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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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lag Krasnegar, ein gewaltiges Dreieck mit einem Schloß als Dutt. Ja, es sah aus wie ein Stück Käse. Vielleicht war Rap nach all dem hungrig, aber er hatte später gesagt, also würde es später werden. Ein gelbes Dreieck. Wo hatte der Zauberer den schwarzen Stein für sein Schloß gefunden?
    Inos war in diesem Schloß…
    Er dachte an Ausritte zu Pferde und ans Muschelsuchen und ans Fischen; an Inos, die mit ihren langen Beinen über die Dünen rannte, an ihr goldenes Haar, das im Wind wehte, und an ihr Kreischen und Kichern, wenn er sie fing; an Inos, die im Sonnenschein über die Klippen kletterte; an die Falkenjagd und ans Bogenschießen. Er dachte an ihr Gesicht, nicht knochig wie das eines Jotunn oder rund wie das eines Imp. Genau richtig. Er dachte an gemeinsames Singen und den Kamin im Winter, als sie sangen und scherzten und er seinen Arm um sie legte, wenn sie Bilder in die verglühende Asche malten.
    Es tat weh, aber das war gut so. Es konnte niemals etwas zwischen einer Prinzessin und einem Stalljungen sein oder einem Wagenlenker. Er nahm an, daß es sich langsam so entwickelt hatte. Er hatte es wirklich erst am Tag zuvor bemerkt. Sie waren einfach ein Haufen Kinder gewesen. Erst gegen Ende des letzten Winters waren er und Inos sich nähergekommen und hatten sich von den anderen entfernt. Und dann, als der Frühling kam, war er zum Festland gegangen.
    Sie hatte ihn zum Abschied geküßt, aber selbst da hatte er nicht darüber nachgedacht – nicht, bis sie getrennt waren. Da hatte er bemerkt, wie sehr er ihr Lächeln vermißte und ihre angenehme Nähe – und ihm war klar geworden, daß sie andere Männer nicht zum Abschied küßte.
    In letzter Zeit träumte er von ihr. Doch sie würde nach Kinvale gehen und einen gutaussehenden Adligen finden und mit ihm zurückkommen, und der würde König werden, wenn Holindarn starb.
    Und er würde sich ein anderes Mädchen suchen müssen, das er küssen konnte.
    Das Problem war, es gab außer Inos keine anderen Mädchen. »Kannst du dich noch an deine Mutter erinnern, Rap?«
    Rap sah überrascht zu Lin, der immer noch ein wenig blasser war als sonst. »Warum?«
     
    »Einige der Frauen sagen, sie sei eine Seherin gewesen.«
     
    Rap runzelte die Stirn und versuchte sich daran zu erinnern, ob seine Mutter so etwas einmal erwähnt oder etwas Entsprechendes getan hatte. »So?« fragte er.
    »Erwachsen werden. Ich habe mich einfach gefragt… du hast heute einige merkwürdige Dinge getan, Rap. Bislang konntest du so etwas nicht, oder, Rap?«
    »Was zum Beispiel? Ich habe nichts getan!«
     
    Lin war nicht überzeugt. »Könnte es etwas sein, das mit dem Erwachsenwerden kommt, wie das Rasieren?«
     
    Über solche Dinge würde Rap nicht mit einer Plaudertasche wie Lin sprechen. »Stört dich der Gips?«
     
    Lin blickte auf seinen Arm hinunter. »Ja, ein wenig. Warum?« »Weil, wenn du andeuten willst, meine Mutter habe sich rasieren müssen, dann hast du gleich zwei davon.«

2
    Der Sommer, so sagten die hart arbeitenden Leute in Krasnegar, bestand aus den zwei Wochen, in denen sie sich auf die anderen fünfzig vorbereiten konnten. Da war etwas Wahres dran.
    Sicher, der Sommer dauerte normalerweise länger als zwei Wochen, aber er kam spät und ging früh und wurde durch endlose Plackerei verdorben. Ohne die Erträge ihrer Arbeit im Sommer würden die Menschen den gnadenlosen Winter, der sicher folgte, nicht überleben. Einige winterfeste Getreidesorten wurden ausgesät, und meistens konnte die Ernte noch vor dem ersten Schnee eingefahren werden und die mit dem Schiff importierte Ware ergänzen. In anderen Jahren herrschten Hunger und Krankheit, bevor der Sommer zurückkam. Torf mußte gestochen und getrocknet und in vielen Wagenladungen in die Stadt gebracht werden, um in langen Nächten den tödlichen Klauen des Frostes die Stirn zu bieten. Auch Heu, hoch auf die Wagen geladen, überquerte bei jeder Ebbe den Damm, damit die Pferde des Königs bis zum Frühling etwas zu Fressen hatten und das Vieh im nächsten Jahr Milch für die Kinder geben konnte. Fisch mußte gefangen und geräuchert werden, Vieh geschlachtet und das Fleisch gesalzen; wenn die Boote mit Glück gesegnet waren, diente Fleisch vom Seehund oder Wal als Ergänzung. Gemüse und Beeren, Binsen und Treibholz und Pelze… die spärlichen Früchte des kargen Landes wurden sorgfältig gesammelt und eifersüchtig gehütet.
    Hier und dort standen auf den kahlen Hügeln verlorene Weiler und Ansammlungen kleiner

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