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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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wiederholte Tante Kade. »Natürlich werden wir noch viel mehr Kleider kaufen, wenn wir uns in Kinvale eingelebt haben, aber zumindest werden wir nicht allzu bäuerlich aussehen. Und die guten Bürger von Krasnegar werden sehen, wie Damen sich heute kleiden sollten. Ich hoffe wirklich, der Kutscher wird daran denken, langsam zu fahren. Halte deinen Kopf hoch, mein Liebes. Du siehst aus wie ein Einhorn, wenn du dich vorbeugst. O Inos, Kinvale wird dir gefallen!« Sie klatschte in ihre schwammigen Hände. »Ich freue mich so darauf, dir alles zu zeigen – das Tanzen und die Bälle, die Bankette und die kultivierten Gespräche! Ich war nicht viel älter, als ich zum ersten Mal dort war, und ich tanzte monatelang jede Nacht. Die Musik! Gutes Essen! Eine sanfte Landschaft… du hast keine Ahnung, wie grün und üppig die Landschaft ist, verglichen mit diesen rauhen Bergen. Und die gutaussehenden jungen Männer!« Sie lächelte albern und seufzte.
    Inos hatte das alles in den letzten Wochen wohl tausendmal gehört. Jetzt war die Zeit der Frühlingsgezeiten, dachte sie bitter. An diesem Morgen wäre es günstig zum Muschelfischen.
    »Und Herzog Angilki!« Tante Kade war jetzt voll in Fahrt. »Er war ein bemerkenswerter Mann, als er… nun, ich meine, er ist absolut zivilisiert. Sein Kunstverstand ist untadelig.«
    Er ist außerdem 36 Jahre alt und hat zwei Töchter. Er hat bereits zwei Frauen begraben. Zwar hatte Inos ihren entfernten Cousin niemals kennengelernt, doch war sie davon überzeugt, daß er äußerst abscheulich war. Sie war entschlossen, ihn zu hassen.
    »Er wird so glücklich sein, uns zu sehen!« Kade lugte in den Spiegel und rückte ihr blaugefärbtes Haar zurecht, das unter der silbernen Trompete auf ihrem Kopf hervorkroch.
    »Ich bin der Meinung, man sollte niemals jemanden ohne Einladung besuchen«, sagte Inos düster; doch damit hatte sie es bereits versucht und keinen Erfolg erzielt. Es würde auch jetzt kaum funktionieren, jetzt, da ein Schiff auf sie wartete.
    »Sei nicht albern!« sagte Kade, die jedoch ganz ruhig blieb. »Wir werden willkommen sein. Wir sind immer eingeladen, und wir hatten einfach keine Zeit, zu schreiben und auf eine Antwort zu warten. Der Winter steht bevor. Die Seereise im Sommer wird dir sehr gefallen, meine Liebe, aber es darf nicht noch später werden. Ah! Das Meer! Ich liebe das Segeln!«
    »Ist Master Jalon fertig?« Jalon war aufreizend unbestimmt, aber er würde die Reise wenigstens erträglich machen.
     
    Kade wandte sich überrascht zu ihrer Nichte. »Oh, hat er es dir nicht gesagt? Er hat beschlossen, über Land zu fahren.«
     
    »Hat er das?«
     
    »Ja, Liebes.«
    »Er ist verrückt!« Inos versuchte sich Jalon vorzustellen, wie er all diese Wochen die gefährlichen Wälder durchstreifte, und ihr wurde ganz anders. Es gab Kobolde im Wald. Jalon?
    »Oh, sicher.« Kade zuckte die Achseln. »Aber dein Vater glaubt offensichtlich, daß er es schaffen kann; er hat ihm ein Pferd gegeben. Jalon ist heute morgen losgeritten. Ich weiß, daß er dich suchte, um dir auf Wiedersehen zu sagen.«
    »Ich nehme an, er wurde durch eine Möwe oder so abgelenkt.«
    »Ja, Liebes…« Kade sichtete die Koffer und das Gepäck. »Welche sollen wir für die Reise nehmen?« fragte sie Ula, ihr Mädchen. Inos war kein Mädchen gestattet worden. Eines würde für beide reichen, sagte Tante Kade, weil es auf dem Schiff nicht genügend Platz gab; und wenn sie in Kinvale ankamen, konnten sie besser ausgebildete Mädchen anstellen.
    Ula war klein und dunkel, schwerfällig und beinahe trübsinnig. Sie zeigte keinerlei Aufregung, aber vermutlich verstand sie einfach nicht, was ihr bevorstand oder was ein Monat oder mehr auf einem Schiff bedeutete. Auch sie selbst begriff das vermutlich nicht, wurde Inos klar. Auf den Karten sah es einfach aus – westlich zu den Claw Capes, südlich ins Westerwater und dann nach Osten in den Pamdo Golf – aber auch das erschien eine unnötig lange und umständliche Tortur, wo die Landroute so viel kürzer und so viel interessanter war! Tante Kade war vor, während und nach ihrer Ehe mehrere Male zwischen Krasnegar und Kinvale hin-und hergesegelt. Ihre Begeisterung, dies zu wiederholen, war bedenklich. Alles, was Tante Kade Spaß machte, mußte schrecklich langweilig sein.
    Warum konnten sie nicht über Land fahren? Wenn ein Schwachkopf wie Jalon das schaffte, könnte jeder es schaffen. Doch auch das Argument zog nicht. Tante Kade mochte keine Pferde und auch

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