Dave Duncan
also, Hoheit, die Gefolgsadeligen und das Impire haben ein großes Interesse daran, wen Ihr zu Eurem Ehemann erwählt. Denn beide brauchen Euch.«
»Brauchen mich?« fragte sie. »Uns?«
Er nickte. »Krasnegar. Euer Vater muß Euch viel beibringen, wenn Ihr hier nach ihm regieren wollt. Salz, zum Beispiel. Selbst so einfache Dinge wie Salz. Die Jotnar brauchen Salz, um ihr Fleisch über den Winter zu lagern. Salz läßt sich nicht gut zu Wasser transportieren, also kommt das meiste im Sommer über Land nach Krasnegar. Kobolde und Jotnar tauschen dafür Felle ein. Das Impire will Felle. Solche Dinge. Der Imperator würde gar nicht gerne einen Jotunn als König in Krasnegar sehen. Nordland sähe es nicht gerne, wenn Ihr einen Imp heiratet.«
»Aber beide würden mich als Königin akzeptieren?« protestierte sie mit Blick auf ihren Vater. Sie hatte kaum daran gedacht, einmal Königin zu werden. Das wäre erst nach seinem Tod, und darüber wollte sie nicht nachdenken.
Er nickte – ein wenig zweifelnd, wie sie fand. »Wenn du alt genug bist und stark genug, und wenn sie deinen Ehemann akzeptieren. Die meisten Ehemänner geben gerne Befehle, weißt du.«
Sie schnaubte, und es war ihr egal, daß Schnauben nicht königlich war. »Nun, das wird erst in einigen Jahren sein, oder?«
Einen kurzen Augenblick lang… dann schien er sich zu besinnen. »Ich hoffe es natürlich. Wie ich jedoch meinen gelehrten Freund zu verstehen glaube, will er sagen, daß du vielleicht schon recht bald einen Ehemann erwählen mußt – in einem Jahr oder in zwei. Und deine Entscheidung wird für sehr viele Menschen von Bedeutung sein. Der Gott hat dir gesagt, du sollst an die Liebe denken, wenn du dich entscheidest – ein göttlicher Ratschlag. Richtig, Sagorn?«
Inos sprach zuerst, plötzlich von einem schrecklichen Zweifel erfaßt. »Du wirst mich doch nicht mit irgendeinem gräßlichen alten Herzog verheiraten, oder, Vater?«
Ihr Vater lachte. »Nicht, wenn du es nicht willst. Nein, Nordland würde das ohnehin nicht zulassen. Genau das meine ich – deine Entscheidung könnte einen Krieg heraufbeschwören, Inos!«
Sie schnappte bei diesem fürchterlichen Gedanken nach Luft und schluckte den Rest von dem, was sich in ihrem Glas befand. Sie mußte husten. Wenn der Genuß dieses abscheulichen Zeugs bedeutete, daß sie erwachsen war, dann hatte sie noch einen längeren Weg vor sich, als sie gedacht hatte.
Ihr Vater erhob sich. »Ich werde etwas zu essen kommen lassen, Sagorn – es sei denn, Ihr zieht die Halle vor?«
Damit ließ er Inos wissen, daß sie entlassen war, und sie hatte immer noch nicht die Sache mit der Seide geregelt.
»Nein. Es wäre schön, hier einen Imbiß zu nehmen«, antwortete der alte Mann mit einem merkwürdigen Lächeln zu ihrem Vater. »Wie Ihr wißt, Sire, bin ich nicht gerade ein Gesellschaftslöwe.«
»Aber heute abend vielleicht doch? Ich habe gehört, daß ein sehr guter Spielmann bei uns zu Besuch weilt. Kade bereitet etwas vor.« Inos wurde zur Tür gedrängt. »Vater? Die Seide?«
Er sah sie überrascht an, dann lachte er wieder laut. »Dreieinhalb Imperial sagtest du?«
Sie ruckte kläglich, und er legte schwer seine Hände auf ihre Schultern. »Inos, Liebling, so viel würde Meos ganzes Lager aufkaufen!« »Meo?«
Er lächelte und errötete, vielleicht ein wenig. »Meo und ich sind alte Freunde. Du hast mit den Kindern der Bediensteten gespielt, als du klein warst; genau wie ich. Ich kenne Meo schon mein ganzes Leben lang. Ich glaubte einmal sogar, in sie verliebt zu sein. Wer hat dich heute morgen begleitet?« fügte er plötzlich argwöhnisch hinzu.
Sie gestand – niemand.
Er seufzte und klopfte ihr auf die Schulter. »Das muß aufhören, Inos! Du wirst erwachsen. Du bist kein Kind mehr. Du kannst nicht allein herumlaufen. Oder mit Stalljungen und Küchenmädchen – auf der Suche nach Vogeleiern herumklettern oder Muscheln sammeln… Ich vernachlässige dich.« Er lachte in sich hinein. »Vielleicht glaubt Meo, daß ich sie vernachlässigt habe – ich habe sie seit Jahren nicht gesehen. Oder sie hat mir eine Nachricht geschickt.«
»Nachricht?«
Er nickte. »Eine Nachricht, daß meine schöne Tochter nicht allein durch die Stadt wandern sollte. Nein, Meo erwartet keine dreieinhalb Imperial!« Das war schon besser. Viel besser.
Ihr Vater lachte in sich hinein. »Ich bin wirklich versucht, eine Wache zu ihr zu schicken, damit sie wegen Erpressung verhaftet wird, und sie dann
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