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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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und blieb erneut keuchend stehen. »Hätte er das getan, hätte es ihm vielleicht davon abgeraten, Euch nach Kinvale zu schicken, und dann wären diese Probleme vielleicht verhindert worden.«
    »Wie hätte es das tun können? Ein Fenster?«
    »Es hätte Euch möglicherweise hier beim Winterfest zeigen können? Ich gebe zu, es ist gefährlich. Euren Urgroßvater hat es wahnsinnig gemacht.«
    Das. gefiel Rap überhaupt nicht, und er erinnerte sich an das furchteinflößende Leuchten, das er in dem Fenster hervorgerufen hatte, als er ihm nahe gekommen war – und er erinnerte sich auch an die merkwürdige Erscheinung, die vielleicht Bright Water gewesen war, die Hexe des Nordens. Sie hatte irgend etwas über Blick in die Zukunft gebrabbelt und hatte Rap beschuldigt, ihren Blick in die Zukunft zu blockieren. Konnte es da eine Verbindung geben?
    Inos eilte quer durch das Schlafzimmer, die Kammer des Todes. »Laßt uns sofort hinaufgehen«, sagte sie, und beinahe versagte ihre Stimme gebrochen.
    Rap verspürte den verrückten Drang, ihr nachzulaufen und sie zum Trost in seine Arme zu nehmen. Er wollte es so sehr, daß er zu zittern begann. Immer wieder dachte er daran, wie sie ihn zum Abschied geküßt hatte, vor jetzt beinahe einem Jahr. Aber Königinnen küßten nicht die Angestellten des Verwalters – oder Pferdediebe.
    Ganz Krasnegar hatte ihn verstoßen, sie nicht. Er hatte nie bezweifelt, daß sie seine Freundin bleiben würde, wenn sie erst einmal nicht mehr unter Andors Zauber stand. Es war sehr schwierig, im Kopf zu behalten, daß sie seine Königin war. Wenn sie eine königliche Robe tragen würde und eine Krone, wäre es vielleicht möglich. Aber trotz ihres königlichen Benehmens war sie in ihrer schäbigen Lederreitkleidung und mit dem goldenen Haar, das locker über ihren Rücken fiel, immer noch viel zu sehr seine Gefährtin aus Kindertagen – zu Pferde, beim Klettern über die Klippen…
    Sagorn rang immer noch nach Atem.
     
    »Ihr wißt, daß ich nur ein einziges Mal dort oben gewesen bin?« sagte Prinzessin Kadolan. Sie keuchte ebenfalls, aber vielleicht war das reine Höflichkeit. »Mein Großvater starb bei einem Feuer, dachte ich.«
    Das Schlafzimmer war heller, denn in den Halterungen brannten mehr Kerzen als unten. Sagorn ging hinüber zu den beiden Portraits über dem Kamin. »Ja, aber vorher wurde er wahnsinnig.«
    »O je! Glaubt Ihr, er sah durch das Fenster seinen Tod, und dieser Anblick machte ihn wahnsinnig?«
    Der alte Mann zuckte die Achseln. »Das glaubte zumindest Euer Bruder, und Euer Vater auch. Es ist ein interessantes Paradoxon. Die Prophezeiung machte ihn verrückt, doch wäre er nicht schon vorher verrückt gewesen, wäre er also auch nicht eingeschlossen worden und hätte so den Flammen entkommen können. Seltsam, nicht wahr?«
    Rap kam erneut zu dem Schluß, daß er diesen unheimlichen, kaltblütigen alten Mann nicht leiden konnte. Er hievte eine Kommode zur Tür, und der Kobold eilte ihm wieder zur Hilfe.
    Die Imps waren jetzt ins Ankleidezimmer eingedrungen und hielten auf die Treppen zu, die zum Vorzimmer führten. Sobald Rap das oberste Zimmer erreicht hatte, würde er nicht mehr in der Lage sein, die Geschehnisse unter sich zu verfolgen. Er hoffte, daß Sagorn des Vertrauens würdig war, das Inos ihm entgegenbrachte, aber es war nicht seine Aufgabe, ihr einen Rat zu erteilen. Außerdem hatte er sowieso keine Idee. Die Situation schien hoffnungslos. Sobald die Leiche Yggingis entdeckt war, konnten die Schuldigen froh sein, wenn sie nur in den Kerker geworfen und nicht gleich vor Ort enthauptet wurden.
    Mit dem Kobold auf den Fersen folgte er den anderen unwillig die letzte Treppenflucht hinauf und erspürte die Leere über sich. Als sein Kopf die unsichtbare Barriere durchstieß, fühlte er sich wie ein Wurm, der an die Erdoberfläche vordrang. Wieder wurde er von einer schwindelerregenden Aufregung erfaßt, von einer Heiterkeit, die aus einer Kombination aus großer Höhe und okkulter Hellsicht bestand, und eine göttliche – eine verabscheuungswürdige – Fähigkeit bewirkte, jeden außerhalb des Schlosses von Krasnegar zu bespitzeln.
    Sagorn stützte sich mit einer Hand gegen die Wand und atmete schwer. Inos hielt eine Kerze und stand dicht neben ihrer Tante in der Tür und sah mit großen Augen hinüber zu dem magischen Fenster. Es war dunkel und schien sich in nichts von den anderen Fenstern zu unterscheiden, von seiner Größe einmal abgesehen. Eines der anderen

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