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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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dazu zu verurteilen, zum Dinner zu bleiben, aber ihre Nachbarn würden zu klatschen beginnen. Hatte sie noch anderen guten Stoff?«
    Voller Aufregung erinnerte sich Inos an die Worte, die der Gott gesagt hatte. »Nur noch eine weitere Seide, Vater. Mit blühenden Bäumen darauf. Äpfel, sagte sie. Wachsen Äpfel wirklich aus Blüten? Und dann hat sie einen wunderschönen, türkisfarbenen Satin und drei weiche Leinenstoffe und einen Ballen silbernen Mohairs –«
    Er lachte. »Ich wollte dich heute nachmittag mit deiner Tante hinunterschicken, aber vielleicht komme ich auch mit. Wenn Doktor Sagorn mich eine Weile entschuldigt, werde ich meine alte Freundin Meo besuchen. Sie ist jetzt Witwe. Ich nehme an, sie ist einsam. Du kannst alles haben und noch mehr – all diese schönen Kleider und Roben, die wir für dich machen oder finden können.«
    »Vater! Meinst du das ernst? Aber – aber warum?«
     
    Er lächelte traurig. »Ich wollte es dir noch nicht sagen, aber ich schätze, ich muß es tun. Weil du Krasnegar verlassen mußt.«

6
I loved a maiden…
    Maiden oh… I loved a maiden,
    Long ago…
    I left my land, I left my kin,
    I left my all, her heart to win,
    Maiden, maiden, maiden oh…
    Long ago…
    Jalons Stimme schwebte durch die große Halle wie Blütenblätter. Inos fröstelte, als sie ihm lauschte. Sie dachte an die Herrlichkeit des Gottes, den sie am Morgen gesehen hatte; sie dachte an Mondlicht auf Schnee, an die Perlenkette, die sie trug, und an weiße Möwen im blauen Himmel. Große Schönheit ließ sie immer frösteln, und einen solchen Gesang hatte sie noch nie vernommen. Jeder andere Spielmann, den sie je gehört hatte, war im Vergleich mit Jalon eine schreiende Gans. Die Halle war voller Menschen, dennoch war kein Laut zu hören, außer dem bebenden Schluchzen der Harfe und einer einzigartig klaren Tenorstimme, die zu den hohen Balken emporschwebte.
    Blütenblätter!
    Inos saß mit ihrem Vater und seinen Gästen an der erhöhten Tafel, auf dem Podium am Ende der großen Halle. Leute aus der Stadt und die ältesten Angestellten des Schlosses saßen zu beiden Seiten. Gegenüber hockte das niedere Volk vor dem großen Kamin auf dem Boden. Die Steine über ihnen waren vom Schmutz und Rauch der Jahrhunderte geschwärzt, und auch die hohen Balken waren schwarz. Viele Wintertage hatte sie zitternd an diesem Tisch gesessen und wehmütig in die züngelnden Flammen geschaut, die zischten und spritzten, wenn das Fett von den knarrenden Bratspießen auf sie hinuntertropfte; eine Prinzessin, die ihre Diener beneidete. Aber heute war die Feuerstelle kalt und nackt, und in der Halle war es heiß, nicht kalt. Im Sommer liebte die Sonne Krasnegar und ging nicht fort. Die Menschen fielen vor Erschöpfung um, bevor die Sonne unterging, und nach einer Stunde oder so kam sie zurück, bereit für einen weiteren, endlosen Tag. So schien die Sonne immer noch durch die Fenster und malte glitzernde Brücken des Lichts in den Staub. *
I gave her gold, and rubies, too,
    I gave my all, her heart to woo.
    Maiden, maiden, maiden oh… ’
    Es war warm dort oben an der erhöhten Tafel mit ihrem Vater und Tante Kade und den vielen vornehmen Gästen, die kurzfristig aus der Stadt zusammengeholt worden waren, um diesen Spielmann zu hören… und vielleicht Prinzessin Inosolan zu verabschieden? Nein, nicht daran denken.
    Tante Kade hatte ihren uralten lapislazulifarbenen Samt hervorgekramt, in dem sie draller und kleiner als sonst aussah und den sie normalerweise nur zum Winterfest trug. Für dieses Wetter war das Kleid viel zu heiß, und ihr Gesicht glänzte rot, als sie zufrieden in die Runde der Gäste lächelte. Ihr Haar hatte sie blau getönt. Lächelte sie beim Gedanken an Kinvale? Nein! Nein! Denk erst morgen daran.
    Mistress Meolorne war da, sie strahlte glücklich und dachte vielleicht an all den wunderbaren Stoff, den sie am Nachmittag an den Hof verkauft hatte – und alle für weniger als einen einzigen Imperial, genau, wie es der König vorhergesagt hatte. Er und sie lachten zusammen wie alte Freunde.
    Ihr Vater wirkte müde, es war, als säße er im Schatten, während alle anderen um ihn herum die Sonne genossen.
    Kaufleute hatten ihre Frauen mitgebracht, und einige Kapitäne und der Bischof und die Lehrer der Schule waren gekommen; der alte Kondoral, der seine Hand hinter das Ohr legte und in dessen Falten Tränen hinunterliefen, Kanzler Yaltauri und Meister Poraganu. Nur wenig Personal des Schlosses war anwesend und

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