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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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war sowohl über seine Worte als auch über sein konspiratives Grinsen erstaunt – absolut nicht königlich!
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist sehr schwer, eine angemessene, gebildete Kaplanin zu finden, die bereit ist, an einem Ort wie Krasnegar zu leben, Inos.«
    »Mit Krasnegar ist alles in Ordnung«, protestierte sie.
     
    Er seufzte. »Nun, ich stimme dir zu. Aber viele denken anders darüber. Also, was ist mit dieser Seide?«
    Sie sprang auf und holte die Seide, die neben dem Spiegel lag. Sie schüttelte den Ballen und drapierte den Stoff über ihre Schulter, damit er ihn sich ansehen konnte, und bevor er sprechen konnte, erklärte sie ihm schnell, wie gut das Gold zu ihrem Haar paßte, und daß der Bronzeton genau mit ihrer Haut übereinstimme und das Grün mit ihren Augen. »Ich habe gehofft, du würdest ihn mir zum Geburtstag schenken?« endete sie voller Hoffnung.
    Er schüttelte den Kopf und bedeutete ihr, sich zu setzen. Sie ließ die Seide fallen und spürte, wie ihre Stimmung mit ihr zu Boden sank. Als sie saß, hob er eine kleine Lederschatulle vom Bett neben sich hoch.
    »Ich schenke dir diese hier zum Geburtstag!« Er öffnete den Deckel, und sie schnappte nach Luft.
    »Mutters Juwelen!«
»Jetzt deine.«
Perlen und Rubine und Smaragde! Gold und Silber!
    »Sie sind kein Vermögen wert«, sagte er, »aber sie sind alle schön. Schönheit, nicht Reichtum. Einige von ihnen sind sehr alt. Dieses hier gehörte Olliola, Inissos Frau,..«
    Sie war überwältigt und lauschte mit offenem Mund, als er ihr die Geschichte einiger Juwelen erzählte. Dann umarmte sie ihn und wollte sie anprobieren, doch er schloß die Schatulle.
    »Was die Seide anbelangt…«
Ärger!
»Ja, Vater?«
»Wo hast du so etwas bloß gefunden?«
»Bei Mistress Meolorne.«
»Das hätte ich mir denken können!« Er lächelte. »Wieviel?« »Nun, mehr als ich ausgeben wollte, aber–?«
»Du klingst genau wie deine Mutter«, sagte er. »Wieviel?«
Inos biß sich auf die Lippen und flüsterte die furchtbare Wahrheit.
    »Was?« Er starrte sie an. Dann wandte er sich schnell ab, und nach einer Weile bemerkte sie, daß er lachte.
     
    »Vater!«
    Er drehte sich zu ihr um und konnte sich nicht mehr beherrschen. Er lachte schallend los. »O Inos, mein Schatz! O Prinzessin!« Er hörte nicht auf zu lachen.
    Sie war verletzt und wurde beinahe wütend.
     
    »Komm!« sagte er schließlich und rang immer noch mit der Belustigung, die sie nicht verstand. »Komm mit und lerne Doktor Sagorn kennen!«

    Früher war das Zimmer einmal das Gemach der Königin gewesen, doch jetzt war es das Studierzimmer Seiner Majestät. In letzter Zeit war Inos nicht sehr häufig dort gewesen, obwohl es beinahe der einzige Ort im Schloß war, den man im Winter als gemütlich bezeichnen konnte. Sie zog es jetzt meistens vor, Wärme und Freundschaft im Küchentrakt zu suchen. Die vertrauten Stühle und das Sofa waren noch dieselben wie zur Zeit ihrer Mutter, doch fielen sie Inos jetzt ebenso auf wie die Möbel im Schlafzimmer ihres Vaters – alt und schäbig, gar nicht königlich. Es ärgerte sie, Doktor Sagorn zu sehen, wie er seinen langen, knochigen Körper im Lieblingssessel ihrer Mutter ausstreckte.
    Er erhob sich unbeholfen und verbeugte sich vor ihr, und sie machte einen Knicks. Sie hatte darauf bestanden, sich umzuziehen und fühlte sich in ihrem zypressengrünen Wollkleid gleich viel besser. Es war zu warm für dieses Wetter, doch war es leicht gepolstert und ließ sie älter aussehen.
    Als sie sich entschuldigte, hielt sie ihren Blick fest auf den fadenscheinigen Teppich gerichtet.
    Er verbeugte sich erneut. »Und ich entschuldige mich, Hoheit, weil ich Euch erschreckt habe.« Sie fand, er hätte die Worte ein wenig überzeugender vorbringen können. »Euer Vater und ich waren vielleicht ein wenig zu vertrauensselig, daß wir die Tür des Schlafzimmers nicht abgeschlossen haben.« Die alten blauen Augen funkelten tückisch. »Wir haben zu sehr auf den Aversionszauber vertraut. Ich schätze, nach so vielen Jahrhunderten wirkt er nicht mehr so gut.«
    »Zauber?« wiederholte Inos. »Zauberei?«
»Habt Ihr es nicht gespürt?«
    »Sie glaubte, Ihr seid ein Zauberer«, bemerkte ihr Vater und lächelte, als habe er einen Scherz gemacht.
»Um Himmels willen, nein! Ich würde kaum so herumlaufen, wenn ich ein Zauberer wäre, oder?« Doktor Sagorn versuchte, wie ihr Vater zu lächeln, doch sein eckiges Gesicht sah dadurch nur noch gefährlicher aus.
    Inos fiel keine

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