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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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aus.
    »Welche Kleider tragen die Damen dieser Tage im Impire, Master Jalon?« Das war Tante Kade, die sich über die vielen Stoffe Gedanken gemacht haben mußte und darüber, wieviele davon sie für sich abzweigen konnte und wo sie genügend Näherinnen finden würde, alle in den wenigen Tagen vor ihrer Abreise zu verarbeiten.
    »Sehr hohe Taillen«, antwortete, Jalon fest. »Fließend wie Trompeten zum Boden, mit sehr kurzen Schleppen. An den Schultern Puffärmel, oben eng, ausgestellt am Handgelenk. Spitzenmanschetten. Die Halslinien liegen hoch, ebenfalls mit Spitzensaum. Blumendrucke sind sehr beliebt, aus Baumwolle oder Seide.«
Der Tisch reagierte mit erstauntem Schweigen auf diese unerwartet fachkundige Auskunft. Inos bemerkte, daß ihr Vater grinste.
    »Master Jalon ist auch ein Künstler«, bemerkte der König. »Ob Ihr wohl genug Zeit habt, meine Tochter vor Eurer Abreise zu porträtieren, Jalon?«
    Jalon betrachtete Inos einen Augenblick lang. »Und wenn ich ein Leben lang Zeit hätte, könnte ich doch einer solchen Schönheit nicht gerecht werden, Sire.«
    Inos spürte, wie sie errötete, und alle anderen lachten. Sie hätten nicht so laut lachen müssen, dachte sie.
    Der Spielmann wandte sich wieder dem König zu. »Wenn ich die Materialien bekomme, Sire… sie sind hier vielleicht nicht so leicht zu haben. Aber zeichnen, sicherlich. Ich täte es aus Liebe zur Sache.«
    »Könntet Ihr uns einige dieser Kleider skizzieren, die Ihr soeben beschrieben habt, Master Jalon?« fragte Tante Kade und blinzelte eifrig. »Natürlich, Hoheit.«
    Tante Kade strahlte vor offensichtlicher Erleichterung und wandte sich an Mistress Meolorne, um sie nach ihrer Meinung wegen der Näherinnen zu fragen.
    Inos blickte sehnsüchtig zu den jungen Leuten jenseits der Tische. Sie schwatzten und lachten, Rap erzählte eine Geschichte, Lin malte sie weiter aus. Welchen Sinn hatte es, eine Prinzessin zu sein, wenn man nicht tun durfte, was einem gefiel? Warum mußte sie hier oben mit all den verknöcherten alten Leuten sitzen? Leise schob sie ihren Stuhl zurück.
    Tante Kades Kopf flog herum. »Inos?«
»Ich dachte, ich könnte–«
    »Laß sie«, sagte der King sanft. Er sagte nicht: »Es ist das letzte Mal«, aber Inos war davon überzeugt, daß er es dachte.
    Dankbar erhob sich Inos, lächelte höflich in die Runde und murmelte etwas Unverständliches. Dann eilte sie über die leere Mitte der Halle zu der Gruppe am Boden. Die jungen Leute sahen sie kommen und machten Platz für sie. Rap schob einige Hunde weg, und Lin hievte sich einarmig zur Seite. Warum nahmen nur alle an, daß sie dort sitzen wollte?
    Aber das wollte sie ja.
     
    Als sie Platz nahm, wandte er ihr seinen Blick zu, und seine großen grauen Augen wurden beim Anblick der Perlen noch größer.
    Unsicher lächelten sie einander an.
»Wie haben dir diese >Kriegslieder< gefallen?« flüsterte sie. Er grinste dümmlich. »Langweilig!«
    Sie lächelte. Gut! In diesem Fall… »Es tut mir leid, daß ich so böse zu dir war, Rap.«
     
    Er wurde ein wenig rot, sah auf seine Knie und sagte: »Wollen wir uns dann nicht wieder vertragen?«
    Beide kicherten.
Sie legte ihre Hand auf den Boden, neben seine.
Seine Hand glitt über ihre.
Niemand bemerkte es.
Er hatte große, starke Hände, warm und voller Schwielen. Männerhände.
    Ja, er war größer. Es waren nicht die Stiefel gewesen, und sein abgetragenes altes Wams saß eng an den Schultern. Immer umfing Rap der freundliche Geruch nach Pferden.
    Mit Stalljungen herumlaufen, hatte ihr Vater gesagt…
»Rap, ich gehe fort!«
    Sie hatte nicht vorgehabt, das Problem zu erwähnen. Sein flaches Puddinggesicht war voller Überraschung, als er sie ansah, es wirkte jetzt viel weniger wie Pudding als früher.
    »In den Süden«, sagte sie schnell. »Nach Kinvale. Um zu lernen, mich wie eine Dame zu benehmen. Mit Tante Kade. Mit dem nächsten Schiff.« Inos biß sich auf die Lippen und starrte zu dem erhöhten Tisch hinüber. Die Halle war ziemlich dunstig geworden.
     
    Seine Hand packte fester zu. »Wie lange?«
    »Ein Jahr.« Inos holte tief Luft und versuchte sehr, königlich zu sein. »Der Herzog ist eine Art Verwandter, verstehst du – Herzog Angilki von Kinvale. Tante Kade war mit seinem Onkel verheiratet. Und die Schwester meines Urgroßvaters war seine… Ach, ich habe es vergessen. Inisso hatte drei Söhne. Der eine wurde nach ihm König, einer ging in den Süden und wurde Herzog von Kinvale, und einer ging nach Nordland.

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