Dave Duncan
Vielleicht war das besser als ein Kater. Er schnappte nach Luft und spuckte.
Beim Nachdenken hatte es ihm nicht besonders geholfen.
Warum wurde der Plan geändert? Auch der zweite Wagen würde noch vor Ende des Tages fertig sein.
Ein Wagen allein war ungewöhnlich. Wenn der Fahrer auf dem Damm bei steigender Flut in Schwierigkeiten geriet, brauchte er vielleicht Hilfe – schnell! Oder einen guten Zauberer, wie das Sprichwort sagte. Auch war ein Mann allein ungewöhnlich. Und ein Anfänger? Er allein? Rap hatte auf leichten Strecken schon oft die Zügel in der Hand gehalten, aber das war auch schon alles. Warum überhaupt er? Warum nicht Jik oder Ollo, die wußten, was sie taten? Warum er allein?
Vielleicht hatte Hononin von der Prüfung gestern gehört. Er hatte vielleicht Angst, daß Rap Thonosin beeindruckt hatte und von den Ställen fortgenommen und zum Soldaten gemacht wurde. Oder vielleicht wollte der Stallknecht nicht, daß einer seiner Leute so behandelt wurde.
Dennoch war Rap nie zuvor allein mit einem Wagen betraut worden, zumindest nicht für weite Strecken. Und ganz sicher nicht für eine ganze Fahrt. Er erschauerte vor Aufregung. Er würde also zu den Fahrern gehören – er wäre vielleicht der einzige junge Fahrer, aber mehr als ein Stalljunge. Er könnte am Tisch der Fahrer essen! Der Dienst als Soldat könnte eine Weile warten – er war noch jung.
»Du schaffst das doch, oder?«
»Ja«, antwortete Rap fest und versuchte, sachlich auszusehen. Er konnte es schaffen. »Trefft Ihr mich am Fuße des Hügels?« »Schaffst du es?«
»Ja.«
»Nun denn. Ich vertraue dir, auch wenn…« Hononin begann, sein Gesicht mit seinem Hemd abzuwischen und ging fort. Der Rest des Satzes blieb ungesagt oder ging in seinem Hemd verloren.
Ich vertraue dir, auch wenn… Auch wenn was?
Snowballs rechtes vorderes Hufeisen hatte sich gelöst. Rap berichtete Hononin davon; Hononin fluchte und ging zur Gesindestube. Anscheinend war der Hufschmied nicht da, denn derjenige, der kam, um sich mit der Angelegenheit zu befassen, war Raps Freund Kratharkran, der Gehilfe des Schmieds; er wischte sich demonstrativ die Krümel vom Mund und schmollte, er sei von einer wichtigen Sache fortgeholt worden. Obwohl sein Vater ein Imp war, sah Krath mehr wie ein Jotunn aus als die meisten Jotnar und war in letzter Zeit sehr in die Höhe geschossen. Rap hatte am Abend zuvor noch mit ihm gesprochen, doch in seiner ledernen Arbeitskleidung sah er so aus, als sei er über Nacht noch gewachsen.
Trotz seiner Größe hatte er eine absurd quietschende Stimme. Er schaute mit ungläubigen blauen Augen auf Rap hinunter. »Seit wann betrauen sie dich mit diesem Wagen, Rap?«
»Solange sie dich mit dem Hammer betrauen!«
Sie grinsten sich gegenseitig zufrieden an, und Krath machte sich an die Arbeit. Als er das Hufeisen gerichtet hatte, bat er feierlich um Raps Anerkennung und nannte ihn »Fahrer«.
Ebenso feierlich dankte Rap ihm und stellte fest, es sei eine gute Arbeit, und so war es auch. Krath stimmte ihm zu und wünschte ihm Glück, dann ging er davon, um sein Mahl wieder aufzunehmen.
Alles war sehr geschäftlich und gut abgelaufen, aber als Rap die Pferde gerichtet hatte, wußte er, er würde nur knapp an der Flut vorbeikommen. Er fand den alten Mann, wie er Säcke in der Futterkammer zählte.
»Ich bin fertig«, sagte Rap und versuchte entspannt auszusehen und zu sprechen.
»Dann fahr los.« Hononin hatte sich nicht einmal umgedreht.
»Wollt Ihr es Euch nicht noch einmal ansehen?« Der alte Mann ließ niemals einen Wagen ohne persönliche Begutachtung losfahren, nicht einmal, wenn Ollo oder Jik ihn lenkten. Und sicher wollte er sich Snowballs Hufeisen ansehen?
Er drehte sich immer noch nicht um, offensichtlich war er über irgend etwas sauer. »Fahr einfach!« bellte er. »Denk an die Flut!«
Rap zuckte die Schultern und ging. Er hatte sich noch nicht einmal die unvermeidliche Warnung anhören müssen, in der Stadt vorsichtig zu sein. Sehr eigenartig!
Als er zum Hof zurückeilte, traf er Fan, die die Hühner füttern wollte. Er bat sie, Inos mitzuteilen, daß er eilig habe fort müssen.
Er erklomm die Sitzbank und bekam vor Aufregung eine Gänsehaut. Bevor er seine Peitsche knallen lassen konnte, hörte er hinter sich eine hohe Stimme rufen. Lin rannte mit einer Tasche in seiner gesunden Hand über den Hof. Er blickte Rap hoffnungsvoll an. »Brauchst du Gesellschaft?«
»Sicher«, antwortete Rap. Lin war ein
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