Mann trat hinter Rap durch die Tür,

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